Mit gezielten ackerbaulichen Maßnahmen und einer Dürreversicherung in Extremjahren reagieren Marc und Alexander Linse-Wall auf Frühjahrstrockenheit und Dürregefahr.
Im Regenschatten des Harzes bauen die Brüder Marc (34) und Alexander (38) Linse-Wall auf rund 1200 ha (50–100 Bodenpunkte) Gerste, Raps, Weizen, Rüben, Mais sowie Durum und Dinkel an. Am Betrieb in Neugattersleben (Sachsen-Anhalt) fielen 2020 rund 520 mm Niederschlag. Zunehmend zum Problem wird die ungleichmäßigere Verteilung der Niederschläge mit Trockenphasen und hohen Temperaturen über 30°C im Frühjahr. Ackerbaulich reagieren die Brüder wie folgt: Bei der Bodenbearbeitung verzichten sie auf Grubbergänge. Nach der Saat walzen sie alle Flächen ausnahmslos an. Raps säen sie nach Regenschauern und teils direkt nach einer Güllegabe.
In Extremjahren versichert
2019 schloss Linse-Walls Vater erstmals eine Dürreversicherung bei der Vereinigten Hagel ab. Im Trockenjahr 2018 war der Winterweizen in staubtrockenen Boden gesät worden, sodass sich früh Ertragseinbußen abzeichneten. Linse-Wall sicherte die komplette Weizenfläche über die „Dürre E“-Police ab.
Bei dieser Indexversicherung errechnet sich die Höhe der Entschädigung im Dürrejahr aus dem Bodenfeuchtewert und dem für den Landkreis offiziell ermittelten Durchschnittsertrag der versicherten Kultur. Je weiter dieser unter dem vorher vertraglich festgelegten Schwellenwert liegt, desto höher ist die Entschädigung. Die maximale Entschädigung ist auf einen ebenfalls vorher festgelegten Betrag begrenzt. Bei einer Prämie von 2 bis 5% der Versicherungssumme ist die Dürreversicherung mit 30 bis 75 €/ha nicht gerade günstig.
2019 droschen Linse-Walls aber mit rund 4,5 t/ha nur etwa die Hälfte des üblichen Weizenertrags. Nachdem der Landkreisertrag feststand, entschädigte die Versicherung rund 60% des betrieblichen Schadens. „Im Rückblick war das ein gutes Zubrot“, erklärt Marc Linse-Wall. Er spricht aber auch die Risiken an: „Wenn die Flächen auf einem sehr trockenen Standort im Kreis liegen, kann es sein, dass die eigenen Bestände vertrocknen, der Landkreisertrag aber höher liegt und die Versicherung nicht zahlt.“
Wichtig sei, den eigenen Betrieb mit den Durchschnittswerten des Kreises zu vergleichen. „Unser Standort liegt auf den besseren Böden des Landkreises, sodass diese Gefahr gering ist“, erklärt Linse-Wall.
Dr. Daniel Hillert von der Vereinigten Hagel bestätigt dieses spezielle Risiko der Indexversicherungen. Er plädiert daher dafür, auch bei Dürre eine tatsächliche Schadenfeststellung vor Ort anzuwenden. „In Luxemburg wird das so gemacht“, weiß er. Für 2021 haben Linse-Walls noch keine Dürreversicherung abgeschlossen. „Der Schnee hat für einen guten Start in die Saison gesorgt“, ist Alexander Linse-Wall sicher.
Christian Brüggemann