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Mehr Raps und Mais in die Fruchtfolge?

Lesezeit: 6 Minuten

Fruchtfolge im Fokus


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Die Bioenergie macht den Anbau von Silomais und Raps immer interessanter. Es kann sich lohnen, die Fruchtfolge entsprechend anzupassen.


Die Bioenergie mischt die Karten neu: Der Rapspreis legt im Vergleich zum Weizen zu und die Nachfrage nach Energiemais für Biogasanlagen wächst beständig (siehe Marktanalyse Seite 20). Sollten Ackerbauern deshalb ihre Anbauplanung für 2010/11 neu kalkulieren?


Ja, sagen Johannes Dieckmann und Rüdiger Warnecke vom Betriebswirtschaftlichen Büro Göttingen. Die Unternehmensberater haben für Sie die Standardfruchtfolgen von drei typischen Ackerbaustandorten (Holstein, Süd­niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern) unter die Lupe genommen und dabei nach Alternativen für den Anbauplan 2010/11 gesucht.


Ihr Ergebnis: Kartoffeln und Rüben bleiben weiterhin gesetzt. Vielerorts kann sich aber eine Umstellung der Getreidefruchtfolgen lohnen, z. B. durch das Hereinnehmen von Silomais, Raps oder Energierüben. Das hängt aber auch vom Standort ab.


Holstein: Mehr Mais, mehr Raps


So kann es sich auf mittelguten Standorten in Schleswig-Holstein lohnen, die klassische Raps/Weizen/Weizen-Fruchtfolge zu hinterfragen (Übersicht 1). Bei einem mittleren Ertragsniveau von 40 dt je ha Raps, 90 dt/ha Weizen und 550 dt/ha Silomais sorgt hier die Biogaserzeugung für neue Impulse. In einer Fruchtfolge aus Raps/Mais/Mais/Weizen (Alternative 2) steigt der durchschnittliche Deckungsbeitrag von 284 €/ha in der Ausgangssituation auf über 320 €/ha. Ein Plus von fast 14 %. Hierbei haben die Berater einen Maispreis von 1,97 €/dt angesetzt. Bei einem Maisertrag von 500 dt/ha wäre für das gleiche Ergebnis ein Preis von 2,26 €/dt erforderlich.


Rein ökonomisch erscheint auch eine Ausdehnung des Rapsanbaus interessant. In einer Fruchtfolge mit 40 % Weizen steigt der Deckungsbeitrag der Gesamtfruchtfolge auf knapp 315 €/ha. Dies ist nach Ansicht der meisten Pflanzenbauexperten aber, wenn überhaupt, nur kurzfristig vertretbar – trotz neuer Sorten und besserem Pflanzenschutz. Denn langfristig drohen Fruchtfolgeprobleme mit entsprechenden Ertragsdepressionen (s. Beitrag Seite 30).


Südniedersachsen: Silomais und Rüben


Für die besseren Standortbedingungen Südniedersachsens kalkulieren die Berater einen durchschnittlichen Deckungsbeitrag von rund 350 €/ha bei einer Standardfruchtfolge aus Rüben/Winterweizen/Winterweizen (siehe Übersicht 2). Hierbei unterstellen sie ein mittleres Ertragsniveau von 630 dt/ha Zuckerrüben, 90 dt/ha Weizen und 80 dt/ha Stoppelweizen und Verkaufspreise von 3,26 €/dt Rüben und 13,50 €/dt Weizen (netto für Ernte 2011).


Eine Alternative könnte in der Region nach Einschätzung der Berater in Zukunft die Energierübe sein. In einer Fruchtfolge aus 50 % Rüben und 50 % Weizen steigt der durchschnittliche Deckungsbeitrag um knapp 20 €/ha auf gut 370 €/ha. Die Energierüben selbst erzielen einen Deckungsbeitrag von 265 €/ha. Durch die lockere Getreidefruchtfolge profitiert auch der Weizen. Statt 138 €/ha für Stoppelweizen kalkulieren die Berater mit 296 €/ha für den Rübenweizen.


Problematisch an der neuen Konstellation ist allerdings der hohe Rübenanteil. Ein Anteil von 50 % an der Fruchtfolge ist pflanzenbaulich langfristig kaum vertretbar. Es drohen Probleme mit Nematoden, steigende Pflanzenschutzkosten und Ertragsdepressionen. Daher ist diese Alternative aus Sicht der Berater allenfalls eine kurzfristige Option.


Ökonomisch interessanter ist ohnehin eine Fruchtfolge aus Rüben/Energiemais/Energiemais/Weizen. Der Mais erzielt bei einem Ertragsniveau von 550 dt/ha und einem vorsichtig angesetzten Verkaufspreis von 1,97 €/dt knapp 370 €/ha Deckungsbeitrag. Dies hebt den Deckungsbeitrag der Gesamtfruchtfolge auf knapp 375 €/ha. Ein Anstieg um fast 6 % zur Ausgangssituation.


Der Verkaufspreis ergibt sich netto ab Feld. Ernte- und Transportkosten sind deshalb nicht in den Produktionskosten berücksichtigt. Da von einer Rücknahme des Gärrests ausgegangen wird, sind sein Düngewert und die Ausbringungskosten in den unterstellten Kosten gegengerechnet.


Bedenklich ist diese Fruchtfolge allerdings wegen der verschärften Rhizoctonia-Problematik und aus Sicht des Erosionsschutzes. Hier müsste vor allem in Höhenlagen eine Bodenbedeckung während der Wintermonate, z. B. mit Zwischenfrüchten, gewährleistet werden. Positiv wirkt hingegen die bessere Arbeitszeitverteilung in Getreidebaubetrieben durch die zeitlich versetzten Termine für Aussaat und Ernte. Gerade an Standorten, an denen mehrere Biogasanlagen um Rohstoffe konkurrieren, ist diese Fruchtfolge eine Alternative. Zur Risikoabsicherung empfehlen die Berater allerdings langfristige Lieferverträge mit einer Koppelung an den Weizenpreis innerhalb eines festgelegten Preisfensters.


Mecklenburg-Vorpommern: Energiemais statt Weizen


Vor allem auf den schwächeren Standorten in Mecklenburg-Vorpommern bringt die Biogaserzeugung neue Impulse. Hier ist eine Referenzfruchtfolge mit 25 % Raps und 75 % Weizen unterstellt, die bei Erträgen von 35 dt/ha Raps, 75 dt je ha Weizen und 70 dt/ha Stoppelweizen durchschnittlich gut 200 €/ha Deckungsbeitrag bringt (Übersicht 3). Die in der Kalkulation unterstellten Kosten basieren auf einer extensiven Bewirtschaftung im großen Ackerbaubetrieb.


Da eine Ausdehnung des Rapsanbaus aus pflanzenbaulichen Gründen in der Regel scheitert, ist vor allem der Silomais eine interessante Option. Er bringt auf den besseren Silomaisstandorten in der Region (450 dt/ha Ertrag) bei einem Preis von 2,06 €/dt Frischmasse frei Feld rund 260 €/ha Deckungsbeitrag. Damit ist er dem Stoppelweizen mit 148 €/ha Deckungsbeitrag deutlich überlegen. Konsequenz: Der Gesamtdeckungsbeitrag der Fruchtfolge steigt im Schnitt auf 233 €/ha (+ 14 %). Auf einem um 50 dt/ha schlechteren Silomaisstandort ist für das gleiche Ergebnis ein höherer Maispreis von rund 30 Ct/dt Frischmasse erforderlich.


Überraschend: Auch der Rapsweizen muss sich dem Silomais bei den unterstellten Preisrelationen geschlagen geben. In einer Fruchtfolge aus Raps/Mais/Mais/Weizen steigt der Gesamtdeckungsbeitrag im Vergleich zur Ausgangsituation um über 40 €/ha. Das ist ein Plus von mehr als 20 %.


Nachrechnen ist angesagt


Schöne Zahlen! Doch ob sich ein radikaler Umbau Ihrer Fruchtfolge tatsächlich lohnt, können Sie nur mit einer betriebsindividuellen Kalkulation beantworten. Hier gilt es, alle einzelbetrieblichen Voraussetzungen zu überprüfen. Dies gilt insbesondere für die individuellen Ertragsrelationen und die z. B. für Energiemais erzielbaren Preise (Transportentfernung zur Anlage, Verhandlungsposition).


Sie sollten dabei nicht nur auf den Deckungsbeitrag schielen. Auch die Auslastung vorhandener Maschinen und Lagerkapazitäten sowie die Arbeitswirtschaft sollten in Ihre Überlegungen einfließen. Beispiel: Ist eine Ausdehnung des Maisanbaus arbeitswirtschaftlich als positiv zu bewerten, weil der höhere Anteil an Lohnarbeiten eigene Arbeitsspitzen glättet? Oder sind ohnehin Überkapazitäten an Arbeitskräften im Betrieb? Verschärft der Anbau sogar Arbeitsspitzen (Betriebe mit hohem Rüben- und Kartoffel­anteilen)?


Und: Bis zur Ernte 2011 kann noch viel passieren. Gerade deshalb kann es sich lohnen, das Marktrisiko im Betrieb zu senken – etwa durch die Absicherung einiger Erlöse anhand von Lieferverträgen für Silomais auf Teilflächen.


Wir halten fest


Energiemais ist eine ernstzunehmende Konkurrenz für Stoppelweizen. Er kann oft sogar mit Rapsweizen mithalten. Der Anbau kann besonders für Betriebsleiter in Nachbarschaft zu Biogasanlagen lohnend sein. Auch die Energierübe könnte an guten Rübenstandorten in Bio­gasregionen eine neue Anbauoption für Ackerbauern werden.


Der Raps rechnet sich weiterhin gut. Eine Ausdehnung ist jedoch vielerorts nicht mehr möglich, da die Betriebe bereits am Rande des pflanzenbaulich Vertretbaren wirtschaften. Die Wintergerste fällt zunehmend aus den Fruchtfolgen. Sie unterliegt bei der Wirtschaftlichkeit meist Stoppelweizen oder Energiemais.


Matthias Schulze Steinmann

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