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Melken oder melken lassen?

Lesezeit: 4 Minuten

Jochen Großhans führt mit seinen Eltern einen Milchvieh­betrieb mit 130 Kühen. Aber was ist, wenn die als Arbeitskräfte ausfallen?


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Ein modernes Melkkarussell, 130 Kühe und fast 11 000 kg Milchleistung: Für die Optimierung des elterlichen Betriebes konnte Jochen Großhans aus Weinheim im Rhein-Neckar-Kreis in seiner Meisterarbeit nur noch an den kleinen Stellschrauben drehen. Bei der Betriebsentwicklung hat sich der Baden-Württemberger aber nichts weniger vorgenommen als die entscheidende Zukunftsfrage des Betriebes zu beant­-worten: Was, wenn die Eltern Günter und Iris (54 und 51) in den kommenden Jahren als Arbeitskräfte ausfallen?


Denn Arbeit gibt es reichlich. Nicht nur die Betreuung der 130 HF-Kühe im 2007 gebauten Boxenlaufstall und die dazugehörige Nachzucht kosten Zeit – auch die Außenarbeiten haben es in sich. Die Familie betreibt auf 130 ha Ackerbau und setzt auf schweren Ton bis Lössböden (60 bis 90 BP) auf Zuckerrüben, Silomais, Ackergras und Weizen. Auch eine 650-kW-Biogasanlage, die Bruder Axel (30) betreibt, ergänzt das „Home of Happy Cows“, wie sich der Betrieb auf einem eigenen Unternehmenslogo präsentiert. Für die 2006 gebaute und 2009 erweiterte Anlage kaufen die Großhans’ den Mais zu.


Mitarbeiter oder Technik?

„Derzeit sind wir alle ein eingespieltes Team“, erklärt Jochen Großhans, der einmal den Milchvieh- und Ackerbaubereich führen wird, „aber wenn nur einer ausfällt, wird es schon eng.“ Der 29-jährige begann Konzepte für die Zeit zu entwerfen, wenn seine Eltern altersbedingt kürzertreten müssen.


Variante Technisierung: In der ersten Variante prüfte der Junglandwirt Arbeitskapazitäten durch Technisierung einzusparen, um den Betrieb langfristig mit einem Auszubildenden und Aushilfskräften zu führen. Zwei Melkroboter würden der Größe der heutigen Milchviehherde gerecht werden und ließen sich darüber hinaus gut im Rahmen der vorhandenen Gebäudesubstanz umsetzen. Der Jungunternehmer holte sich Angebote ein und entwickelte einen Plan. 220 000 € verlangte der Melktechnikhersteller für zwei automatische Melksysteme bei Inzahlungnahme des 20er-Karussells. Dazu kamen rund 25 000 € für die Integration der Roboterboxen im Boxenlaufstall samt Büro, Technikraum und zwei Kraftfuttersilos. Um die vorhandene Gebäudesubstanz optimal zu nutzen, entschied sich Großhans zudem, das alte Melkhaus als Abkalbestall umzufunktionieren. Umbaukosten dafür inklusive der Versetzung des Milchtanks: 22 000 €.


Variante Mitarbeiter: Gänzlich anders sahen die Pläne in einem Szenario mit Fremdarbeitskräften aus. Jochen Großhans kam zu dem Ergebnis, dass es nach Möglichkeit zwei sein sollten. Doch reichte dafür die aktuelle Herdengröße? Er rechnete und optimierte und legte sich auf einen Bestand von 160 Tieren fest. Genügend Fressplätze bietet der Stall, weshalb der Schritt mit einem kostengünstigen Umbau des Liegebereiches umzusetzen wäre.


Großhans stellte bei sonst gleichen Rahmenbedingungen (Milchpreis, Futterkosten, etc.) die beiden Varianten gegenüber. Für das Mitarbeiterszenario unterstellte er 75 000 € Lohnkosten pro Jahr und kalkulierte die höheren Einnahmen und Ausgaben durch die Bestandserweiterung.


28 000 € mehr mit AMS:

Das Ergebnis war erstaunlich klar: Die Technisierung war den Mitarbeitern deutlich überlegen. Der Gewinn lag unter sonst gleichen Bedingungen 28 000 € höher. Mit steigender Tendenz, denn während die Kapitalkosten für die Roboter mit den Jahren sänken, würden die Löhne für die Fremd-AKs mit der Zeit steigen. „Für uns steht fest, dass die Roboter kommen“, stellt Jochen Großhans das Ergebnis seiner Arbeit klar. Wann genau, hänge jetzt vor allem an der Fitness des Vaters, sagt der Jungbauer und betont: „Wie die Umsetzung dann erfolgt, ist jetzt klar. Der Fahrplan steht.“


Am technischen Verständnis wird der Plan wohl nicht scheitern. Großhans hat vor seiner landwirtschaftlichen Ausbildung bereits eine Lehre zum Nutzfahrzeugmechaniker absolviert und führt nahezu alle Reparaturen auf dem Betrieb selbst aus. Das ist Teil der Betriebsphilosophie. „Meine Eltern haben uns Söhnen immer gesagt, lernt erst etwas anderes. Das schärft den Blick für andere Dinge.“

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