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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Milchprofis mit Schweizer Wurzeln

Lesezeit: 4 Minuten

Der Betrieb der Familie Ruggli gehört zu den größeren Milcherzeugern im Land. Obwohl Elling Ruggli erfolgreich wirtschaftet, sieht er seine Zukunft eher pessimistisch.


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Nicht weit weg von den Gjerstads besuchen wir in Rakkestad die Familie Ruggli. Ruggli klingt nicht unbedingt norwegisch. Stimmt – der Seniorchef Martin ist 1960 aus der Schweiz eingewandert. Heute führt sein Sohn Elling (47) den für norwegische Verhältnisse großen Milchviehbetrieb mit 80 Kühen. Gebäude wie den modernen Boxenlaufstall sieht man in der Region nicht allzu häufig.


Zum Betrieb gehören 80 ha Grasland, das es bei 1 000 bis 1 300 l Jahresniederschlag in der Saison auf drei bis maximal vier Schnitte bringt. Für Mais ist es hier zu kalt. Vater und Sohn sind gut informiert und geben uns einen kompletten, wenn auch nicht durchgängig optimistischen Überblick über die norwegische Landwirtschaft.


Das Lieferkontingent liegt bei 720 t Milch. Elling Ruggli gibt die Leistung mit 9 300 bis 9 500 l an. Zurzeit bekommen die Rugglis 5 NOK für den Liter Milch, das sind umgerechnet stolze 57 Cent. Seine Kühe stehen im Schnitt fünf Laktationen im Stall. Außerdem mästet der Betrieb 80 Bullen. Dafür werden etwa 10 bis 15 leistungsschwächere Kühe mit den Fleischrassen Limousin oder Charolais besamt. Der Preis pro kg Rindfleisch liegt bei 45 bis 50 NOK (5,10 bis 5,70 €).


Bullenmast ausbauen:

Für die Rugglis ist die Bullenmast eine Möglichkeit, den Betrieb weiter auszubauen. Der Zukauf zusätzlicher Quote war Elling Ruggli dagegen viel zu teuer. Umgerechnet 1 € hätte er pro kg Lieferrecht bezahlen müssen. Denn die Quote ist nur begrenzt handelbar. Sie soll jeweils in der Region bleiben und gerade in der Provinz Østfold ist die Nachfrage hoch.


Die eigentliche Leidenschaft ist aber die HF-Zucht. Die Rugglis verkaufen im Jahr 50 bis 60 Rinder und kaufen andere Tiere zu. Wenn es gut läuft, bekommen sie für ein 24 bis 26 Monate altes Tier 25 000 NOK, also 2 850 €. Die Züchter setzen auf nordamerikanische und kanadische Genetik.


Im Vergleich ist der Betrieb für norwegische Verhältnisse sehr gut aufgestellt. Doch Elling bremst die Begeisterung. Einen Hofnachfolger hat der 47-Jährige nicht und er sagt, das sei keine Seltenheit in Norwegen: „Die Leute wollen ab Freitagmittag frei haben und nicht in den Stall.“ In anderen Branchen, in den Städten, gibt es Jobs und der Lebensstandard ist deutlich höher als in der Landwirtschaft. Er hat gehört, dass mittlerweile schon die ersten Betriebe an holländische Einwanderer verkauft wurden. Vater Martin Ruggli befürchtet, dass künftig die strengen Regeln zum Landerwerb aufgeweicht werden und Leute außerhalb der Landwirtschaft Flächen und Höfe erwerben könnten. Bisher schreibt ein Gesetz vor, dass Landkäufer die Flächen auch selbst bewirtschaften müssen.


Auch den Importschutz sehen die Rugglis arg gefährdet. Norwegens Fisch-industrie wird – quasi als Reaktion auf die landwirtschaftlichen Importzölle – von anderen Ländern mit Zöllen blockiert: „Fischzoll durch Landwirtschaftsimporte senken – das will die Regierung!“, sagt Martin Ruggli etwas bitter. Schon sei der Import von Käse deutlich angestiegen. Die politischen Rahmenbedingungen sieht er für die Landwirtschaft eher negativ: Seit 2013 haben die Konservativen die Sozialdemokraten abgelöst. An der vorherigen Regierungskoalition unter Jens Stoltenberg war auch die Zentrumspartei – früher Bauernpartei – beteiligt. Rugglis erwarten, dass die Subventionen der norwegischen Landwirtschaft künftig unter Druck geraten und der Strukturwandel deutlich an Fahrt aufnimmt: „Klar lässt sich der Strukturwandel nicht komplett aufhalten, auch wir sind gewachsen. Aber das muss mit Augenmaß laufen.“


Mangelware Mitarbeiter:

Für die größeren Betriebe ist es schwer, Mitarbeiter zu finden – vor allem Norweger. Bei den Rugglis arbeiten zwei Männer aus Lettland, was in Norwegen durchaus üblich ist. Die beiden wechseln sich ab. Sie arbeiten einen Monat durch und sind dann einen Monat bei ihrer Familie in Lettland. Elling Ruggli ist hoch zufrieden mit seinen Mitarbeitern, die alle Arbeiten erledigen. Dafür bezahlt er sie ordentlich, wie er betont. Der Nettolohn beträgt stattliche 200 NOK pro Stunde, also knapp 23 €. Dazu kommen freie Unterkunft, die Nutzung eines Autos sowie das Flugticket nach Hause und Retour. Der Mindestlohn liegt in Norwegen bei 115 NOK (13,10 €). Elling Ruggli findet es wichtig, ordentlich zu bezahlen, er will gute Mitarbeiter, auf die er sich verlassen kann, und bringt das auf seine Weise auf den Punkt: „Wenn Du nur mit Bananen bezahlst, bekommst Du eben nur Affen …“

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