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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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„Mindestens 700 000 € Schaden“

Lesezeit: 5 Minuten

Das Hochwasser im Juni hat den Hof und die Flächen von Herbert Pfeffer verwüstet. Der Neuanfang ist für den Milchviehhalter aus Niederbayern eine Herkulesaufgabe.


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Was habe ich nur verbrochen, dass mir das widerfahren musste“, fragte sich Herbert Pfeffer (39), nachdem sich das Hochwasser von seinem Hof in Fischerdorf bei Deggendorf zurückgezogen hatte. Die Gebäude standen zwar noch, aber das Gelände war eine Schlammwüste, die mit Schwemmgut übersät war.


Eine knappe Woche vorher, am 4. Juni, war der Deich der Isar gebrochen und Pfeffers Hof stand binnen weniger Stunden zwei Meter unter Wasser. Der Landwirt hatte dies bis zuletzt nicht für möglich gehalten, weil zwischen der Isar und Fischerdorf zwei Autobahnen verlaufen. Aber die Wassermassen waren so gewaltig, dass sie sich davon nicht stoppen ließen.


Weil die Zeit knapp war, konzentrierte sich Pfeffer auf die Rettung seiner Tiere. Die Kälber, Rinder und 15 Kühe konnte er noch mit Viehtransportern evakuieren lassen.


Als dann die Lkws wegen des steigenden Wasserpegels nicht mehr auf den Hof fahren durften, versuchte er die restlichen 45 Kühe auf den nahe gelegenen Donaudeich zu treiben. Aber das gestaltete sich viel schwieriger als gedacht. „Die Kühe versuchten trotz des Wassers immer wieder in den Stall zurückzulaufen“, erinnert sich Pfeffer. Am Ende gelang es ihm aber, alle Tiere zu retten.


Seine Maschinen konnte der Landwirt während der dramatischen Rettungsaktion aber nur zum Teil in Sicherheit bringen. So gingen z. B. die Quaderballenpresse, der Kreiselschwader, mehrere Bodenbearbeitungsgeräte und zwei Güllefässer in den Fluten unter. Ebenso Kleingeräte, wie Motorsägen und Bohrmaschinen, die Pfeffer in der Werkstatt im Keller seines Wohnhauses gelagert hatte.


Am schlimmsten sind die Technikschäden im Kuhstall, der türhoch unter Wasser stand. Der Melkroboter ist irreparabel beschädigt, ebenso die Reinigungsanlage des Milchtanks.


Futtervorräte sind zerstört:

Damit nicht genug. Der Milchviehhalter hat auch seine kompletten Futtervorräte verloren. Das Hochwasser überflutete alle Fahrsilos, sodass sich die Silagen regelrecht mit Wasser vollsaugten. Anfangs dachte der Milchviehhalter, das Gärfutter sei noch verwertbar. Er fuhr die Maissilage sogar noch einmal fest. Aber das durchnässte Futter roch so modrig, dass Pfeffer es seinen Tieren nicht mehr vorlegen wollte.


Auch vor der Berghalle mit dem Getreide- und Heulager machte das Wasser nicht halt. Der Milchviehhalter musste auch diese Futtermittel entsorgen.


Doch das Hochwasser suchte nicht nur Pfeffers Hofstelle heim, es verwüstete auch die meisten seiner Flächen. „Von meinen 104 ha Acker und Grünland sind nur 1,5 ha von der Flut verschont geblieben“, zieht der Landwirt eine bittere Bilanz.


Die Konsequenzen sind verheerend. Der Aufwuchs auf den überschwemmten Flächen ist zerstört. Pfeffer musste nicht nur seine Äcker umbrechen und neu ansäen, sondern auch seine Grünlandflächen.


Trockenheit ist Rückschlag.

Der Landwirt bestellte Mitte Juni 25 ha mit Mais und Kleegras, um wieder Futter für seine Tiere zu bekommen. Weil aber auf den Dauerregen die Trockenheit folgte, ist davon bisher kaum etwas aufgewachsen. „Das ist für uns ein großer Rückschlag“, bedauert Pfeffer.


Resignieren wollte der tatkräftige Milchviehhalter aber nicht. Er hat sofort, nachdem das Hochwasser abgelaufen war, mit dem Reinigen des Hauses und des Stalles begonnen und dann wenige Tage später den kaputten Melkroboter ersetzt. Zum Glück konnte der Hersteller schnell eine neue Anlage liefern, weil ein anderer Landwirt vom Kauf zurückgetreten war.


Pfeffers Kühe standen da schon wieder zwei Tage in seinem Stall. „Wir wollten die Kühe möglichst schnell nach Hause holen, damit wir wenigstens hier den Schaden begrenzen können“, so Pfeffer. Bisher hat er drei Totalausfälle wegen Lungenentzündung zu beklagen.


Ein weiterer Grund war der enorme Arbeitsaufwand für die Versorgung der Tiere. 40 Kühe standen während der Flut auf einem leerstehenden Anbindebetrieb. Davon fanden nur 20 Tiere im Stall Platz, die restlichen 20 brachte der Landwirt im Fahrsilo des selben Betriebes unter. So musste er die Kühe zweimal am Tag umtreiben, damit er sie überhaupt melken konnte.


Riesige Solidarität:

Gut getan und Mut gemacht hat Pfeffer die riesige Hilfsbereitschaft, die er von vielen Seiten erfahren hat. So haben ihm Berufskollegen aus ganz Bayern Futter gespendet. Zwei befreundete Lohnunternehmer haben für ihn spontan 150 Wickelballen Grasssilage auf Flächen gepresst, die sonst gar nicht geerntet worden wären. Einen halben Tag lang haben 50 Studenten auf seinem Hof 150 Ster Scheitholz, das überall vertreut lag, zusammengetragen und auf Riegel gesetzt. Der Bauernverband organisierte einen Hilfstrupp, der das Schwemmgut auf seinen Flächen sammelte.


Überhaupt hat Pfeffer für alle landwirtschaftlichen Selbsthilfeorganisationen und Behörden nur Lob übrig. Die Abwicklung der Soforthilfe verläuft bisher unbürokratisch und schnell. Eine erste Abschlagszahlung soll noch im August kommen.


700 000 € Schaden:

Ohne die staatliche Aufbauhilfe von 80 % der nachgewiesenen Schäden hätte Pfeffer keine Chance, die Katastrophe wirtschaftlich zu überleben. Nach derzeitigem Stand geht er von einem Schaden von mindestens 700 000 € aus. Darin sind aber die Schäden an den Gebäuden noch nicht enthalten.


Doch auch mit der Unterstützung bleibt er voraussichtlich noch auf einem Schaden von mehreren 100 000 € sitzen. Denn viele Folgeschäden, z. B. auf dem Grünland oder in der Milchviehherde, lassen sich derzeit noch gar nicht abschätzen. Zudem wird Pfeffer den massiven Leistungsabfall seiner Kühe voraussichtlich nicht erstattet bekommen. „Wenn einige Leute sagen, die Flut­opfer schwimmen jetzt im Geld, hat das mit der Wirklichkeit nichts zu tun“, ärgert sich der Milchviehhalter.


Pfeffer macht auch deshalb weiter, weil nächstes Jahr ein zweiter Isardeich gebaut werden soll. Für ihn ist es keine Frage, dass er dafür auch eigene Flächen im Tausch zur Verfügung stellt.


Klaus Dorsch

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