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Munterer Querdenker

Lesezeit: 3 Minuten

Bernd Raffelhüschen, Wirtschaftsprofessor aus Freiburg, polarisiert mit seinen Thesen und kennt keine Scheu vor klaren Worten. Sein Steckenpferd ist das brisante Feld der Generationenfinanzierung.


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Die Zusage zum Interview kommt innerhalb von 2 Stunden, im Gespräch ist Bernd Raffelhüschen locker, lustig und aufgeschlossen, das Gegenteil eines trockenen Wissenschaftlers. Kein Wunder, dass der Ökonom mit der konkreten Sprache und ohne Scheu vor klaren Worten ein gefragter Redner mit Alleinunterhalter-Qualitäten ist. Zugleich ist er aber auch ein einflussreicher Berater der EU-Kommission und der Bundesregierung.


Sein Steckenpferd, die Generationenfinanzierung in der alternden deutschen Gesellschaft, ist brandaktuell. Regelmäßig polarisiert Raffelhüschen mit seinen Warnungen vor einem Kollaps der Rentensysteme. Etwa, wenn er die Rente mit 63 als „groben Unfug“ bezeichnet oder versichert: „Die Rente mit 70 kommt! Man sollte besser keine Litfaßsäule mit ‚Die Renten sind sicher‘ bekleben“, sagt der 57-Jährige. Wie andere das finden, interessiert den Querdenker nicht besonders: „Für jeden guten Freund einen guten Feind.“


Getreu der Freiburger Schule ist Raffelhüschen ein stolzer Neoliberaler. „Wir suchen das Heil nicht in der Ver­gemeinschaftung, sondern setzen auf die Vernunft des Individuums. Ein toller Ansatz.“ Sein Engagement für die kapitalgedeckte private Altersvorsorge werten viele Kritiker als Lobbyismus.


Die wissenschaftliche Karriere war nie geplant. Er war der Erste in seiner Familie, der das Abitur machte. „Es war immer klar: Wenn es nicht klappt, dann wird er eben Elektriker.“ Als Bernd Raffelhüschen dann in Kiel Wirtschaftswissenschaften studierte, tat er das, um Steuerberater in Nordfriesland zu werden. „Stolz wie Oskar“ seien seine Eltern gewesen, als er nach einem Auslandsaufenthalt die Promotion begann.


Für die Wissenschaft entbrannt ist der Steuertheoretiker erst, als er in Boston, USA, über die Generationen­finanzierung forscht, komplizierte Rechenmodelle mitentwickelt und programmiert. Weltweit wird das Nach­haltigkeitsmodell heute angewandt, eine Professur konnte Raffelhüschen sich danach aussuchen.


Auch für die Politik ist seine Statistik der Nachhaltigkeitsmessung spannend, besonders Grüne und Linke setzten Hoffnungen hinein – „bis sie gemerkt haben, dass sich dahinter nicht viel mehr verbirgt als hohe Mathematik, die dann auch noch bescheinigt, dass die aktuellen Rentenreformen die Generationengerechtigkeit nachhaltig belasten“.


Raffelhüschen kommt aus einer landwirtschaftlich geprägten Unternehmerfamilie mit Schweinezucht und Schweinemast, einem kleineren Schlachthof und einigen Hektar Land im hohen Norden bei Niebüll. „Im Wissenschaftsbetrieb bin ich heute ein Exot, weil ich sehr angewandt arbeite. Wenn ich merke, dass man mit einer Theorie etwas verändern kann, bin ich dabei. Wenn es nur eine schöne Theorie ist, dann interessiert sie mich nicht. Außerdem weiß ich: Die Schweine müssen jeden Tag gefüttert werden.“ Neben der Generationenfinanzierung gibt Raffelhüschens Institut jedes Jahr den „Glücksatlas“ heraus, der die Zufriedenheit misst und erfasst.


Der „Fischkopp“ fühlt sich in Freiburg wohl. Ein „Moin“ rutscht ihm aber zu jeder Tageszeit raus, die Nordseekrabben lässt er direkt aus Husum importieren. Im Berufsalltag herrscht bei ihm oft der pure Stress. Doch „die Wochenenden und die Sommerferien der Kinder sind heilig“. Zum Entspannen geht er in seine Werkstatt und „tüdelt da so rum“, joggt oder flippert an seinem alten Flipperautomaten.


Das landläufige Jammern über die industrielle Landwirtschaft gefällt ihm indes nicht. „Ich finde es toll, dass 2 bis 3 % der Bevölkerung den ganzen Rest ernähren können und darüber hinaus für den Weltmarkt produzieren. Diese Entwicklung ist nicht zu Ende.“ K. Hingst

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