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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Netzwerker aus Franken

Lesezeit: 4 Minuten

Egal ob aus Sonne, Biogas oder Wind: Viele Ackerbauern im äußersten Norden Bayerns sind inzwischen kleine Energieerzeuger. Einer von ihnen ist Markus Werner.


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Es ist schon eine kleine Erfolgsgeschichte, die sich in den vergangenen Jahren im unterfränkischen Rhön-Grabfeld abgespielt hat. Ausgehend von Kleinststrukturen im Regenschatten der Mittelgebirge (die Region ist Realteilungsgebiet) hat sich der Kreis zu einem bayerischen Musterschüler in puncto Ackerbau entwickelt.


Grundlage dafür war die Arbeit in Netzwerken. In doppelter Hinsicht, denn die Landwirte am Fuße der Rhön konnten nicht nur durch intensiven Flächentausch und eine ausgeprägte zwischenbetriebliche Zusammenarbeit viele strukturelle Nachteile wettmachen, sondern haben auch neue Einkommensmöglichkeiten durch die erneuerbaren Energien erschlossen.


„Der wirtschaftliche Druck war hoch“, erklärt Ackerbauer Markus Werner (48), „deshalb waren wir für neue Konzepte offen.“ Werner betreibt einen Ackerbaubetrieb mit 350 ha und hat sich in den vergangenen Jahren zu einem echten Energiewirt entwickelt. Als Aufsichtsratsvorsitzender der „Agrokraft Streutal GmbH & Co. KG“ überwacht er heute eines der neuen Standbeine seines Betriebes: Die Biogaserzeugung.


Werner und 45 andere Landwirte aus der Region wagten 2007 die Investition in zwei Biogasanlagen mit je 625 kW elektrischer Leistung. Nur wer Mais und Triticale (Ganzpflanzensilage) für die KG anbaut, kann sich auch beteiligen. Ein Anteil im Wert von rund 2 200 € entspricht dem Anbau von rund 45 t Silomais, dem durchschnittlichen Hektarertrag in der Region. Das sichert die Rohstoffgrundlage für die Anlagen, deckt den Eigenkapitalbedarf (rund 25 %) und soll obendrein negative Auswirkungen auf den Pachtmarkt verhindern.


Landwirte profitieren doppelt


Das Know-how für das Projekt lieferte die Agrokraft GmbH, eine Tochtergesellschaft vom Bayerischen Bauernverband und dem Maschinenring Rhön-Grabfeld. Die Gesellschaft steht für die Projektierung von Energieprojekten im Landkreis. Sie half, das Anlagenkonzept zu entwickeln und Wärmeabnehmer zu finden. Motto: „Anstatt hinter jeden Misthaufen eine kleine Anlage zu setzen“, erklärt der Geschäftsführer der Biogasanlagen Thomas Balling, „gehen wir gemeinsam dorthin, wo die Wärme gebraucht wird.“ Markus Werner ergänzt: „Als Einzelunternehmer hätte ich weder das nötige Wärmekonzept gehabt, noch hätte ich das Risiko alleine tragen wollen.“


Den Preis für die Substrate errechnen die Gesellschafter aus dem aktuellen Weizenpreis. Dabei ist der Referenzwert nach oben und unten auf 250 bzw. 130 €/t Weizen gedeckelt. Liegt das tatsächliche Preisniveau außerhalb des Korridors, ist dies nicht mehr als ein Rechenspiel. Denn die Landwirte profitieren nicht nur als Lieferanten, sondern auch als Gesellschafter vom Erfolg der Anlage.


Entsprechend dynamisch ist das Wachstum des Biogasprojektes. Ausgehend von den zwei 625-kW-Anlagen in 2007 wird sich die rechnerische Leistung bis 2011 auf rund 3,4 MW (elektrisch) fast verdreifacht haben, wofür besonders der Einstieg in die Gaseinspeisung ein wichtiger Meilenstein war.


Markus Werner engagiert sich mit rund 100 ha am Biogasprojekt, wodurch der Maisanteil in seiner Fruchtfolge zulasten von Raps und Weizen gestiegen ist. Von der Beteiligung kleinerer Nebenerwerbsbetriebe mit 5 ha bis zum 150-ha-Engagement größerer Marktfruchtbetriebe sind alle Größenordnungen im Projekt vertreten.


Netzwerke im Plus


Trotzdem funktioniert der Zusammenschluss gut. „Man kann besser 30 als 3 Landwirte unter einen Hut bekommen“, ist Werner überzeugt, „denn dann geht es nach dem Mehrheitsprinzip.“


Er und andere Landwirte der Agrokraft Streutal setzen inzwischen auch bei anderen Projekten auf das Vorgehen im Verbund. Beispiel Photovoltaik: Anstatt in eine eigene Anlage zu investieren, beteiligt sich Werner an einem gemeinsamen PV-Park und verpachtet seine Dachflächen an die Betreibergesellschaft. „Das bringt steuerliche Vorteile und grenzt zugleich mein betriebliches Risiko ein“, begründet er und fügt hinzu: „Im Zusammenschluss kann ich viel dynamischer wachsen, als ich es im Einzelbetrieb je konnte.“


Das zeigt nicht zuletzt das neuste Projekt des „Netzwerkers“: Ein Bürgerwindpark mit knapp 100 Mio. € Planvolumen bei dem 19 Anlagen zwischen 2,5 und 3 MW entstehen sollen. „Sicherlich nicht zum Nachteil der betroffenen Landwirte“, ist Werner überzeugt, weshalb er zurzeit intensiv um Partner und Zuspruch aus der Bevölkerung wirbt.


Matthias Schulze Steinmann

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