Ï Chancen, eine Mehrgefahrenversicherung auch ohne staatliche Subventionierung der Beiträge umzusetzen, sieht Dr. Helmut Born (54), Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Mit einem solchen System könnten sich Bauern gegen dramatische Ertragsausfälle aufgrund von Wetterkapriolen wie in diesem Jahr absichern. Doch während in einigen anderen EU-Ländern und in den USA der Staat bis zu 75% der Beiträge übernimmt, lehnt Bundesministerin Künast dies bisher ab. Damit eine solche Versicherung bei freiwilliger Teilnahme aber für die Landwirte auch ohne staatliche Beitragszuschüsse bezahlbar bleibt, müssten nach Borns Ansicht folgende Bedingungen erfüllt sein: ? Zahlungen würden erst erfolgen, wenn ein Ertragsschaden von mind. 25 % eintritt. ? Außerdem wäre eine relativ hohe Selbstbeteiligung von 20 bis 30 % notwendig. ? Der Staat würde zunächst nur als Rückversicherer benötigt, um unvorhergesehene Großschäden abzudecken. Einen anderen Vorschlag machte Werner Hilse (51), Präsident des Niedersächsischen Landvolkes. Seiner Meinung nach müssten alle Landwirte zur Teilnahme verpflichtet werden. Die Beiträge lägen dann bei etwa 20 E/ha. Die dadurch entstehenden Kosten von z. B. 2 000 E für einen 100 ha Ackerbaubetrieb hält Hilse für verkraftbar. Der Staat müsste allerdings eine Anschubfinanzierung von 300 bis 350 Mio. E leisten. Schon länger versucht die Versicherungswirtschaft Bauern und Politiker davon zu überzeugen, EU-Gelder zugunsten einer Mehrgefahrenversicherung umzuwidmen. Agrarökonomen bezweifeln jedoch, dass es wirtschaftlich Sinn macht, Gelder, die bisher direkt an die Bauern gezahlt werden, erst einer Versicherung zu geben. Als Instrument der Einkommensunterstützung sei die Mehrgefahrenversicherung eher ungeeignet.