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„Neue Standbeine – wieso?“

Lesezeit: 4 Minuten

Wolfgang Beer aus Sachsen-Anhalt ist Ackerbau­-Profi. Der Spezialist setzt auf beste Qualität und erstklassiges Risikomanagement.


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Die Rapsernte 2012 ist zu einem Fünftel vermarktet, Diesel und Dünger sind für die kommenden Monate gesichert, erste Kontrakte für die Getreideernte stehen: Wolfgang Beer (61), Geschäftsführer der Gerbstedter Agrar GmbH, hat seine Hausaufgaben gemacht.


Der Agraringenieur führt einen spezialisierten Ackerbaubetrieb mit rund 1 800 ha in Sachsen-Anhalt und kann sich schlichtweg nicht erlauben, daneben zu greifen. „Unsere ohnehin schon angespannte Liquidität ist in den vergangenen Jahren stark durch Bodenkäufe beansprucht“, erklärt er, „da ist ein gutes Risikomanagement Pflicht.“


In der Praxis bedeutet das für ihn in erster Linie, die vorhandenen Risiken im Ein- und Verkauf im Griff zu behalten. Diesel, Saatgut, Pflanzenschutz- und Düngemittel werden in Teilmengen zu verschiedenen Zeitpunkten eingekauft. Dabei sind aktuelle Marktinformationen unverzichtbar, so hat Beer etwa nach den ersten Unruhen in Kairo den Einkauf von Dünger und Diesel kurzerhand vorgezogen.


Auch die Lagerstrategie gibt Sicherheit, die Gerbstedter können rund 80 % ihres Getreides speichern. Teilmengen werden lange im Voraus über Kontrakte abgesichert. Grundsatz: Niemals mehr vermarkten, als der Standort im ungünstigen Fall hergibt. „Bei den Weizenerträgen hatten wir in den vergangenen Jahren eine Streubreite von rund 22 %“, rechnet der Vermarktungsprofi vor, „das bedeutet, dass ich maximal rund 70 % in Vorverträge stecken kann.“


Nicht alle Eier in einen Korb


Neben der Minderung der Hauptrisiken setzt Beer darauf, Risiken zu streuen. Motto: Nicht alle Eier in einen Korb legen. Das geht los bei der Vermarktung und endet bei der Anbauplanung. Der Betriebsleiter schließt grundsätzlich Verträge mit mehreren Marktpartnern ab, statt sich ganz an eine Ölmühle oder einen Getreideerfasser zu binden. Die ohnehin schon recht weite Fruchtfolge aus Winterweizen, Zuckerrüben, Raps, Hartweizen, Gerste und Erbsen ergänzt er verstärkt um Sonderkulturen wie Mohn, Thymian und Majoran.


„Die Preisbildung bei Gewürzpflanzen hängt nicht am Weizen- oder Rapsmarkt“, erklärt Wolfgang Beer, „es kann sein, dass Thymian teuer ist, während der Weizen bei 11 €/dt niederliegt.“ Bei den Erträgen ist es ähnlich. Unterm Strich gleichen sich so Preis- und Wetterrisiken in Teilen aus. Und das obwohl die Umsätze bei den Spezialkulturen deutlich stärker schwanken als bei den klassischen Früchten. Allein beim Mohn bewegten sich die Verkaufspreise in den vergangenen Jahren je nach Qualität zwischen 800 und 6 000 €/ha.


Auch die Produktionsintensität ist enorm. Für einen Hektar Thymian ergeben sich schnell Kosten von rund 4 000 €, hier erfolgt die Unkrautbekämpfung zum Teil noch per Hand. Dafür stimmt die Wirtschaftlichkeit. Im Schnitt der Jahre lagen die Deckungsbeiträge der Exoten rund 20 % über den Zuckerrüben, dann folgten Raps, Hartweizen, Weizen und Gerste. Eine weitere Ausdehnung des Gewürzanbaus ist angedacht.


Hochqualitäten im Visier


Neben der Reduzierung und dem Ausgleich von Risiken gibt es für Beer einen dritten wichtigen Baustein zur Absicherung: Qualität. „Hohe und konstante Qualitäten sind gerade beim Getreide die beste Preisabsicherung“, ist der Ackerbauprofi überzeugt, „das hat die vergangene Saison wieder einmal eindrucksvoll gezeigt.“


Der Betriebsstandort im östlichen Vorharz (87 Bodenpunkten, sandiger Löss, 450 mm Niederschlag) ist mit seinen trockenen Sommermonaten ideal für A- und E-Weizen mit konstanten Rohproteingehalten. Die Gerbstedter müssen sich die aber auch mit teilflächenspezifischer Bewirtschaftung und effizienter Ernte- und Einlagerungstechnik erkämpfen. „Hier zahlt sich die Größe und die Spezialisierung aus“, bekräftigt Beer, „denn die Wirtschaftlichkeit hängt an den Hochqualitäten.“ Auch die teure Spezialtechnik für den Gewürzanbau lässt sich erst durch einen entsprechenden Anbauumfang rechtfertigen.


Der Aufbau neuer Standbeine wie die Veredlung oder der Bau einer Biogasanlage stehen daher vorerst nicht zur Debatte. Silomais wäre nur schwer in die Fruchtfolge zu integrieren und die Mitglieder der ehemaligen Pflanzenproduktion-LPG sehen ihre personellen Stärken klar im Ackerbau.


„Neue Standbeine wieso?“, resümiert Beer, „schließlich schaffen wir es, die Nachteile der Spezialisierung weitgehend zu vermeiden – die Vorteile bleiben.“


Matthias Schulze Steinmann

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