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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Reizen Sie die niedrigen Zinsen aus !

Lesezeit: 8 Minuten

Die Euro-Krise sorgt für ein historisches Zinstief. Deshalb sollten Sie jetzt Ihre betrieblichen Kredite optimieren. Wir zeigen, wo noch Chancen und Reserven stecken.


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Für neue Kredite mit 15-jähriger Laufzeit zahlen Sie heute nur noch um die 3 % Zinsen. Bei kürzeren Laufzeiten steht bei guter Bonität eine Zwei vor dem Komma. Selbst bei Stallbau-Krediten mit mehr als 20-jähriger Laufzeit können Sie die Zinsen mit gut 3 % für die ersten zehn Jahre festschreiben lassen.


Doch keiner weiß, wie lange diese paradisischen Zustände noch andauern. Zwar versorgt die Europäische Zentralbank die Märkte zur Krisenbekämpfung nach wie vor mit billigem Geld. Doch wenn die Eurobonds kommen und Deutschland noch stärker für die Schulden anderer EU-Staaten haften muss, könnten die Fremdkapitalzinsen sehr schnell auch nach oben drehen.


Grund genug für Landwirt Kurt Schumacher (Name geändert), einmal seine gesamte Finanzierung zu überprüfen. Sind die niedrigen Zinsen in seinem Betrieb schon komplett ausgereizt? Oder gibt es noch Reserven, um von der aktuellen Situation zu profitieren?


Schumacher muss zurzeit zwei Darlehen für den landwirtschaftlichen Betrieb und eins für die im Rahmen des Stallbaus errichtete Photovoltaik-Anlage bedienen (siehe Übersicht). Für die in Kürze anstehende Stallerweiterung verhandelt er über ein weiteres Darlehen in Höhe von 200 000 € mit der Bank. In einem ausführlichen Gespräch mit seinem Betriebsberater kristallisieren sich für ihn vier mögliche „Sparmaßnahmen“ im Kreditbereich heraus.


1. Der Hit beim Hallenkredit


Der Kredit für die große Maschinenhalle (Nr. 1 in der Übersicht) steht noch mit 60 000 € zu Buche. Er kostet Schumacher 4,5 % Zinsen, und zwar bis zum Ende der Zinsbindung im September 2014. Die Bank bietet ihm an, den Zinssatz für die Anschlussfinanzierung ab Oktober 2014 für weitere 10 Jahre heute schon festzuschreiben. Damit würde er dem Risiko steigender Zinsen aus dem Wege gehen. Mit diesem so genannten Forward-Darlehen kann er sich die heutigen, historisch niedrigen Zinsen für die komplette zweite Hälfte der Kreditlaufzeit, also von 2014 bis 2024, sichern.


Diese Zinsabsicherung ist allerdings nicht ganz kostenlos. Für die Vorlaufzeit von zwei Jahren verlangen Banken momentan einen Zuschlag von 0,02 bis 0,03 % je Monat. Schumachers Hausbank ist bereit, den Kredit schon heute für 3,20 % Zinsen ab Herbst 2014 zu verlängern. Das ist rund ein halbes Prozent höher als das heutige Zinsniveau. Fallen die Zinsen weiter oder bleiben sie auf dem heutigen Niveau, wäre eine vorzeitige Anschlussfinanzierung nicht sinnvoll.


Empfehlung: Auch mit 3,20 % lägen die Zinsen für die Anschlussfinanzierung noch deutlich unter den derzeit bezahlten 4,50 %. Das spricht für das Forward-Darlehen, mit dem Schumacher stärker steigende Zinsen definitiv ausschließen könnte.


Andererseits sieht es nicht so aus, als ob die Europäische Zentralbank ihre Politik des billigen Geldes kurzfristig ändern wird. Insofern könnte Landwirt Schumacher auch noch abwarten, intensiv den Markt beobachten und erst handeln, wenn sich wirklich steigende Zinsen abzeichnen. Vielleicht bekommt er die Anschlussfinanzierung für seinen Hallenkredit dann doch noch etwas günstiger hin, weil er weniger Zuschlag für das Forward-Darlehen zahlen muss. Aber sicher ist das nicht...


2. Der Segen der Sondertilgung


Die derzeit höchsten Zinsen zahlt Schumacher mit 5,50 % für seinen Stallbau-Kredit aus 2008 (Nr. 2 in der Übersicht). Damals erschien ihm der Zinssatz von 5,50 % vor dem Hintergrund des historischen Zinsverlaufs durchaus als günstig. Deshalb vereinbarte der Landwirt eine 10-jährige Zinsbindung, die noch bis 2018 läuft. Da kommt er also nicht raus.


Als kluger Schachzug erweist sich aber jetzt, dass er bei dem Kredit eine Sondertilgungsoption in Höhe von 10 % des Nennbetrages ausgehandelt hatte. Schumacher kann also bis zu 15 000 € jährlich zusätzlich zur normalen Tilgung in die Rückführung des Kredites stecken. Nach den letzten guten Wirtschaftsjahren hat er einiges an Eigenkapital angespart, das er eigentlich in die anstehende Stallerweiterung stecken möchte (siehe Punkt 4). Das Geld ist aber viel besser in der Sondertilgung des alten Kredits aufgehoben. Schließlich kostet ihn dieser laufend 5,50 % Zinsen. Dagegen würde seine Hausbank die geplante Stallerweiterung schon zu gut 3 % Zinsen finanzieren.


Empfehlung: Aus dem gebildeten Eigenkapital sollte Schumacher zunächst eine „eiserne Reserve“ für unvorhergesehene Entwicklungen bilden. Weitere 30 000 € könnte er dann in die Sondertilgung investieren, nämlich 15 000 € sofort für 2012 und weitere 15 000 € Anfang nächsten Jahres (für 2013).


Das macht Sinn, zumal er für seine Einlagen bei der Bank derzeit noch nicht einmal 1 % Zinsen erhält. Der bestehende Stallbau-Kredit würde also innerhalb eines halben Jahres durch die Sondertilgung und den normalen Kapitaldienst von 120 000 € auf gut 86 000 € zurückgeführt. Das bringt dem Betrieb eine spürbare Zinsersparnis.


3. Altes KfW-Darlehen umfinanzieren


Auf das Dach des neuen Stalles hat Schumacher 2008 gleich eine Photovoltaik-Anlage installieren lassen. Das war eine gute Entscheidung. Bei 15-jähriger Laufzeit des Darlehens der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert sich die Anlage praktisch selber. Es bleibt sogar ein kleiner Überschuss pro Jahr.


Der Kredit (Nr. 3 in der Übersicht) kostet Schumacher nominal 4,25 % Zinsen, effektiv aber sogar 5 %. Denn die KfW berechnete seinerzeit 4 % Disagio, zahlte also nur 96 % der Kreditsumme aus. Dafür räumte sie den Kunden im Gegenzug eine Sondertilgung in beliebiger Höhe ein.


Die so ausgestalteten Kredite für erneuerbare Energien (insbesondere Darlehen für Photovoltaik- und Biogas-Anlagen) hat die KfW bis zum 30.3.2011 vergeben. Diese Darlehen können also ohne weiteres jederzeit komplett umfinanziert werden. Ab diesem Termin hat die KfW auf 100 % Auszahlung umgestellt. Mit dem Disagio ist aber auch die Sondertilgungsoption weggefallen bzw. sie wird nur noch gegen Zahlung einer Vorfälligkeitsentschädigung gewährt.


 Empfehlung: Landwirt Schumacher kann das Darlehen für die Photovoltaik-Anlage  jederzeit ablösen. Für die Frage, ob und wie sich das rechnet, spielt das seinerzeit gezahlte Disagio von 4 % keine Rolle mehr. Mess- latte sind die 4,25 % Zinsen, die der Landwirt derzeit für das KfW-Darlehen zahlen muss. Für dessen Ablösung bietet ihm die Hausbank aus eigenen Mitteln für die Restlaufzeit von 11 Jahren ein Darlehen mit einem Effektivzinssatz von 2,70 % an.


Mit der Ablösung könnte er also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen kann er die aktuell noch valutierenden 73 333 € um 1,55 %-Punkte günstiger finanzieren. Zum anderen sichert er sich den Zinssatz von 2,70 % für die gesamte restliche Laufzeit des Darlehens.


4. Zinssicherheit für 15 Jahre


Der 2008 errichtete Stall soll jetzt deutlich erweitert werden. Die Baugenehmigung ist gerade gekommen. Zur Finanzierung des Stallgebäudes verhandelt Landwirt Schumacher über ein Darlehen von 200 000 € mit 20-jähriger Laufzeit (Nr. 4 der Übersicht). Der Zeitpunkt scheint optimal, denn die Fremdkapitalzinsen waren noch nie so niedrig wie aktuell. Daher überlegt er, ob er sich diese Zinsen nicht für 15 Jahre sichern sollte. So machen es derzeit auch viele Häuslebauer.


Die günstigsten Zinsen bietet ihm die Landwirtschaftliche Rentenbank. Sie verlangt bei 20-jähriger Laufzeit einen Zinssatz von 2,70 %, der aber nur für maximal 10 Jahre festgeschrieben werden kann.


Nach hartnäckigem Nachfragen macht ihm die Hausbank alternativ das Angebot, die Summe aus eigenen Mitteln für 3,20 % zu finanzieren. Das Angebot enthält eine jährliche Sondertilgungsoption in Höhe von 10 % des Nennbetrages und vor allem eine Zinsbindung von 15 Jahren!


Damit wäre Schumacher für die nächsten 15 Jahre vor steigenden Zinsen geschützt. Denn die Bank ist in diesem Fall für die gesamten 15 Jahre an den vereinbarten Zinssatz gebunden. Schumacher könnte aber den Kredit schon nach 10 Jahren mit einer Frist von sechs Monaten ohne weitere Kosten kündigen. Läge das Zinsniveau in 10 Jahren wider Erwarten niedriger als heute, würde er davon profitieren.


Allerdings wäre der Kredit von Anfang an einen halben Prozentpunkt teurer als bei einer Finanzierung über die Landwirtschaftliche Rentenbank. Das rechnet sich nur, wenn die Zinsen in 10 Jahren – also nach Ablauf der Zinsbindung bei der Rentenbank-Variante – deutlich höher liegen würden als heute. Der Grenzzinssatz liegt je nach Darlehensart etwa bei 5,5 bis 6,0 %! Das heißt: Soviel dürfte nach 10 Jahren die Anschlussfinanzierung maximal kosten, um mit der 15-jährigen Zinsbindung, wie sie die Hausbank bietet, gleichzuziehen (gleiche Restschuld nach 15 Jahren).


Empfehlung: Niemand kann heute vorhersagen, wo die Zinsen in 10 Jahren liegen werden. Es gab durchaus schon Zeiten, in denen Stallbau-Kredite 8 bis 9 % Zinsen und mehr kosteten! Allerdings ist der normale Zinszyklus durch die Krise seit einigen Jahren außer Kraft gesetzt. Viele Euro-Staaten können ihre überbordenden Schulden derzeit nur noch dank der historisch niedrigen Zinsen refinanzieren. Das spricht dafür, dass es vorerst bei der Politik des billigen Geldes bleiben könnte.


Andererseits kann Schumacher nicht viel falsch machen, wenn er die derzeit niedrigen Zinsen für 15 Jahre festschreiben lässt. Nach Ende der Zinsbindung würde das Darlehen nur noch fünf Jahre laufen. Selbst bei sehr hohen Zinsen kann dann für die Restlaufzeit nicht mehr viel schiefgehen.


Als sicherheitsbewusster Landwirt favorisiert Schumacher deshalb die 15-jährige Zinsbindung – entweder für die gesamte Summe von 200 000 €, vielleicht auch nur für den halben Betrag. Darüber will er noch eine Nacht schlafen. Die Innentechnik im neuen Stall würde er dann über ein zinsgünstiges Rentenbank-Darlehen finanzieren – mit der dort maximal möglichen Zinsfestschreibung von 10 Jahren.

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