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Richtig vorsorgen mit Versicherungen

Lesezeit: 7 Minuten

D ie Kapital-Lebensversicherung ist der Klassiker der privaten Altersvorsorge. Die Bundesbürger besitzen rund 86 Milli-onen Kapital-Policen mehr als es Ein-wohner in Deutschland gibt. Auch in der Landwirtschaft sind Kapi-talLebensversicherungen beliebt und weit verbreitet. Welche Vorteile hat diese Form der privaten Altersvorsorge? Wo liegen die Schwächen? Worauf müssen Sie beim Vertragsabschluss achten, damit Sie Ihre Vorsorge-Ziele auch wirklich errei-chen? Sicherheit, Steuervorteile und Todesfallschutz Die wichtigsten Vorteile einer Kapital-Lebensversicherung sind ihre einfache und bequeme Handha-bung; ihre hohe Sicherheit; ihre derzeit noch bestehenden steuer-lichen Vorteile; der eingeschlossene Todesfallschutz für die Angehörigen. Über eine Lebensversicherung sparen Sie regelmäßig und langfristig Geld für die eigene Altersvorsorge an. Die Verträge laufen häufig über 20 30 Jahre. In dieser Zeit brauchen Sie sich nicht selbst um die sichere und gleichzeitig zinsgünstige An-lage Ihrer Sparbeiträge zu kümmern. Dies übernehmen die Finanzexperten der Ver-sicherung für Sie. Bei Erreichen des End-alters wird Ihnen dann das angesparte Ka-pital einschließlich der Überschussanteile ausgezahlt. Insofern ist eine Lebensversi-cherung tatsächlich bequemer als viele andere Formen der Altersvorsorge. Außerdem gehört eine Kapital-Le-bensversicherung zu den sichersten An-lageformen überhaupt. Die Versicherer sind gesetzlich zu einer vorsichtigen Kapi-talanlage verpflichtet. Sie müssen das Kundenvermögen breit streuen und über-wiegend in sichere Anlageformen, wie fest verzinsliche Wertpapiere und Immobili-en, investieren. Das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen wacht da-rüber, dass die Lebensversicherer ihre ga-rantierten Verpflichtungen gegenüber den Kunden immer erfüllen können. In Deutschland hat es seit dem Zweiten Weltkrieg noch keinen Konkurs einer Le-bensversicherungsGesellschaft gegeben. Steuerlich ist eine Kapital-Lebensver-sicherung in zweifacher Hinsicht begüns-tigt: Die Versicherungsbeiträge können als Sonderausgaben steuerlich geltend ge-macht werden. Dies gilt jedoch nur im Rahmen von bestimmten Höchstbeträ-gen. Diese sind auch bei Landwirten häufig schon durch die Pflichtbeiträge zur gesetzlichen Sozialversicherung ausge-schöpft. Trotzdem werben manche Versi-cherungsvertreter bis heute gerne mit dem angeblichen Steuerbonbon. Wenn drei Bedingungen erfüllt sind, ist die Auszahlung einer Kapital-Lebensver-sicherung steuerfrei: Der Vertrag muss mindestens 12 Jahre lang laufen; der Kun-de muss mindestens 5 Jahre Beiträge zah-len; und der Todesfallschutz muss min-destens 60 % aller ein zu zahlenden Bei-träge betragen. Die meisten Verträge erfüllen diese Voraussetzungen. Für Anleger, die ihre Sparfreibeträge bereits ausgeschöpft ha-ben, ist die steuerfreie Auszahlung ein echter Vorteil im Vergleich zu anderen verzinslichen Anlageformen. Ein wichtiges Argument, dass aus Sicht vieler Landwirte für eine Kapital-Lebens-versicherung spricht, ist schließlich der Todesfallschutz für die Angehörigen. Denn unabhängig davon, wieviel Geld be-reits in die Versicherung eingezahlt wur-de, erhalten die Angehörigen im vorzeiti-gem Todesfall mindestens immer die ver-einbarte Versicherungssumme. Die Le-bensversicherung kombiniert also die langfristige Altersvorsorge mit einem To-desfallschutz für Angehörige. Das macht sie gerade in der Landwirtschaft so be-liebt. Todesfallschutz oft zu gering Doch genau in diesem Punkt beginnen auch die Nachteile der Lebensversiche-rung. Bevor Sie einen Vertrag unter-schreiben sollen Sie folgendes bedenken: Der Todesfallschutz für die Angehöri-gen ist häufig völlig unzureichend. Die Abschluss- und Verwaltungskos-ten sind relativ hoch. Die erwirtschafteten Renditen sind eher mäßig und nur dank der Steuervor-teil interessant. Einmal abgeschlossen, sind Sie mit ei-ner Lebensversicherung über viele Jahre relativ unflexibel. Was den Schutz der Angehörigen be-trifft, wiegen sich viele Betriebsleiter mit einer Kapital-Lebensversicherung in fal-scher Sicherheit. Der Grund: Die verein-barte Versicherungssumme liegt im Durchschnitt aller Verträge nur bei et-wa 55 000 DM. Auch auf den Höfen findet man häufig Policen mit weniger als 100 000 DM Versicherungssumme. Dies reicht bei weitem nicht aus, damit der Be-trieb bei vorzeitigem Tod des Betriebs-leiters durch die ausgezahlte Versiche-rungssumme schuldenfrei wird. Hierfür müsste die Versicherungssum-me mindestens verdoppelt bis verdrei-facht werden. Dies ist jedoch im Rahmen einer Kapital-Lebensversicherung viel zu teuer und für die meisten Betriebe unbe-zahlbar. Für die Absicherung der betrieb-lichen Kredite ist sie deshalb das falsche Instrument. Hier setzen Sie besser auf eine preiswerte Risiko-Lebensversiche-rung, kombiniert mit einer privaten Be-rufsunfähigkeitsZusatzversicherung (sie-he Kasten auf Seite 66). Hohe Kosten und mäßige Rendite Die sichere und bequeme Altersvor-sorge per Lebensversicherung lassen sich die Gesellschaften durch relativ hohe (und teilweise versteckte) Abschluss- und Verwaltungskosten bezahlen. Denn von den Beiträgen, die Sie in die Lebensversi-cherung einzahlen, deckt der Versicherer zunächst seine Verwaltungs- und Ver-triebskosten. Ein weiterer Beitragsanteil wird für die Todesfallabsicherung benö-tigt. Der Rest wandert dann in den Spar-topf für die eigentliche Altersvorsorge (Sparanteil des Versicherungsbeitrages). Wie groß dieser Sparanteil ist, erfährt der Kunde nicht. Nach Angaben der Stif-tung Warentest liegt er je nach Versi-cherer zwischen 50 und 70 % der ge-zahlten Beiträge. Hinzu kommt, dass vie-le Versicherer bestrebt sind, die für die ge-samte Vertragslaufzeit kalkulierten Kos-ten sofort in den ersten Beitragsjahren herauszuziehen. Dies führt dazu, dass den ersten Beitragsjahren nur ein sehr geringer Teil der Beiträge für die eigentli-che Vermögensbildung (Altersvorsorge) übrig bleibt. Kontrollieren kann man diesen Effekt am besten, wenn man den Verlauf der Rückkaufswerte betrachtet. Dies sind die Geldbeträge, die man im Fall einer vor-zeitigen Kündigung des Vertrages zurück erhält. Je länger es dauert, bis der Rück-kaufswert die Summe der eingezahlten Beiträge wieder erreicht, desto teurer in der Regel der Kostenblock der Versi-cherung. Der Sparanteil der Beiträge fließt in ei-nen großen Topf, der von der Versiche-rung angelegt wird. Der weitaus größte Teil der Kundengelder wird in fest ver-zinslichen Wertpapieren angelegt (meist über 75 % des Gesamtanlagevolumens). Dies erklärt u. a., warum die Wertent-wicklung der Kapitalversicherung lang-fristig hinter den Aktienfonds zurück-bleibt. Die Lebensversicherer garantieren ih-ren Kunden allerdings eine Mindestver-zinsung. Diese lag bisher bei 4 %. Bei Neuverträgen ab dem 1.7.2000 wurde die Mindestverzinsung auf 3,25 % gesenkt wobei sich diese immer nur auf den tat-sächlichen Sparanteil bezieht! Umgerech-net auf den komplett eingezahlten Bei-trag garantieren die Versicherer also ge-rade mal 1,5 bis 2 % Rendite. Bisher haben die Lebensversicherer je-doch immer eine Rendite erwirtschaftet, die deutlich über dem Garantiezins lag. Je nach Gesellschaft lag die Rendite von Ka-pitalLebensversicherungen in den letzten Jahren zwischen etwa 5 und 7 %, bezogen auf die insgesamt eingezahlten Beiträge. Das ist nicht schlecht, aber auch keines-wegs berauschend. Der eigentliche Clou liegt darin, dass die Kapitalerträge der Lebensversiche-rung steuerfrei sind. Zum Vergleich: Wer seine Sparerfreibeträge ausgeschöpft hat und seine Zinsen z. B. mit 35 % versteuert, müsste mit anderen Anlageformen eine Brutto-Verzinsung von 10 % erzielen, um mit einer guten Lebensversicherung gleichzuziehen. Selbst bei einer stark ver-ringerten Versicherungsrendite von nur 4 % müssten alternative Anlageformen vor Steuern mehr als 6 % abwerfen, um besser zu sein. Leider kann Ihnen keiner garantieren, dass die Steuervorteile der Lebensversi-cherung auch in 15 oder 20 Jahren noch gelten. Für die Zukunft sollten Sie außer-dem mit etwas geringeren Renditen rech-nen. Denn die Lebensversicherungen, die heute ausgezahlt werden, profitieren von dem zumindest zeitweise wesentlich hö-heren Zinsniveau der letzten 20 Jahre. Bindet viel Kapital Das größte Handikap der Lebensversi-cherung: Einmal abgeschlossen, ist sie un-flexibler als fast alle anderen Formen der Altersvorsorge. Sie bindet viel Kapital über Zeiträume von 15 bis 25 Jahren. Zwar können die Beiträge für einige Zeit ausgesetzt werden. Doch wer seine Bei-träge erhöhen oder senken möchte, muss in aller Regel einen neuen Vertrag ab-schließen. Das kann Steuernachteile brin-gen, wenn der neue Vertrag nicht mehr die gesetzlich vorgeschriebene Laufzeit von 12 Jahren schafft. Außerdem muss sich der Versicherte meistens erneut einer Gesundheitsprüfung unterziehen. Ein vorzeitiger Abbruch der Lebens-versicherung bedeutet aber fast immer fi-nanzielle Einbußen. Die meisten Versi-cherer gestalten ihre Policen so, dass die Wertentwicklung in den ersten Jahren mi-serabel, in den letzten Jahren allerdings attraktiv ist. Alles in allem lohnt sich eine Kapital-Lebensversicherung daher nur, wenn der Vertrag auch wirklich durch-gezogen wird. Die Praxis sieht leider anders aus: Nur etwa jeder zweite Vertrag wird bis zum Ende der vereinbarten Laufzeit durchge-halten. Fazit: Sie sollten sich nur dann für eine Kapital-Lebensversicherung ent-scheiden, wenn Sie sicher sind, die fälligen Beiträge über die gesamte Laufzeit prob-lemlos finanzieren zu können.

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