Finanzieren Sie größere Betriebsmittel-Käufe über das laufende Konto? Dann verschenken Sie vermutlich bares Geld! Das bestätigt eine aktuelle top agrar-Umfrage.
Die Frühjahrsbestellung steht vor der Tür. Für den Kauf von Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln fallen schnell einige 10 000 Euro an. Viele Landwirte nutzen zur Finanzierung ganz einfach das laufende Konto. Das kann teuer werden. Denn Kontokorrent-Kredite kosten auch für Landwirte mit guter Bonität derzeit immer noch zwischen 7 und 9 % Zinsen, vereinzelt auch bis zu 12 %.
Das geht deutlich günstiger! Verhandeln Sie jetzt mit Ihrer Bank über Sonderkonditionen zur Erntevorfinanzierung.
Die einfachste Lösung: Handeln Sie günstigere Zinsen für das laufende Konto aus. Fragen Sie, ob Ihre Bank bereit ist, Ihnen für die nächsten Monate niedrigere Zinsen innerhalb des genehmigten Kreditlimits einzuräumen. Oder Sie vereinbaren eine zweite Kreditlinie speziell für Betriebsmittel-Käufe, für die ein ermäßigter Zinssatz z. B. für 6 Monate gilt.
Das ist drin:
Die meisten Banken bieten allerdings spezielle Saisonkredite an, mit denen Sie die nächste Ernte vorfinanzieren können. Bei einigen Instituten firmieren diese als Betriebsmittelkredite, bei anderen als Termin- oder Sonderkredite. Die Zinsen liegen nach einer aktuellen Telefon-Umfrage von top agrar derzeit etwa bei 4 bis 5,5 %. Bei sehr guter Bonität und hohen Kreditsummen können sie noch niedriger sein.Bei einem Kredit über 70 000 € mit einer Laufzeit von 6 Monaten können Sie also schnell rund 1 500 € Zinsen sparen, wenn Sie statt z.B. 9 % auf dem Kontokorrent-Konto 4,5 % Zinsen für einen Saisonkredit vereinbaren! Kein schlechter Stundenlohn für ein einziges Gespräch mit Ihrer Bank!
Die Konditionen für die Saisonkredite unterscheiden sich je nach Bank:
- Die Laufzeiten reichen von einem Monat bis zu einem Jahr.
- Manche Banken begrenzen ihre Saisonkredite auf maximal 50 000 €. Andere gewähren die günstigen Konditionen erst ab einem bestimmten Mindestbetrag von z. B. 100 000 €.
- Die meisten Kredite haben eine feste Laufzeit mit endfälliger Tilgung. Manche Banken bieten auch Kredite an, die variabel getilgt werden können, verlangen dafür aber tendenziell leicht höhere Zinsen.
Der Nachteil von Festkrediten: Die Zinsen müssen über die gesamte Kreditsumme und für die volle Laufzeit gezahlt werden. Eine vorzeitige Tilgung ist nicht möglich, auch wenn das Geld dafür aus Ernteerlösen oder Viehverkäufen zur Verfügung stände. Somit fallen unnötige Kosten an, wenn Sie einen zu hohen Kreditbetrag oder eine zu lange Laufzeit wählen. Vereinbaren Sie deshalb im Zweifel besser kürzere Laufzeiten von 5 bis 6 Monaten. Bei Bedarf können Sie dann immer noch eine „Verlängerung“ beantragen.
Benötigen Sie weniger Kredit als den von der Bank vorgegebenen Mindestbetrag, sollten Sie nicht gleich kapitulieren. Bieten Sie der Bank an, einen kleinen Aufschlag auf die Top-Zinsen zu zahlen. Der Saisonkredit wird dann im Zweifel immer noch billiger sein als die Finanzierung über das laufende Konto.
Zweitbeste Lösung:
Bietet Ihnen die Hausbank keine zinsgünstige Lösung, kann es sich lohnen, beim Landhändler oder der Warengenossenschaft nach den aktuellen Konditionen von Lieferantenkrediten zu fragen. Für gute Kunden liegen die Zinssätze derzeit, wie unsere Umfrage ergeben hat, in einer Spanne von etwa 4 bis 7 %. Für Betriebe, die nur sporadisch geringe Umsätze tätigen, können die Zinsen aber auch schnell auf 7 bis 12 % ansteigen. Dann kann man genauso gut über das laufende Konto bei der Bank finanzieren.Ein Lieferanten-Kredit ist aber immer nur die zweitbeste Lösung. Denn damit binden Sie sich in der Regel beim Bezug der Betriebsmittel und bei der späteren Verwertung der Ernte an den Handelspartner. Das macht es schwieriger, jeweils die besten Konditionen am Markt auszuhandeln.
Fazit: Die Banken werden von der Zentralbank immer noch reichlich mit Geld zum Niedrigzins versorgt. Deshalb haben Sie gute Chancen, zinsgünstige Saisonkredite für die anstehenden Betriebsmittelkäufe auszuhandeln. Nutzen Sie diese! Johanna Budde
