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Sauen aus demMarkt nehmen?

Lesezeit: 4 Minuten

Bei den Sauenhaltern liegen die Nerven mehr als blank, jeder Tag kostet bares Geld. Und meistens ist es auch noch das Geld der Bank, denn bei vielen ist die Liqui-dität am Ende. Eine kurzfristige Besserung der Situation ist nicht in Sicht.


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Dafür sind vor allem fünf, ganz unterschiedliche Entwicklungen verantwortlich:


? Die Fruchtbarkeit der Sauen ist in den letz-ten Jahren regelrecht explodiert. Der Markt kann die vielen Ferkel kaum aufnehmen.


? Zwei schwache Ernten in Folge haben die Futterkosten in ungeahnte Höhen getrieben. Das sprengt jede Kalkulation.


? Bei einem Selbstversorgungsgrad von 115 % und mehr ist Schweinefleisch im Handel oft nur noch „Ramschware“. Heute werden bis zu 70 % des Angebotes über Rabattaktionen abgesetzt.


? Ein Lichtblick ist zwar der Fleischexport, der zumindest mengenmäßig gut läuft. Aber davon profitieren zurzeit nur die Schlachter.


? Weil es sich nicht mehr rechnet, haben viele Erzeuger das Handtuch geworfen, die Zahl der Sauenhalter hat sich in nur vier Jahren halbiert! Dennoch wird der Ferkelmarkt nicht entlastet, weil andere Betriebe aufstocken oder dänische und holländische Ferkel die Lücken bei uns sofort wieder füllen.


Vom „Ferkel verkaufen“ kann derzeit keine Rede mehr sein. Friss oder stirb lautet die Devise. „Ich zahle dir 5 € unter Notierung. Nimm das Angebot an, oder sieh zu, wo Du mit deinen Ferkeln bleibst“, heißt es knallhart. Solidarität in der Kette sieht anders aus.


2013 kommt der nächste Nackenschlag. Dann müssen weitere Ferkelerzeuger aussteigen, weil ihnen das Geld für den Umbau auf die Gruppenhaltung tragender Sauen fehlt. Noch mehr Schulden können und wollen viele nicht machen.


Jetzt ist guter Rat teuer. Viele machen es sich einfach und rufen nach Vater Staat. Dabei sind Schlachtprämien für Ferkel ethisch bedenklich und genauso kontraproduktiv wie Aufkaufprogramme für Sauen, die private Lagerhaltung oder der Vorschlag, 60-jährige Sauenhalter von der Umstellungspflicht auf Gruppenhaltung auszunehmen. Die Erfahrungen aus früheren Programmen lehren uns doch eins: Am Ende wird viel Steuergeld verbrannt, ohne dass wir das eigentliche Problem lösen.


Es gibt nur einen Ausweg aus der Sack-gasse: Das Angebot muss runter, und die zukunftsfähigen Betriebe dürfen dabei nicht auf der Strecke bleiben. Dafür müssen alle in der Kette ihre Hausaufgaben machen:


? Ministerin Ilse Aigner muss das Liquiditäts-hilfeprogramm der Rentenbank für Ferkelerzeuger nachbessern. Als es bei den Milchviehhaltern kriselte, gab es Hilfe für 1 % Zinsen.


? Die Ministerin darf in der aktuellen Situation keine zusätzlichen kostenträchtigen Tierschutzauflagen erlassen. Diese wären ein weiterer Sargnagel für die deutschen Sauenhalter.


? Die Bundesländer müssen die ohnehin knappen AFP-Mittel für Umbauinvestitionen reservieren. Wir brauchen keine staatlich geförderten neuen Ställe.


? Die Schlachter müssen mit neuen Abrechnungsmasken viel stärkere Anreize für niedrige Schlachtgewichte setzen. Warum brauchen wir in Deutschland so schwere Schweine?


? Die Vermarkter dürfen gute Ferkel nicht mehr unter Notierung bezahlen, sonst haben sie bald keine mehr.


? Die Futtermittelhersteller müssen sinkende Getreidepreise sofort an die Veredlungs-betriebe weitergeben. Jetzt ist nicht die Zeit für Bilanzpflege.


? Wer als Sauenhalter demnächst ohnehin aufhören will, sollte das jetzt tun. Das schont die Nerven und den Geldbeutel.


Auch wenn diese Krise wohl alle bisherigen Tiefpreisphasen in den Schatten stellt, jetzt kommt Hoffnung auf: Niederländische Besamungsstationen verkaufen gegenwärtig rund 10 % weniger Ebersperma und in anderen EU-Ländern werfen viele Ferkel-erzeuger ebenfalls das Handtuch. Auch hierzulande deutet vieles auf Entspannung hin. Die Scanner-Mitarbeiter der Besamungsstationen berichten von deutlichen Bestandsrückgängen. Mancher „Scanman“ hat in seinem Bezirk künftig 5 % bis 10 % weniger Sauen zu untersuchen.


Es besteht also die Aussicht, dass es bald weniger Ferkel gibt. Vielleicht wird 2012 dann endlich ein besseres Jahr für die Sauenhalter.

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