… so heißt unser Kater. Er hat mich heute früh erlöst aus meinem Wechselbad der Gefühle, in welches mich meine Physiotherapeutin warf, die ich neulich wegen eines Rückenproblems aufsuchte. Als ich hilflos auf ihrer Liege lag und sie erfuhr, wie ich meine Kühe halte, drückte sie gleich so fest zu, dass es richtig weh tat.
„Kälbern schneidet man nicht die Hörner ab und Kühe gehören auf die Weide!“, erklärte sie mir. Sie ist Vegetarierin und duldet Kuhhaltung nur, weil sie die Milch für ihre geliebten Pfannkuchen braucht. Habe ich jetzt also zum Rücken- auch noch ein Ernährungsproblem?
Tags drauf lese ich in meiner guten alten top agrar ein Streitgespräch zwischen einer Bauernverbandsfunktionärin und einer veganen Tierethikerin. Letztere spricht sich gegen jegliches Nutzen und Töten von Tieren aus. Sehr aufschlussreich und mutig von der Redaktion, denke ich. Beide Seiten kann ich gut verstehen und es ist richtig, nicht nur die Tiernutz-, sondern auch die Tierschutzlobby zu Wort kommen zu lassen. Hätte ich mir doch keine neue Lederhose kaufen sollen?
Ich blättere weiter im Heft, und es strahlt mich ein „Kollege“ mit tausend Kühen an. Seine Zuversicht kann ich auch gut verstehen. Zum Glück haben wir nicht so viele Tiere, denke ich mir, dann muss ich auch nicht so viele quälen. Wie würde meine Therapeutin da erst hinlangen! Dafür quälen mich jetzt die tausend Kühe des Kollegen, wenn ich an die Zukunft unseres Hofes denke.
Im Bett wälze ich mich voller Zweifel einer unruhigen Nacht entgegen. Mit dem festen Vorsatz, nächstens statt eines Physio- besser einen Psychotherapeuten aufzusuchen, gehe ich in der Frühe in den Stall. Prompt läuft mir schon mein Therapeut vor die Füße: unser lieber Kater Schorsch.
Stolz trägt er seine Frühstücksmaus über den Futtertisch. Ich komme ihm natürlich nicht mit Tofumäusen, Therapeuten und Tierethik, sondern kraule ihn und danke ihm dafür, dass er uns gegen die Mäuseplage verteidigt. Ich freue mich, dass er so ist, wie er eben ist: ein Raubtier, wie ich.
Frisch therapiert macht mir das Melken wieder viel mehr Freude. Mir scheint, die Kühe sind dankbar, dass sie einmal mehr gemolken und nicht geschlachtet werden. Und ich bin dankbar, dass ich melken darf und – wenigstens heute noch nicht – von so einem „Herrn der tausend Rinder“ geschluckt werde.
Danke, Schorsch, du hast mir sehr geholfen! Lass dir die Mäuse schmecken, solange man sie dir noch lässt.Ihr Hans Neumayer