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„So viel Raps wie die Fruchtfolge hergibt“

Lesezeit: 4 Minuten

Ernst-Friedrich Wille, Gleichen


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Als gestandener Ackerbauer hält Ernst-Friedrich Wille (63) nichts von Schnellschüssen bei der Fruchtfolgeplanung. Die langjährigen Trends in seinem Betrieb sprechen aber eine klare Sprache. Raps und Weizen gewinnen an Bedeutung, die Gerste verliert.


Wille bewirtschaftet einen 520-ha-Betrieb mit 3 000 Mastschweineplätzen im Kreis Göttingen in Niedersachsen. Die Fruchtfolge besteht aus Weizen, Raps und Gerste. Auf den besseren Standorten baut Wille auch Zuckerrüben an (rund 25 ha). Ein Drittel der Getreidefruchtfolge nimmt schon seit Jahrzehnten der Raps in Anspruch. Er und Winterweizen sind die ackerbaulichen Standbeine des Betriebes.


Und ihre Bedeutung nimmt zu, denn inzwischen hat Wille die Ölfrucht auch in die Rüben-Fruchtfolge integriert. „Mit dem Raps habe ich in den letzten Jahren gute Erträge bei stabilen Preisen erzielt“, sagt der Ackerbauer: „Der Deckungsbeitrag stimmt und auf das nachfolgende Getreide wirkt er positiv.“


Stoppelweizen ohne Alternativen


40 bis 45 dt Raps hat Wille in den letzten vier Jahren durchschnittlich geerntet. Tendenz steigend: Auf den guten Standorten knackt er mittlerweile auch die 50 dt/ha Marke. Und: Besonders der Winterweizen profitiert von der Ölfrucht. Der Weizen nach Raps bringt im Betrieb die höchsten Erträge bei niedrigem Aufwand wegen pflugloser Bodenbearbeitung und Minimalprogramm im Pflanzenschutz. Die Folge: Der Deckungsbeitrag beim Rapsweizen liegt rund 150 €/ha höher als beim Stoppelweizen.


Die Flächen des Betriebes liegen in einem Spätdruschgebiet (220 bis 360 m Höhenlage). Das große Zeitfenster zwischen Rapsernte und Winterweizenaussaat ist hier Gold wert. Arbeitswirtschaftlich ermöglicht die zeitversetzte Ernte eine gute Auslastung der vorhandenen Technik (Der Betrieb ist bis auf die Rüben-Technik komplett selbst mechanisiert, einschließlich Drusch und Lagerung). Auch Ungräser wie Ackerfuchsschwanz und Trespe lassen sich durch den Rapsanbau sehr wirkungsvoll in Schach halten.


Deutlich anspruchvoller ist dagegen der Stoppelweizen. Er ist ackerbaulich die größte Herausforderung im Betrieb. Wegen der pfluglosen Bodenbearbeitung sind mindestens zwei zusätzliche Arbeitsgänge notwendig, um eine gute Strohrotte zu gewährleisten und das neue Saatbett optimal vorzubereiten. Die erzielten Erträge (rund 83 dt/ha) und Qualitäten sind zwar stabil, die Fungizidmaßnahmen aber entsprechend aufwändig.


Trotzdem gewinnt auch der Stoppelweizen im Betrieb an Bedeutung. Denn Wille fehlt es an Alternativen. Roggen und Triticale rechneten sich in der Vergangenheit nicht (Probleme mit Standfestigkeit und Fusarien, schlechte Strohrotte). Mais scheitert an der Hanglage vieler Flächen im Betrieb.


Die Gerste bringt zwar ein vergleichbar gutes Ertragsniveau (83 dt/ha) und bietet sich für die innerbetriebliche Verwertung in der Schweinemast an. Sie ist aber in ihren Erträgen recht unbeständig und lässt sich außerdem als einzig verbleibende Kultur im Betrieb noch nicht pfluglos anbauen. Auch die typischen Ungräser wie Ackerfuchsschwanz und Trespe lassen sich in den Gerstebeständen nicht gänzlich vermeiden. Die Folge: Rein ökonomisch hinkt die Gerste mittlerweile selbst dem Stoppelweizen hinterher.


Ganz ohne Gerste geht es nicht


Dadurch ist der Gersteanteil im Betrieb Wille inzwischen auf deutlich unter 10 % der Anbaufläche zusammen geschmolzen. In der Fruchtfolge halten sie vor allem noch die arbeitswirtschaftlichen Vorteile durch die frühe Ernte, die gute Nährstoffverwertung der Gülle und der Rohfaser-Bedarf der eigenen Schweinemast. „Vom reinen Deckungsbeitrag pro ha gesehen, müsste die Gerste eigentlich zu Gunsten des Stoppelweizens aus der Fruchtfolge fliegen“, erklärt Wille, „wenn ich aber alle Entscheidungsfaktoren betrachte, rechnet sich ein kleiner Gersteanteil weiterhin.“


Diese Herangehensweise ist typisch für die Philosophie von Ernst-Friedrich Wille. Entscheidend ist nicht der Deckungsbeitrag einer einzelnen Kultur, sondern das nachhaltige Ergebnis der gesamten Fruchtfolge. So legt Wille bei der Sortenwahl mehr Wert auf Gesundheit als auf Erträge und hält an pflanzenbaulichen Grundsätzen fest. Eine Ausdehnung des Rapsanbaus bliebt so auch bei den aktuell günstigen Preisrelationen für Ölfrüchte vorerst Tabu. „Eine noch engere Rapsfruchtfolge wäre rein wirtschaftlich eine gute Alternative zum Stoppelweizen“, sagt Wille, „zum jetzigen Stand der Züchtung halte ich mehr als ein Drittel Raps aber für noch nicht umsetzbar.“


Matthias Schulze Steinmann

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