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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Standpunkt - Für eine ehrliche und effiziente Düngeverordnung

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Zwischenruf von Prof. Dr. Friedhelm Taube, Universität Kiel.


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Der Handlungsbedarf lässt sich nicht leugnen. Während sich die Situation in den Ackerbauregionen entspannt, steigen in den Veredlungsregionen und Biogashochburgen die Nährstoffbelastungen von Luft, Boden und Wasser. Deshalb fordert Brüssel vom Bund eine strengere Düngeverordnung (DüV).


Dafür gibt es im Prinzip zwei Optionen: Deutschland arbeitet weiter mit einer relativ großzügigen Regelung, deren Auflagen die Probleme nicht lösen und zusätzliche Bürokratie verursachen (so wie es die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Novellierung der DüV jüngst vorgeschlagen hat). Oder wir leisten uns eine strenge Düngeverordnung nach dänischem oder niederländischem Muster – allerdings ohne die extremen Einschränkungen, die dort zum Teil gelten.


An morgen denken:

Ich halte den zweiten Weg für den besseren. Wenn Deutschland so weitermacht wie bisher werden sich die N- und P-Überschüsse in den Veredlungsgebieten wahrscheinlich noch weiter erhöhen. Dann würde die Politik über kurz oder lang mit drastischen Maßnahmen reagieren müssen und die Landwirte zu einer Abstockung der Tierbestände zwingen. Mit immensen Kosten. Und fast noch schlimmer: Die Akzeptanz der intensiven Tierhaltung würde sich weiter verschlechtern.


Der Preis wäre zu hoch. Die Erfahrungen aus Dänemark, den Niederlanden und Flandern (Belgien) zeigen, dass auch bei strengen Düngeregeln weiterhin intensive Veredlung und ertragreicher Acker- und sogar Gemüsebau nicht unmöglich sind. Unterm Strich hat eine strenge, aber wissenschaftlich abgesicherte Düngeverordnung mehr Vor- als Nachteile für die tierhaltenden Landwirte, weil sie Planungssicherheit für künftige Investitionen schafft, Anreize gibt, wirtschaftseigenen Stickstoff und Phosphor effizienter zu nutzen, damit Düngekosten zu senken und für mehr Nachhaltigkeit in der Bewirtschaftung sorgt.


Eine zukunftsfeste Düngeverordnung muss aber drei Grundregeln beachten:


1. Regional differenziert vorgehen!

Wo es keine Probleme mit Nährstoffeinträgen gibt, sollten die Landwirte auch nicht mit strengeren Auflagen überzogen werden. Dies ist in den Ackerbauregionen der Fall, wo die Nitratbelastung der Gewässer kontinuierlich sinkt. In den Intensivregionen mit hohen Nährstoffüberschüssen sind dagegen Maßnahmen notwendig, die mit erträglichen Kosten sicherstellen, dass N- und P-Verluste künftig möglichst vermieden werden. Das heißt, wir brauchen eine Düngeverordnung mit differenzierten Auflagen und regionalen Spielräumen. Belgien und z.T. auch Dänemark machen es vor.


2. Hoftorbilanzen erstellen!

Deutschland sollte sich von der Flächenbilanzierung zur Berechnung der N-Überschüsse („Nährstoffvergleiche“) verabschieden und primär auf die Hoftorbilanz setzen.


Die Flächenbilanzierung führt zu ökologisch und ökonomisch völlig unsinnigen Ergebnissen. In Futterbaubetrieben kann die Berechnungsmethode z. B. dazu führen, dass die N-Abfuhr über die Erträge systematisch überschätzt wird.


Das wissen auch die Experten der Bund-Länder-Arbeitsgruppe. Deshalb wollen sie einen „Grundfutterfaktor“ in die Düngeverordnung einführen, der sicherstellen soll, dass der tatsächliche Tierbestand des Betriebes und die verfügbare Grundfutterfläche übereinstimmen. Das mag in Milchviehbetrieben mit viel Grünland funktionieren, solange sich der Futterzukauf auf etwas Kraftfutter beschränkt. Viele Betriebe handeln aber in erheblichem Umfang mit Grundfutter. Außerdem bauen sie häufig auch noch Mais an. Dann kommt man mit dem Grundfutterfaktor allein nicht weiter.


Nach Ansicht der Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll dann der Lieferschein alle wichtigen Angaben wie Erntemenge, Trockensubstanzgehalt oder Inhaltsstoffe enthalten. Es wäre weiter möglich, die Zahlen zugunsten kleinerer Überschüsse zu „schönen“. Das bedeutet einen massiven zusätzlichen Verwaltungsaufwand, den sich mancher Betrieb sparen dürfte, wenn weiterhin nur 1 % der Betriebe kontrolliert werden. In Dänemark und in den Niederlanden sind es 100 %!


Die Daten der Hoftorbilanz geben die Nährstoffsituation auf den Betrieben wesentlich genauer wider und sind leicht zu erheben. Oft sind sie bereits Teil der betriebswirtschaftlichen Auswertungsprogramme. Denkbar wäre es, die Betriebe zu verpflichten, den Kontrollstellen die erstellte Hoftorbilanz zuzuleiten. Die Behörden könnten dann ihre Vor-Ort-Kontrollen auf die Betriebe beschränken, die zu hohe P- oder N-Salden aufweisen. Zur Ausgestaltung akzeptabler Salden nach Hoftorbilanz hat der VDLUFA bereits gute Vorschläge erarbeitet.


3. Konsequent nach Bedarf düngen!

In Zukunft ist es notwendig, sich noch konsequenter am N-Düngebedarf der Kulturen zu orientieren. Dieser ist bekannt, nur bedingt vom Ertrag abhängig und zudem über die individuellen Nmin-Werte und Schätzfaktoren für die N-Nachlieferung jederzeit korrigierbar.


Wird der Wirtschaftsdünger in Mineraldüngeräquivalente umgerechnet, ließe sich auch die Höhe der N-Düngung einfach kontrollieren. Das wäre für Landwirte nachvollziehbar und würde sie motivieren, den eigenen Wirtschaftsdünger so effizient wie möglich zu nutzen.


Dänemark hat es erfolgreich vorgemacht, dann aber den Bogen in der Ausgestaltung deutlich überspannt (siehe Kasten auf Seite 34). Diesen Fehler sollte Deutschland nicht wiederholen, sondern das dänische Modell auf die deutschen Bedürfnisse zuschneiden. Das heißt vor allem, die Problemgebiete definieren, ambitionierte Übergangszeiträume schaf­fen und in dieser Phase die Mineraldünger-Äquivalente für wirtschaftseigene Düngemittel allmählich erhöhen.


In Dänemark funktioniert das. Dort hat sich der Mineraldüngerabsatz nach der Umstellung auf das Äquivalent-Prinzip innerhalb weniger Jahre halbiert. Die Nitratgehalte in den Gewässern sinken deutlich, ohne dass die intensive Tierhaltung massiv beeinträchtigt worden ist.


Seit mehr als 20 Jahren (Einführung der Nitratrichtlinie 1991) wissen die Landwirte, dass die Düngung im Sinne des Gewässerschutzes optimiert werden muss. Unzählige Daten sind dazu von der Wissenschaft vorgelegt und seitens der Beratung umgesetzt worden. Dennoch steigen die Nitratwerte in den Intensivregionen weiter an.


Auch in Deutschland beweisen die guten Betriebe seit langem, dass hohe Erträge und geringe Stickstoff-Überschüsse kein Widerspruch sein müssen. Was derzeit offensichtlich zu befördern ist, ist der politische Wille, mehr Be­triebe schneller in diese Richtung zu ­führen.

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