Der Ausbau der Biogasproduktion hat derzeit auch in Süddeutschland den stärksten Einfluss auf die Anbauverhältnisse der Ackerkulturen. Denn mit steigender Anlagenzahl – aktuell sind allein in Bayern 1 700 Biogasanlagen in Betrieb – nimmt der Bedarf an Silomais als wichtigstem Gärsubstrat deutlich zu. 2010 stehen auf bayerischen Äckern 380 000 ha Silomais und damit 7 % mehr als im Vorjahr. Betriebe mit eigenen Anlagen oder Substratlieferanten sind inzwischen teilweise bei Maisanteilen von 60 bis 70 % in ihrer Fruchtfolge angelangt.
In den klimatisch ungünstigen Lagen im Norden und Osten Bayerns geht die Ausdehnung des Maisanbaus vor allem zu Lasten der Braugerste. Gegenüber 2009 ging die Fläche um 17 % auf 104 000 ha zurück, gegenüber 2008 waren es sogar 30 %. Die Erlöse waren im Durchschnitt der letzten Jahre so niedrig, dass mit der Sommergerste auch bei guten Anbaubedingungen keine befriedigenden direktkostenfreien Leistungen mehr zu erzielen waren.
Hackfrüchte weiterhinwettbewerbsfähig
Weniger stark sind die Verschiebungen auf den guten Ackerbaustandorten. Dort bestimmen Hackfrüchte weitgehend die Fruchtfolge. Die Zuckerrübe schneidet im Vergleich mit anderen Ackerkulturen wirtschaftlich nach wie vor gut ab. Die Quotenrübenfläche ist wegen der Reform der Zuckermarktordnung zwar zurückgegangen. Das hat der zunehmende Anbau von Ethanol- und Industrierüben jedoch zum Teil kompensiert.
Auch die Speisekartoffeln konnten im Schnitt der Jahre mit den anderen Kulturen mithalten. Ihr Flächenumfang hat sich nur wenig verändert. Stabil im Anbauumfang ist auch die Stärkekartoffel, obwohl die Diskussion um die weitere Zukunft der gekoppelten Stärkeprämie viele Anbauer verunsichert.
Trotz der augenblicklich ungünstigen Preissituation wird der Weizen seine Stellung als wichtigste Ackerkultur in Bayern auch 2010/11 behaupten können. Allerdings wird der Weizen in den Einzugsgebieten von Biogasanlagen in der nächsten Saison Fruchtfolgeanteile an den Mais verlieren. Andererseits wird er vermutlich in Marktfruchtbetrieben tendenziell gewinnen. Denn der Stoppelweizen ersetzt zunehmend die Wintergerste, soweit es Standort und Arbeitswirtschaft zulassen. Grund ist vor allem der stagnierende Ertrag der Wintergerste in den letzten Jahren.
Nach der schwierigen Rapsglanzkäfersaison 2009 sowie der Problematik der Knospenwelke ist die Rapsanbaufläche in Bayern zur Ernte 2010 um rund 9 % auf 152 000 ha zurückgegangen. Die Alternative war in diesen Fällen häufig der Mais. Ob diese Entwicklung anhält, ist angesichts der aktuell günstigen Preissituation beim Winterraps jedoch fraglich. Viele Betriebsleiter werden wohl den Rapsanbau für 2010/11 wieder bis zur pflanzenbaulichen Obergrenze ausdehnen.
Josef Bauer, LKP Bayern