Neulich im ICE: Mein Handy klingelt und ich weiß sofort, das ist richtig wichtig! Auf den Rückruf von Peter, Milchviehhalter aus der Wesermarsch, warte ich seit Tagen. Ich nehme ab. „Hi Peter, wie schön, dass Du zurückrufst!“ Während ich telefoniere, krame ich meinen Kalender aus der Hand-tasche. „Okay, was ist mit dem 17. oder 18. Juli? – Ach so, ja, am 17. hast Du Anpaarungsberatung. Das geht natürlich vor!“
Ich merke, wie sich die Köpfe meiner fünf Abteilgenossen ruckartig erheben. Anpaarungsberatung???
Als ich auflege, frage ich mutig in die Runde: „Möchten Sie wissen, in welchem Job man so locker über Paarung spricht“ Die Herren nicken stumm. Einer sagt: „Ja, bitte.“ „Im Prinzip ist das so was wie das Verkuppeln von zwei Menschen, ganz strategisch, nur eben für Kühe“, sage ich. Die Augen meiner Zuhörer werden mindestens genauso groß wie die der Paarhufer.
„Naja, ganz so platt ist es nicht, aber bestimmt kennen Sie Parship, das Online-Datingportal. Hier füllt man einen sehr detaillierten Frage-bogen über die eigene Person aus. Das System schlägt einem dann den Traummann oder sogar mehrere Kandidaten vor.“ Peinliches Schweigen, zaghaftes Nicken.
„Das gibt’s auch für Kühe. Der Landwirt und der sogenannte ‚Anpaarungsberater‘ schauen sich gemeinsam das ganze Tier an. Die äußeren Merkmale wie Euter, Klauen, Beckenbreite… genauso wie die „inneren Werte“, z.B. Muttereigenschaften, Fitness und so weiter. Ein Algorithmus rechnet dann – so wie bei Parship – den perfekten Partner, sprich Bullen aus. Es kommt auf neudeutsch zum Match.“
Ein vermeintlich stiller Zuhörer mischt sich jetzt ein. „Okay, wenn’s schon sowas wie Parship für Kühe gibt, gibt’s dann bald auch Tinder für Rinder“ Ein Raunen. Geschmunzel. Ich grinse: „Ja, gute Frage! Sie wissen: Mitte Juli bin ich bei Peter auf dem Hof. Ich werd’ ihn fragen!“