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top agrar-SerieVollkosten - Die Kosten­fallen in der Schweinemast

Lesezeit: 5 Minuten

Schon kleine Leistungsunterschiede können in der Schweinemast ­darüber entscheiden, ob der Mäster seine Vollkosten deckt oder nicht. Welche Stellschrauben schlagen wie stark zu Buche?


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Stellen Sie sich vor, es ist Grillsaison und die Preise ziehen nicht an. Genau das erleben die deutschen Schweinemäster in diesen Wochen. Spätestens seit dem russischen Import-Embargo stecken die Notierungen im Keller, und auch der saisonbedingte Preisanstieg könnte in diesem Jahr eher mager ausfallen.


Ohne Aussichten auf baldige Besserung fragen sich viele Schweinemäster, welche Preise sie auch langfristig aushalten können, ohne Verluste zu machen. Die Antwort: Indem man an den richtigen Stellschrauben dreht, kann man der Vollkostendeckung zumindest deutlich näher kommen. Das zeigen Betriebszweigauswertungen (BZA) von Schweinemästern aus ganz Deutschland.


Wer sein Schicksal also nicht allein dem Markt und der politischen Großwetterlage überlassen will, für den lohnt sich der Griff zum Bleistift. Wo man steht und wie man sich noch verbessern kann, lässt sich anhand einer Vollkostenrechnung feststellen. Um herauszufinden, wo die größten Kostentreiber liegen, haben wir zwei Beispielbetriebe genauer unter die Lupe genommen:


Nachrechnen schafft Klarheit.

Die Nachbarn Fuchs und Faulhaber (beide erfunden) sind beide Schweinemäster und eng befreundet. Deshalb liefern sie sich einen leidenschaftlichen Wettbewerb darüber, wer besser wirtschaftet.


Auf den ersten Blick stellt sich Fuchs geschickter an als Faulhaber (siehe Übersicht 1): Auf 1 500 Plätzen mästet er Schweine und schafft dabei 2,9 Umtriebe pro Jahr. Er kauft seine Ferkel mit 28 kg und bringt sie auf ein durchschnittliches Schlachtgewicht von 96 kg. Dabei muss er eine Verlustrate von 1,7 % hinnehmen. Sein Nachbar Faulhaber hingegen lässt es etwas lockerer angehen: Auf 800 Mastplätzen schafft er 2,5 Umtriebe pro Jahr mit 2,2 % Verlusten. Auch er kauft seine Ferkel mit 28 kg und bringt sie auf 96 kg Schlachtgewicht. Für diese Zahlen muss er sich von seinem Nachbar regelmäßig Frotzeleien gefallen lassen. Deswegen will er endlich wissen: Haben diese Werte wirklich Einfluss auf die Vollkosten pro Kilogramm Schlachtgewicht?


So funktioniert die Rechnung:

Die beiden setzen sich deswegen zusammen und rechnen nach (siehe Übersicht 2). Weil sie den gleichen Ferkellieferanten haben, zahlen sie auch den gleichen Preis: Derzeit 65 € für ein 28 kg-Ferkel inklusive aller Zuschläge und der Mehrwertsteuer. Das entspricht bei einem späteren Schlachtgewicht von 96 kg Kosten von 68 ct/kg SG.


Unterschiede treten dafür schon beim nächsten Punkt auf: Fuchs setzt auf eine Flüssigfütterung und passt die Rationen nach der Vormast insgesamt dreimal an. So kann er davon profitieren, dass die Mastschweine ab ca. 80 kg Lebendgewicht (LG) weniger Rohprotein und Mineralstoffe brauchen und an diesen teuren Futterkomponenten sparen. Außerdem profitiert er so von einer höheren Futterverwertung von 1 : 2,7. Sein Kollege Faulhaber hingegen setzt auf einen arbeitssparenden Breiautomaten und füttert nach der Vormast (bis 40 kg LG) durchgängig eine Standard-Ration. Das steigert seinen Verbrauch hochwertiger Futterkomponenten und senkt außerdem die Futterverwertung auf 1 : 2,9. So entstehen ihm pro Schwein um fünf Euro höhere Futterkosten – oder 5 ct/kg SG.


Die weiteren Direktkosten für Tierarzt, Wasser, Energie etc. schlagen bei beiden Landwirten mit jeweils 7 ct/kg SG zu Buche. Fuchs muss aber noch für die Gülleentsorgung draufzahlen: Rund ein Drittel seiner Gülle, also ca. 630 m3 pro Jahr, kann er nicht auf seinen eigenen Flächen ausbringen und muss 12 €/m3 für die Verwertung an die Nährstoffbörse bezahlen – macht einen Cent pro kg SG.


Insgesamt wendet Mäster Fuchs so 1,40 €/kg SG an Direktkosten auf, bei Nachbar Faulhaber sind es 1,44 €/kg SG. Mit ihren Erlösen müssen sie aber nicht nur ihre Direktkosten decken, sondern auch ihre Faktorkosten.


Weil die beiden in sehr ähnlichen Ställen wirtschaften, sind diese Kosten auf den ersten Blick ähnlich: Beide ­haben 275 € pro Tierplatz in den Stallbau investiert. Bei einer Abschreibedauer von 20 Jahren macht das ­Abschreibungen von 13,75 € pro Tierplatz und Jahr. Die Kosten von 225 € für die Technik der Innenwirtschaft schreiben die beiden über 14 Jahre ab, macht ca. 16 € an Abschreibungen pro Tierplatz und Jahr.


Ein erster Unterschied ergibt sich beim Lohnansatz: Weil Fuchs in seinem größeren Stall effizienter arbeiten kann, kommt er mit 0,7 Stunden Arbeit pro Tierplatz und Jahr zurecht, bei Faulhaber ist es eine ganze Stunde. Das bedeutet einen Kostenvorteil von gut 5 € pro Schwein für Fuchs. Deutlicher wird der Unterschied ­jedoch, wenn man diese Faktorkosten auf jedes kg SG umlegt: Weil Fuchs höhere Tageszunahmen und damit jährlich mehr Umtriebe erreicht, kann er die Faktorkosten pro Stallplatz und Jahr auf jeweils 2,9 Schweine umlegen. Bei Faulhaber sind es nur 2,5. Deswegen ist Fuchs auch bei den Faktorkosten mit 17 ct/kg SG günstiger als sein ­Kollege mit 22 ct/kg SG.


Schließlich schlagen die beiden noch die Kosten für ihre Verluste auf. Insgesamt kommt Fuchs so auf Vollkosten von 1,60 €/kg SG. Faulhaber müsste 1,70 €/kg SG erlösen, um seine Vollkosten wieder einzuspielen.


Wo anpacken?

Faulhaber weiß deshalb, dass sein Nachbar der Vollkostendeckung zumindest deutlich näher ist als er selbst. Dank der Rechnung weiß er aber auch, wie er ihm schon bald wieder Konkurrenz machen könnte:


Er will seine ­Fütterung auf mindestens drei Phasen umstellen, um teure Futterkomponenten zu sparen. Außerdem will er dadurch die Tageszunahmen erhöhen und somit die Mastdauer verkürzen. So kann er mehr Umtriebe pro Jahr schaffen und damit die Faktorkosten, die er auf jedes Kilo Schlachtgewicht um­legen muss, reduzieren. Auf diese Weise hofft er, den Sticheleien seines Nachbarn bald etwas entgegensetzen zu können.

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