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top agrar-SerieVollkosten - Welche Kosten ein Bulle verschlingt

Die Preise für Schlachtbullen sind aktuell besser als 2014. Ob es sich lohnt, jetzt neu zu bauen, hängt vor allem von den ­Vollkosten ab. Wir haben nachgerechnet.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Preise für Schlachtbullen sind aktuell besser als 2014. Ob es sich lohnt, jetzt neu zu bauen, hängt vor allem von den ­Vollkosten ab. Wir haben nachgerechnet.


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Wenn Bullenmäster mit Beratern über die Zukunft sprechen, bekommen sie häufig Tipps wie diese: Vitale Kälber einstallen, die Verlustrate möglichst gering halten und das optimale Schlachtgewicht durch hohe Tageszunahmen so schnell wie möglich erreichen. Das sind nach wie vor die ersten Stellschrauben für eine erfolgreiche Bullenmast.


Meistens lässt sich auch schnell berechnen, wie viel sich mit solchen Tipps bei den Direktkosten pro Bulle einsparen lässt. Doch mit den Erlösen muss der Landwirt nicht nur die Direktkosten, sondern seine kompletten Vollkosten decken. Wie sehr senken die einzelnen Maßnahmen also die Vollkosten pro kg Schlachtgewicht? Rentiert es sich vielleicht sogar, einen neuen Stall zu bauen, um die Bullen noch effizienter mästen zu können?


So berechnen Sie die Vollkosten:

Die – frei erfundene – Bullenmästerin Müller möchte das genauer wissen und greift daher zum Bleistift. Sie geht durch ihre Bücher und schreibt sich zunächst alle Direktkosten zusammen, die ihre Bullen verursachen (siehe Übersicht 1).


Diese beginnen mit den Kälbern. Müller kauft ihre Fleckvieh-Starterkälber mit ca. 90 kg Lebendgewicht und zahlt dafür derzeit rund 550 € pro Tier. In der Aufzuchtphase bis 200 kg Lebendgewicht bekommt jedes Kalb 37 kg Milchaustauscher, 150 kg Aufzuchtfutter, 30 kg Rapsextraktionsschrot und 250 kg Maissilage. So kostet Müller die Aufzuchtphase insgesamt rund 130 € pro Tier.


Anschließend berechnet sie ihre mit Abstand gewichtigste Kostenposition: das Futter während der Mastphase. Dafür berechnet sie aber nicht etwa ihre Produktionskosten im Futterbau, sondern setzt den Marktwert des Futters an. Der Hintergrund: Würde sie das Futter nicht für die Bullenmast verwenden, könnte sie es zu Marktpreisen verkaufen.


Müller verfüttert 20 kg Maissilage pro Tier und Tag als Grundfutter. Als Kraftfutter fügt sie außerdem 1,7 kg Getreideschrot hinzu und ergänzt diesen mit 1,2 kg Rapsextraktionsschrot als Eiweißkomponente. Bei den aktuellen Futterpreisen entstehen ihr so Futterkosten von ca. 1,30 € pro Tier und Tag.


Ihre Bullen nehmen derzeit etwa 1 270 g pro Tag zu. Nach der Tränkephase mästet sie ihre Bullen für durchschnittlich 500 Tage und bringt die Tiere mit 725 kg Lebendgewicht zum Schlachter. Bei einer Ausschlachtung von 57 % entspricht das 413 kg Schlachtgewicht.


Was bringt ein Stall-Neubau?

Bereits an diesem Punkt verspricht sie sich durch einen neuen Stall eine deutliche Verbesserung. Mit mehr Licht sowie einer besseren Stallhygiene und besserem Stallklima werden die Zunahmen noch steigen, ist Müller sich sicher.


Anhand von Zahlen der Landwirtschaftskammer schätzt sie, dass sie Tageszunahmen von 1 400 g erreichen könnte. Außerdem würde sie im neuen Stall die Tiere besser nach Gewichtsgruppen einteilen und so alle Tiere auf das optimale Schlachtgewicht von 430 kg bringen. Insgesamt würde sich die Mastdauer im neuen Stall um 30 Tage verkürzen, was zunächst einmal Ersparnisse bei den Futterkosten von rund 30 € pro Tier mit sich bringen würde. Etwas niedriger fallen im neuen Stall auch die Kosten für den Tierarzt und Strom aus.


Deutlich wird der Unterschied zwischen den Stallsystemen dann aber noch einmal bei den Verlusten und vorzeitigen Notschlachtungen: Während Müller im alten Stall auf eine Rate von 5 % kommt, würde sie in einem neuen Stall mit nur 2 % rechnen.


Umgerechnet auf jeden verkauften Bullen ist das eine Ersparnis von 43 € bei den Direktkosten. Insgesamt entstehen Müller somit pro verkauftem Bullen Direktkosten von ca. 1 380 € im alten Stall. In einem neuen Stall wären es nur ca. 1 300 €. Auf das Schlachtgewicht umgerechnet macht das 3,35 €/kg SG im alten und 3,01 €/kg SG im neuen Stall.


Auch bei den Gemeinkosten hat der alte Stall zunächst Nachteile: Ganze acht Stunden Arbeit setzt die Betriebsleiterin für jeden Bullen an. Bei einem Lohnansatz von 17,50 € macht das 140 € pro Tier. Ihren neuen Stall würde Müller arbeitswirtschaftlich besser gestalten. Dort will sie mit nur sechs Stunden Arbeit pro Bulle auskommen. Das würde einem Lohnansatz von 105 € entsprechen.


Reichen all diese Vorteile des Neubaus aus, um die Investitionskosten aufzufangen? Müllers alter Stall ist schließlich längst abgeschrieben. Deswegen muss sie weder eine Verzinsung des Kapitals für den damaligen Stallbau noch Abschreibungen auf ihre Bullen anrechnen. Auf etwas neuerem Stand als der Stall ist hingegen ihre Technik für die Innenwirtschaft. 500 € pro Stallplatz hat sie vor wenigen Jahren in die Automatisierung der Fütterung investiert. Das verursacht ihr Abschreibungen in Höhe von 36 € pro Tierplatz und Jahr und damit – bei einer Mastdauer von 500 Tagen – 49 € pro Bulle.


Was der Neubau pro Kilo kostet:

Bei einem Neubau würde sie mit Inves-titionskosten von insgesamt rund 3 000 € pro Stallplatz rechnen. Dies würde zu jährlichen Abschreibungen und Zinskosten von 270 € pro Stallplatz führen. Rechnet man noch einen Aufschlag für die Verluste hinzu, so kommen im alten Stall fast 60 ct an Gemeinkosten pro kg SG zusammen, im Neuen wären es 90 ct.


Insgesamt lägen die Vollkosten pro kg SG im alten Stall bei 3,93 €, im neuen wären es 3,91 €. Damit wäre die Produktion im neuen Stall zwar kaum günstiger. Allerdings würden mit den 3,91 € im neuen Stall auch die Kosten für regelmäßige Investitionen gedeckt, während das beim alten Stall nicht der Fall ist und der Betriebszweig hier über kurz oder lang auslaufen müsste. Das Rechenbeispiel Müller zeigt aber auch: Wie hoch die Kosten genau sind, hängt von diversen einzelbetrieblichen Voraussetzungen ab. Wer berechnen will, an welchen Stellen er seine Kosten noch wie stark drücken kann, dem bleibt der Griff zum Bleistift daher nicht erspart.


Claus Mayer

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