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Überleben durch den Schnee

Lesezeit: 4 Minuten

Weil ihm das Bewirtschaften von drei Betrieben zu stressig war, baut Fred Ø. Diestad ein kleines Lohnunternehmen auf. Doch sein Haupteinkommen macht er im Schnee.


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Fred Ø. Diestad (41) wirkt ruhig und ausgeglichen. Das war nicht immer so, sagt er. Bis vor zwei Jahren hat Diestad drei Betriebe in der Gegend um den Ort Skiptvet bewirtschaftet. Drei Betriebe bedeuten in seinem Fall 20 Milchkühe, 50 Mutterkühe und ca. 100 Kopf Jungvieh plus Acker und Futterbau: „Ihr dürft Euch das aber nicht wie in Deutschland vorstellen. Die Ställe sind alt. Und bei uns liegen die Flächen sehr verstreut, sind teils klein und sehr ungleichmäßig geformt.“ Um das zu unterstreichen, malt der Landwirt einen typischen Flächenumriss in den Sand. Bei nur vier bis fünf Monaten Vegetation ballte sich die Arbeit und Fred Ø. Diestad beschloss, nur noch seine eigenen Flächen zu bewirtschaften: 15 ha mit Sommergerste und -weizen und 15 ha Grünland.


Sein neuer Geschäftszweig ist ein Lohnunternehmen, das er vorsichtig Schritt für Schritt aufbaut. Es gibt in Norwegen relativ wenige Unternehmer, die meisten Landwirte erledigen die Arbeit mit eigenen Maschinen und helfen sich gegenseitig.


Seit letztem Jahr mäht Fred Ø. Diestad für einige Kunden das Gras mit einer Triple-Kombination. Bis zu 40 ha schafft er damit am Tag und im letzten Jahr lag die Gesamteinsatzfläche bei rund 500 ha. In der Saison wächst das Gras rasend schnell hier. Durch die sehr langen Sommertage und reichlich Regen schafft es bis zu 20 cm in nur fünf Tagen.


Wachsendes Lohnunternehmen:

Der Preis pro Einsatzstunde der Mähkombi liegt bei 1 000 bis 1 200 NOK (115 bis 140 €). Sein Kundenstamm hält sich mit zehn Betrieben noch sehr im Rahmen. Doch Diestad ist sicher, dass es in diesem Jahr mehr werden. Er setzt auf Mund-zu-Mund-Propaganda.


Außerdem fährt er mit zwei Tankern Gülle (13,5 und 11 m³). Bisher dürfen die Bauern die Gülle noch per Prallteller verteilen. Doch Diestad schätzt, dass der Staat in absehbarer Zeit die bodennahe Ausbringung fordern wird. In seiner Region ist es üblich, auf dem Acker im Frühjahr direkt vor der Saat Gülle auszubringen. Aufs Grünland fährt er nach dem ersten und dem zweiten Schnitt. Ab dem 1. September darf keine Gülle mehr oberflächig ausgebracht werden. Nur wenn man sie auf dem Acker einpflügt, reicht der Termin bis zum 1. November. Bei den kalten Wintern ist die Nitrifikation kein Problem.


Fred Ø. Diestad will sein Unternehmen nur behutsam weiterentwickeln. Denn das größte Problem sind gute Mitarbeiter. Kaum ein Norweger möchte für ein überschaubares Gehalt Schlepper fahren. Außerdem ist es schwer, bei der kurzen Vegetationszeit überhaupt Mitarbeiter durchgängig zu beschäftigen. Gerade hat er einen Jungen, der neben der Schule für ihn arbeitet. Vielleicht steigt der junge Mann bei ihm ein, hofft Fred Ø. Diestad. Dann will er in eine Presswickel-Kombination investieren. Aber sicher ist das nicht. Diestad sagt, er lässt das auf sich zukommen.


Er ist davon überzeugt, dass durch den schnelleren Strukturwandel die Nachfrage nach Lohnarbeiten steigen wird: „Die norwegischen Bauern werden sich mehr auf ihre Tiere konzentrieren und Arbeiten abgeben.“


Wir wollen von Fred Ø. Diestad wissen, wie er von seinem kleinen Unternehmen leben kann. Bei der Frage kommt Leben in den Praktiker: „Seit über 20 Jahren bin ich über den Winter im Schnee-Einsatz – das ist für mich das Highlight des Jahres.“ Vom 1. Oktober bis zum 1. April ist er in einem Vorort von Oslo im Einsatz. Dazu steht sein Schlepper komplett ausgerüstet dort bereit. Fred Ø. Diestad wird tags oder nachts per Telefon alarmiert und muss spätestens eine Stunde später auf dem Bock sitzen – Oslo ist gut eine Stunde entfernt.


Er bekommt vom Staat 300 000 NOK (34 000 €) für die Einsatzbereitschaft und pauschal 30 Einsätze. Jeder weitere Einsatz bringt noch einmal 10 000 NOK (1 100 €). Die Verträge gelten jeweils für fünf Jahre. Wie für viele andere Unternehmer und auch Landwirte, ist das Schneeräumen in Norwegen ein wichtiger Teil der Existenzsicherung. Wenn nicht sogar wichtiger als die Arbeiten im kurzen skandinavischen Sommer.

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