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Überschuss an Prämienrechten wird die Preise drücken

Lesezeit: 6 Minuten

Wenn die Entkopplung der Prämien so umgesetzt wird, wie es mit dem Kombimodell geplant ist, gelten für das Management von Betriebsprämien und Flächen künftig folgende Spielregeln: Besitzer des Prämienrechtes ist ohne Wenn und Aber der Bewirtschafter am 1.1.2005 (oder am 15.5.2005, falls der Stichtag noch verschoben wird). Die Zahlungsansprüche sind in jedem Jahr nur mit prämienberechtigter Fläche nutzbar. Nach drei Jahren verfallen die ungenutzten Zahlungsansprüche. Prämienlose Flächen gibt es im Kombimodell im Prinzip nicht; jeder ha Acker und Grünland erhält 2005 ein Prämienrecht. Durch Flächenentzug für nicht landwirtschaftliche Nutzung (Bebauung, Verkehr und Naturschutz) sowie Zunahme von Obst-, Kartoffel- und Gemüseflächen nimmt die nutzbare Fläche sogar ab. Der Verkauf von Prämienrechten mit/ ohne Fläche und die Verpachtung von Flächen mit/ohne Prämienrechte ist zulässig, aber wer braucht solche Prämienrechte ohne Fläche? Man stelle sich vor, jeder Mensch hat einen Führerschein und ein Auto. Wem wollen Sie dann Ihr Auto verkaufen? Das heißt: Es können künftig zwar getrennte Märkte für Flächen und Prämienrechte entstehen. In welchem Ausmaß das der Fall sein wird, bleibt aber abzuwarten. Von Ausnahmen abgesehen, werden Verkäufer und Käufer bzw. Verpächter und Pächter einen Vorteil darin sehen, Flächen und Prämienrechte stets gemeinsam durch Pacht/Kauf zu übertragen. Insbesondere für abgebende Betriebe, die Prämienrechte behalten wollen, ist das Risiko nämlich groß, am Ende keine prämienfreie Fläche zu finden und nach drei Jahren das Prämienrecht zu verlieren. Den finanzmathematischen Wert eines Prämienrechtes kann man dagegen berechnen. Allerdings erst dann, wenn fest steht, ab wann (2007 oder 2010) und wie schnell die Prämien zu einer regionalen Einheitsprämie abgeschmolzen werden. Jeder Zahlungsanspruch lässt sich dann auf den Zeitpunkt des Kaufes diskontieren, also abzinsen. Einzige Unwägbarkeit dabei ist der Zinssatz. Oder mit anderen Worten: Muss man sich das Geld für 6% und mehr leihen, oder würde man es sonst für 3% anlegen? Der Kauf oder Verkauf solcher fest verzinslichen Wertpapiere hat mit Landwirtschaft nichts zu tun. Für die Zeit nach 2012 werden Käufer und Verkäufer unterschiedliche Ansichten haben. Zurück zum Anfang: Ein Prämienrecht ist zwar frei handelbar, aber nicht ohne Fläche nutzbar. Der jeweilige Besitzer der Fläche wird versuchen, daraus Profit zu schlagen. Wie werden Pächter und Verpächter reagieren? Alle Prämienzahlungen, die an die Produktion oder einen Produktionsfaktor gekoppelt sind, erhöhen die Bodenpreise. Im bisherigen System wusste ein wachstumswilliger Landwirt, dass er für die Ackerflächen beim Anbau von Getreide und Raps oder bei Stilllegung eine Flächenprämie erhalten würde. Ein Pächter von Futterflächen hatte die Rinderprämien vor Augen und rechnete mit durch die Intervention gestützten Milchpreisen. Die Prämien und Stützpreise gingen in seine Kalkulation ein. Und das wusste der Verpächter. Ab 2005 ändern sich zwar die Prämien- Spielregeln erheblich. Pächter und Käufer werden in Zukunft den Wert der Prämienrechte und den Nutzen der nackten Fläche gedanklich getrennt betrachten müssen. Ob sich dadurch aber die Pacht- und Bodenpreise inklusive Prämienrecht gravierend ändern werden, ist eine andere Frage. Wie müssen beide Seiten ab 2005 kalkulieren? Wer vor dem 1.1.2005 Flächen kauft, pachtet oder Verträge verlängert, erwirbt zweierlei: Er kann erstens auf der Fläche Getreide oder Gras produzieren, oder er kann nur pflegen (mulchen), je nachdem, was mit mehr Gewinn oder Verlust verbunden ist. Er kann zweitens jährlich seine zusätzliche Betriebsprämie in Höhe des Sockelbetrages abzüglich Kürzungen kassieren. Er weiß aber, dass sich das Prämienrecht bis 2012 (oder 2013) auf einen einheitlichen Flächenbetrag hin bewegt. Wer nach dem 1.1.2005 kauft oder pachtet, kann dort ebenfalls produzieren. Falls ihm auch die Zahlungsansprüche in der jeweiligen Höhe des abgebenden Betriebes (Sockelbetrag + betriebsindividuelle Zuschläge) übertragen wurden, kann er diese in jedem Jahr unter Abzug der noch ausstehenden Kürzungen zu Geld machen. Aber auch er weiß, dass am Ende eine einheitliche Flächenprämie steht. Für den Käufer oder Pächter lohnt sich dieses Koppelgeschäft nur, wenn er für den gepachteten Zahlungsanspruch deutlich weniger bezahlt, als er jedes Jahr vom Amt mit großer Zeitverzögerung im Vergleich zur Pacht! wiederbekommt. Da der Verpächter die Zahlungsansprüche selbst ohne die Fläche nicht nutzen kann, wird er entgegenkommend sein müssen. Er hat aber eine Untergrenze für sein Entgegenkommen, wenn er selbst kein landwirtschaftlicher Rentner ist. Er könnte nämlich die Flächen behalten, nur pflegen und hätte netto die Betriebsprämie abzüglich Kosten des Mulchens. Und die Pachtpreise? Für die Ackerlandnutzung selbst wurde in der Vergangenheit sehr wenig, vielleicht gar nichts gezahlt. Die Pachtpreise lagen, wenn sie nicht durch besondere Faktoren (z. B. intensive Veredlung) beeinflusst wurden, oft in Höhe der Flächenprämie. Warum sollte sich das Niveau grundsätzlich ändern, wenn sich die Preise der Marktfrüchte und das Verhältnis von Flächenangebot zu -nachfrage nicht ändert? Die Pachtpreise für Grünland lagen bisher mit 200 bis 250 E/ha (Westdeutschland) vergleichsweise hoch. Diese wurden für die eigentliche Landnutzung, den Grünlandaufwuchs, bezahlt; die Direktzahlungen erhielten nur die Rindviecher. Diese Zahlungen werden im Kombimodell zunächst teilweise, später vollständig in eine Flächenprämie umgewandelt. Für die eigentliche Grünlandnutzung werden die Betriebe nach der Entkopplung und Milchpreissenkung nur sehr geringe Pacht zahlen wollen. Im Mittel wird das Niveau deutlich sinken, weil die Rendite im Bereich Rindviehhaltung- Futterbau weiter unter Druck gerät. Die Prämien gleichen die Preissenkungen bei Milch nur zur Hälfte aus. Neben der Bodenpacht werden Landwirte bereit sein, Zahlungsansprüche zu pachten, falls die anteilige Prämien-Pacht deutlich niedriger als die übertragene Prämie liegt. In jedem Fall muss es künftig je nach Höhe der übertragenen Zahlungsansprüche deutliche Unterschiede bei den Pachtpreisen einschließlich Prämien geben. Wenn das Jahr 2012 (2013) näher rückt, ändert sich mindestens zweierlei: Die Restlaufzeit der sicheren Prämienzahlungen nimmt ab, und das Risiko von weiteren Kürzungen zu. Durch nichtlandwirtschaftlichen Flächenverbrauch für Verkehr, Bauen und Naturschutz entsteht ein Überschuss an Prämienrechten. Beides führt dazu, dass die theoretischen, abgezinsten Prämienwerte und der Anteil, der als Kauf- oder Pachtpreis dafür tatsächlich bezahlt wird, sinken. Zu gut deutsch: Die Prämienrechte werden im Zeitablauf billiger. Preisstützend wirkt selbstverständlich jede politische Zusage einer Verlängerung der Laufzeit sicherer Prämienzahlungen.

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