Anfang April traf US-Landwirtschaftsminister Thomas Vilsack (65) mehrere seiner EU-Amtskollegen, unter anderem auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (58). Ziel war es, für das transatlantische Handelsabkommen TTIP zu werben. Das scheint ihm allerdings nur mäßig gelungen zu sein. „Ich kann mir die deutsche Angst vor TTIP nicht erklären“, sagte er der „Welt“ nach seinem Treffen mit Schmidt.
TTIP biete auch für Europas Landwirtschaft ungeheure Chancen. Das gelte zum Beispiel für Öko-Produkte, die in den USA derzeit stark nachgefragt würden. Gerade in diesem Bereich sei die EU doch stark, betonte Vilsack, der seit 2009 das Agrarressort in Washington leitet.
Die Sorge, dass nach einem TTIP-Abschluss die EU-Märkte mit amerikanischen Agrarprodukten überschwemmt würden, wischte der US-Politiker vom Tisch. „Erstens verkaufen die europäischen Bauern hochwertige, wettbewerbsfähige Produkte. Und zweitens sitzen schon heute sieben der zehn wichtigsten Handelspartner in Asien.“ Damit meint er, dass dort die Zukunftsmärkte liegen.
Die Chancen von TTIP sieht der deutsche Minister zwar auch. Er will aber nicht an den hiesigen Standards rütteln. Die Differenzen und Unterschiede beim Verbraucherschutz bestehen fort. Wenn Lebensmittel nach politischen Erwägungen und nicht auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zugelassen würden, führe das zu mehr Unsicherheit und dämpfe den Handel, statt ihn zu fördern, ist Vilsack überzeugt.
Der Amerikaner ist absolut sicher, dass die in Europa nicht akzeptierte Chlorbehandlung von Schlachthühnchen, hormonbehandeltes Rindfleisch oder gentechnisch veränderte Lebensmittel gesundheitlich unbedenklich sind. Deshalb fordert er die EU auf, sich in dieser Frage endlich zu bewegen. Die USA hätten ihre Grenzen schließlich schon für eine Reihe von Lebensmitteln aus Europa geöffnet. Jetzt sei die EU am Zug, vertrauensbildende Maßnahmen zu ergreifen. Nach einem schnellen Abschluss der TTIP-Verhandlungen hört sich das nicht an.