Im westfälischen Epe wurden Acker- und Grünlandflächen mit Rohöl verseucht. Was bedeutet das für die Kulturpflanzen? Ist es möglich, dass sie Öl aufnehmen und dadurch das Erntegut verunreinigt wird?
Bei höheren Rohöl-Konzentrationen im Boden bildet sich an der Wurzeloberfläche ein Ölfilm, der die Wasser- und Sauerstoffaufnahme behindert. Die Pflanzen leiden dann vor allem an verdunstungsintensiven Tagen unter Wassermangel. Der Sauerstoffmangel hemmt zudem die Wurzelaktivität. Die Folge: Sinkende Erträge.
Je kurzkettiger die Ölsubstanzen sind, desto eher dringen sie in die Pflanze ein. Es gibt Hinweise in der Literatur, dass diese Substanzen in die Wurzel gelangen können und dort die Zellmembranen schädigen. Sehr sensibel darauf reagiert Gerste. Mais und Weizen zeigen erst bei deutlich höheren Konzentrationen im Boden Wachstumsdepressionen.
Erfahrunsgemäß lassen sich vor allem die kurzkettigen Substanzen im Zwischenzellraum mit dem Verdunstungsstrom verlagern. Somit können sie sich in den Blättern anreichern und zum Absterben der Blattspitzen führen. Vermutlich reichern sich in Organen, die weniger Wasser verdunsten – wie z. B. die Kornanlagen – deutlich weniger kurzkettige Substanzen an.
Fazit: Das Erntegut von Pflanzen auf Rohöl-verseuchten Flächen kann Rückstände enthalten. Weil Rohöl ein komplexes Gemisch verschiedener Substanzklassen ist, muss eine Analyse auf Schlüsselkomponenten erfolgen. Diese kann z. B. die Lufa durchführen. Mehr über die Ölkatastrophe im Münsterland erfahren Sie ab Seite 46 in dieser Ausgabe.