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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Was kosten Silagen von hoffernen Flächen?

Lesezeit: 8 Minuten

Je weiter eine Fläche vom Hof entfernt liegt, desto aufwendiger wird die Silagebergung. Wie sich das auf die Kosten der Milch- und Biogaserzeugung auswirkt, haben Martin Strobl und Dr. Gerhard Dorfner von der LfL in Bayern untersucht.


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Weil Land immer knapper wird, pachten Landwirte zunehmend auch weiter vom Hof entfernt liegende Flächen zu. Das erhöht die Bewirtschaftungs- und Transportkosten. Um wie viel der Aufwand genau steigt, ist meist aber nicht klar.


Mehrjährige Messungen:

Um die entfernungsabhängigen Ernte- und Transportkosten genauer beziffern zu können, hat die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) deshalb zwischen 2005 und 2011 in einem Biogas-Pilotprojekt detailliert Mais- und Gras­ernten ausgewertet. Dabei konzentrierte man sich auf das in der Praxis übliche Parallelverfahren mit Selbstfahr-Feldhäcksler, der direkt abtransportierende landwirtschaftliche Tandem- oder Tridemkipper belädt.


Die LfL-Mitarbeiter erfassten von jedem Fahrzeug Einsatzumfang, Dieselverbrauch und mithilfe eines GPS-Datenlogger die Wegstrecke. Zudem ermittelten sie das Gewicht und den TM-Gehalt von jeder Fuhre Siliergut.


Die Auswertung fasst sämtliche Arbeitserledigungskosten unter Vergabe der Ernte an Lohnunternehmer zusammen. Die Material- und Arbeitskosten der Siloabdeckung wurden nicht berücksichtigt.


Was kostet die Maisernte?

Bei Mais hat die LfL die Erntedaten von knapp 32 000 t Frischmasse (FM) Häcksel­-gut ausgewertet. Die durchschnittliche Transportentfernung lag bei rund 6 km. Bezogen auf die FM ergeben sich folgende Kennwerte für Ernte, Transport und Einlagerung (siehe Übersicht 1):


  • Die Gesamtkosten der Erntekette belaufen sich auf 7,62 €/t FM. Bei einem Hektarertrag von 50 t entspricht das 381 €/ha.
  • Der Kraftstoffverbrauch liegt bei 1,80 l/t FM Silomais bzw. 90 l/ha bei 50 t Hektarertrag.
  • Die benötigte Arbeitszeit vom Häcksler bis zum Silo summiert sich auf 0,079 Akh/t FM. Bei 50 t/ha entspricht das 3,9 Akh/ha.


Umgerechnet auf eine Einsatzstunde ergibt sich folgendes Bild: Der Feldhäcksler erntete 92 t FM/h, ein einzelnes Transportgespann transportierte 19 t FM/h ab und ein einzelnes Einlagerungsfahrzeug konnte im Silo 67 t FM/h verarbeiten. Rechnerisch bediente damit ein Feldhäcksler 4,84 Transportgespanne und 1,37 Einlagerungsfahrzeuge.


Nach Kostenarten aufgeteilt verursachte der Maschineneinsatz 61 % der Kosten in der Kette, der Dieselverbrauch 24 %. Die Arbeitskraft machte 15 % der Kosten aus, wobei 15 €/Akh unterstellt wurden.


Teilt man nach Kostenstellen auf, nimmt der Transport mit 49 % knapp die Hälfte der Kosten ein. Die Ernte trägt mit 35 % zu den Kosten bei, die Einlagerung mit 16 %.


35 Cent/t pro Kilometer:

Unabhän-­gig von der Durchschnittsbetrachtung stellt sich für den Praktiker die Frage, wie sich die Transportkosten in Abhängigkeit von der Entfernung verändern. Einen Anhaltspunkt gibt die Faustformel, die Martin Strobl aus den Daten des Pilotprojektes abgeleitet hat: Zu den Fixkosten von 2 €/t FM sind für jeden Kilometer einfacher Transportentfernung weitere 0,35 €/t FM zu addieren (siehe Übersicht 2).


Danach ergeben sich so bei einem Hektarertrag von 50 t FM Mais und einer Transportentfernung von 10 km allein für den Erntetransport Kosten von 275 €/ha. Die Berechnung nach der Schätzformel lautet für diesen Fall:


  • 2 €/t + 10 x 0,35 €/t = 5,50 €/t;
  • 5,50 €/t x 50 t/ha = 275 €/ha.


Bei einer Entfernung von 1 km fallen hingegen nur Transportkosten von118 €/ha (2,35 €/t x 50 t/ha) an. Jeder Entfernungskilometer erhöht die Transportkosten in diesem Beispiel um 16 €/ha, bei einer Zunahme um 5 km sind das 80 €/ha.


Wichtig: Bei dieser Berechnung ist nur der eigentliche Erntetransport des Siliergutes berücksichtigt. Die Kostenunterschiede der sonstigen Arbeitsgänge, zu denen auch die Ausbringung der Gülle bzw. des Gärrestes gehören, sind darin nicht enthalten.


Grastransport kostet mehr.

Im Pilotprojekt lag der Fokus bisher auf der Transportkostenbewertung beim Mais. Die auswertbare Datenbasis zu Gras ist deutlich kleiner (1 656 t FM). Deshalb ließ sich auch noch keine Faustformel zu den Transportkosten von Gras ableiten. Erste Auswertungen zeigen folgende Tendenzen auf:


  • Im Vergleich zu Mais werden bei der Bergung von angewelktem Gras deutlich niedrigere Erntemengen erreicht.
  • Nur im Nahbereich bis zu 3 km weisen Gras und Mais bei gleichem Verfahren und gleicher Transporttechnik ähnliche Kosten auf. Im Nahbereich ähneln sich Kraftstoffverbrauch, Prozessleistung und damit auch die Kosten.
  • Mit wachsender Entfernung nimmt bei Gras im Vergleich zu Mais der Kraftstoffverbrauch stärker zu und die Prozessleistung deutlich ab. In der Folge steigen auch die entfernungsabhängigen Transportkosten je zusätzlichem Kilometer mit 0,80 €/t FM schneller als bei Mais (0,35 €/t). So ergab die Auswertung bei einer Transportentfernung von 8 km bei Gras um 55 % höhere Ernte- und Transportkosten als bei Mais.
  • Bisher nicht in den Kosten berücksichtigt wurden weitere Kosten für erntebedingte Hof-Feld-Fahrten, wie Mähen, Zetten oder Schwaden.


Milchproduktion verteuert sich.

Die entscheidende Frage für den Praktiker lautet: Wie stark schlagen sich die höheren Silagekosten bei größeren Hof-Feld-Entfernungen auf die Erzeugungskosten durch?


In der Milcherzeugung ist das Futter der wichtigste Kostenblock. Unter Vollkostenansätzen entfällt über ein Viertel der Erzeugungskosten auf die Erzeugung und Lagerung des Grobfutters. Mehrjährige BZA-Auswertungen zeigen, dass pro Kuh und Jahr rund 5 t Trockenmasse bzw. 15 t Frischmasse an Grobfutter (ohne Nachzucht) benötigt werden. Bereits eine Futterkosten­dif­ferenz von 1 €/t FM entspricht damit einem Kostenunterschied von 15 €/Kuh bzw. knapp 0,2 ct/kg Milch (bei 8 000 kg Milchleistung).


Legt man die Schätzformel des LfL-Projektes zugrunde, führen 10 km mehr Entfernung zu 3,50 €/t Maissilage bzw. 8 €/t Grassilage an zusätzlichen Transportkosten. Das bedeutet: Bei Vorlage von Silagen von so weit entfernten Flächen verteuert sich die Fütterung je nach Ration um bis zu 100 €/Kuh und Jahr. Das sind umgerechnet 1,2 ct/kg Milch an zusätzlichen Kosten.


Gülletransport berücksichtigen!

Unabhängig von der Ernte zieht auch der Gülle- oder Gärrestrücktransport entfernungsabhängige Kosten nach sich. Stichproben haben gezeigt, dass die entfernungsabhängigen Kosten in einem ähnlichen Bereich wie die Transportkosten für Mais liegen, falls die Zugmaschine mit Gülletankwagen eine dem Erntegespann ähnliche Motorleistung und Nutzlast aufweist. Im Falle der diskutierten Schätzformel entspräche dies der direkten Ausbringung mit dem Schlepper und angehängtem Tandemfass ohne Zubringerfass.


Die zusätzliche Rücklieferung der Gülle oder des Substrats ist also bezüglich der Kosten mit dem Maissilagetransport vergleichbar. Berechnungen des Landwirtschaftsamtes Regen bestätigen das. Je nach Technik bewegt sich der Kostenanstieg der Gülleausbringung je zusätzlichem Kilometer zwischen 0,2 (21 m3-Fass) und 0,4 €/m3 (6 m3-Fass).


Bei einem Viehbesatz von 2 GV/ha und somit einer Güllerücklieferung von rund 50 m3/ha kommen je nach Transporttechnik nochmals 100 bis 200 €/ha zusätzliche Entfernungskosten hinzu (siehe Übersicht 3). Das bedeutet: 10 km mehr Hof-Feld-Entfernung verteuern die Milcherzeugung allein durch den Transport des Futters und der Gülle um rund 1,7 ct/kg Milch (siehe Übersicht 4).


Bei der alleinigen Erzeugung von Maissilage ist mit der Maisernte und der Rücklieferung von Gülle bzw. Substrat meist der größte Teil der Entfernungskosten berücksichtigt. Je kleinstrukturierter die entfernten Flächen aber sind und je mehr die Arbeitsgänge vom Betriebsleiter selbst erledigt werden, um so mehr sind natürlich auch die längeren Fahrten für die Grundbodenbearbeitung, die Saat, die Düngung und die Pflanzenschutzmaßnahmen einzukalkulieren.


Grünland mit mehr Wegekosten:

Vor allem bei Mehrschnittnutzungen auf dem Grünland (Grassilage, Kleegrassilagen, Heu) übersieht man oft, wie viele Fahrten zu den jeweiligen Schlägen im Laufe des Jahres anfallen. Dies beginnt mit dem „Fitmachen“ des Grünlands (Walzen, Nachsaat, Düngen) und endet bei den Arbeiten zur Erntevorbereitung (Mähen, Zetten, Schwaden). Geht man neben der Ernte von vier zusätzlichen Arbeitsgängen je Schnitt aus, sind bei intensiven 6-Schnitt-Wiesen bei einer zusätzlichen Feld-Hof-Entfernung von 10 km rund 480 km im Jahr mehr zu fahren.


Je größer dieser entfernte Schlag ist und je mehr andere eigenbewirtschaftete Flächen in der Nähe liegen, umso geringer fällt der nachteilige Effekt aus. Zudem ist zu prüfen, ob sich im Falle ausgelagerter Arbeitsschritte (Lohnunternehmer oder Maschinenring) die zusätzlichen Entfernungskilometer in der Abrechnung der Flächenbewirtschaftung wirklich niederschlagen.


Ist man eigenmechanisiert, bedeuten 10 km Zusatzentfernung im genannten Beispiel bei 40 km/h knapp 12 Akh/ha Grünland mehr, die zu leisten und zu entlohnen sind. Ohne die sonstigen steigenden Streckenkosten (z. B. Reifenverschleiss, Anstieg der Reparaturkosten) zu berücksichtigen, belaufen sich allein die Mehrkosten für Diesel (250 l, vor Dieselbeihilfe) und Arbeit auf über 400 €/Schlag. Diese Kosten sind je nach Schlaggröße auf die Fläche zu verteilen. Hinzu kommen die bereits angesprochenen Erntemehrkosten von rund 100 bis 240 €/ha.


Das zeigt: Die Entfernung sollte in die Ermittlung des bezahlbaren Pachtpreises einfließen, auch wenn die Praxis in vielen Fällen derzeit anders aussieht. Handelt es sich bei diesen Kostenverhältnissen um einen Schlag mit 4 ha, müsste der zahlbare Pachtpreis um 200 bis 340 €/ha niedriger liegen als bei den hofnahen Flächen. Der ökonomische Wert hofnaher Betriebsflächen wird mehr als deutlich.

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