Wer führt in den nächsten Jahren das Bundeslandwirtschaftsministerium? Diese Frage stellen sich viele Landwirte kurz vor der Bundestagswahl. Bei einer schwarz-gelben Mehrheit dürfte die CSU alles daransetzen, das Landwirtschaftsressort zu behalten, um der deutschen Agrarpolitik auch künftig eine kräftige bayerische Note zu verleihen. Geht’s dann weiter mit Ilse Aigner (44) oder zaubert der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer ein anderes Kaninchen aus dem Hut? Fakt ist: Auch mehr als ein Jahr nach Amtsantritt fremdelt Aigner immer noch im Umgang mit den Landwirten und ihren Themen. Aber die Personaldecke ist dünn. Naturtalente mit Starpotenzial wie Karl-Theodor zu Guttenberg lassen sich eben nicht klonen.
Auch deshalb wird das Grummeln in der CDU lauter. Agrarpolitik dürfe nicht nur mit bayerischer Brille gemacht werden, heißt es. Doch hat die CDU selbst ministrable Kandidaten? Profilierte Landesagrarminister wie der Niedersachse Hans-Heinrich Ehlen (60) oder der Nordrhein-Westfale Eckhard Uhlenberg (61) sind zu alt. Da erfüllt einer wie Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Dr. Christian von Bötticher (38) schon eher das Anforderungsprofil. Von Bötticher, seit kurzem auch stellvertretender Ministerpräsident, schielt aber mittelfristig wohl auf die Nachfolge von Peter Harry Carstensen. Franz-Josef Holzenkamp, CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem Oldenburger Münsterland und Vize-präsident des niedersächsischen Landvolks, könnte eine interessante Alternative sein. Ihm räumen Insider aber allenfalls Außenseiterchancen ein.
Und die FDP: Für viele Parteifreunde von Guido Westerwelle ist das Agrarressort wenig sexy. Erstaunlich, hat doch Josef Ertl – 13 Jahre lang für die FDP Bundeslandwirtschaftsminister – das Amt wie kaum ein anderer vor und nach ihm geprägt. Denkbar allerdings, dass das Ministerium Austragsstüberl für verdiente FDP-Größen wie den ehemaligen rheinland-pfälzischen (Land-)Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (65) oder den aktuellen Bundestagsvizepräsidenten und Agrarökonomen Dr. Hermann Otto Solms (68) wird, wenn ihnen die Türen ins vermeintlich attraktivere Wirtschafts- und/oder Finanzministerium versperrt bleiben.
Übersichtlicher ist die Lage bei der SPD. Hier ist der DBV-Vizepräsident Udo Folgart (53), der für die SPD im Brandenburger Landtag sitzt, aufgestellt. Das war für viele überraschend. Auch für den grünen Wunschkoalitionspartner. Die Grünen sehen Folgart als Funktionär des Bauernverbandes und Repräsentant der alten konservativen Agrarpolitik.
Selber haben sie mit Renate Künast (53) und Bärbel Höhn (57) zwei „erfahrene“ Ex-Landwirtschaftsministerinnen, die für den Posten in Frage kämen.