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Lesezeit: 8 Minuten

Wie ist es um das Agrarstudium in Deutschland bestellt? Welche Hochschulen sind spitze? Was muss besser werden? top agrar hat die Studenten gefragt, 4 000 haben geantwortet.


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Wenn Agrarstudenten wie Benedikt Ewigmann aus Schöppingen im Münsterland potenzielle Arbeitgeber kennenlernen möchten, schlendern sie derzeit einfach durch die Mensa.


Mit Jobmessen, und ausgefallenen Events ziehen die Personalchefs regelrecht durch das Land, um die besten Agrartalente schon frühzeitig an ihre Firma zu binden. Der Fachkräftemangel macht es möglich. Ewigmann, der gerade an der Uni Göttingen an seiner Masterarbeit zum Thema Bullenmast feilt, weiß die gute Ausbildung und den guten Ruf seiner Hochschule zu schätzen. Das macht die Jobsuche einfacher. Doch sehen das seine Kommilitonen an den anderen Hochschulen in Deutschland genau so?


3. top agrar-Hochschulranking:

Wie bereits bei den Hochschulrankings 2008 und 2010 war auch in diesem Jahr wieder die Meinung unserer Agrarstudenten gefragt. 4 000 Studierende von Kiel bis München haben mitgemacht. Das entspricht über 40 % der Fachhochschul- und fast einem Viertel der Universitätsstudenten. Herausgekommen ist wieder ein einzigartiges Meinungsbild über die grüne Hochschullandschaft und die Zukunftserwartungen unserer landwirtschaftlichen Entscheider von Morgen.


Um es Vorweg zu sagen: Im Großen und Ganzen ist der deutsche Agrarnachwuchs zufrieden mit Studium und Hochschule. Die Unterschiede zwischen den Standorten und den Fachbereichen sind aber nach wie vor groß (Übersichten 1 + 2). Und einige strukturelle Probleme bleiben weiterhin ungelöst.


Hier die wichtigsten Ergebnisse unseres deutschlandweiten Hochschulrankings 2012.


Gute Noten, neue Möglichkeiten:

Ein Kernstück unserer Umfrage bildet auch in diesem Jahr die Benotung der Kernbereiche Pflanzenproduktion, Tierproduktion und Agrarökonomie für die die Studierenden Noten von 1 (sehr gut) bis 5 (mangelhaft) vergeben konnten. Dies erlaubt wieder spannende Einblicke, stößt aber auch an Grenzen. Denn das Agrarstudium wird immer vielfältiger, immer mehr und immer spezialisiertere Studiengänge entstehen – vom „Wirtschaftsingenieurwesen im Agri- und Hortibusiness“ an der FH Osnabrück bis zum Master of „Arid Land Studies“ an der Uni Berlin. Gerne hätten wir auch Aussagen zu neuen Agrarstudiengängen, wie z.B. an der FH Kleve, getroffen – haben hiervon aber aufgrund einer niedrigen absoluten Beteiligung abgesehen.


Erfreulich ist in diesem Jahr: Fast alle Universitäten und Fachhochschulen konnten ihre Noten im Durchschnitt – auf einem ohnehin schon hohen Niveau – verbessern oder zumindest halten (Übersicht 1 und 2). Um es mit einer einzigen Zahl zu sagen: Ganze 92 % der Studenten würden ihre Uni oder FH weiterempfehlen. Eine grundlegende Unzufriedenheit mit dem Agrarstudium sieht mit Sicherheit anders aus.


Wo sind die Besten?

Die Unterschiede zwischen den Fachbereichen und Hochschulen sind nichtsdestotrotz groß. Im Schwerpunkt Pflanzenproduktion scheinen besonders die Fachhochschulen in Kiel, Dresden und Weihenstephan das Maß der Dinge zu sein. Das spiegelt sich neben einer Durchschnittsnote von 1,5 auch in den Kommentaren der Studenten wider. „Der zuständige Dozent ist immer auf dem aktuellen Stand und bezieht die Studenten in die Vorlesung mit ein“, lobt ein Kommilitone von der FH-Dresden. Ein Studierender von der FH-Weihenstephan spricht von „sehr erfahrenen, engagierten Professoren“ und „besonders anschaulichen Feldübungen“.


Anders sieht die Welt an der FH Triesdorf aus, wo weiterhin die Eitelkeiten von zwei Professoren die Pflanzenproduktion belasten. „Zwei Professoren, davon einer didaktisch inkompetent und der andere nimmt sich viel zu wichtig“, platzt einem Studierenden der Kragen. Besser machen es die Dozenten im Bereich Tierproduktion an der FH Anhalt in Bernburg, die das Notenspektrum knapp vor der FH Kiel anführt. Ein Student gibt sich überzeugt: „Die Tierproduktion ist sehr detailliert und nah an der Praxis.“


Anders ist die Lage in Nürtingen, wo die Tierhaltungsprofessur nach Aussagen der Studenten mehr oder weniger brach liegt und die Dozenten für eine praxisbezogene Tierproduktion „fehlen“.


Im Schwerpunkt Agrarökonomie gibt es bei den FHs mit Kiel einen klaren Sieger. Die Studierenden loben in ihren Kommentaren „wirtschaftsnahe Professoren“, die ihre Vorlesungen „klar strukturiert und aktuell“ gestalten. Der entsprechende Gegenpol hierzu findet sich in Bingen. Hier stellen einige Studierende die „didaktischen Fähigkeiten“ ihrer Lehrkräfte offen infrage und fordern einen „stärker zielgerichteten Aufbau der Wirtschaftsmodule“.


Und die Universitäten?

Bei den Universitäten fällt zunächst auf, dass sich alle Hochschulen im Bereich der Pflanzenproduktion verbessert haben und eng beieinander liegen. Hier dominieren vor allem die Standorte in Halle („Die neuen Einrichtungen bieten vielfältige Forschungs- und Lehrmöglichkeiten“) und Witzenhausen („gutes Exkursionsangebot“, „ordentliche Lehr- und Versuchsbetriebe“). Das Schlusslicht in der Pflanzenproduktion bildet die Uni Rostock.


Im Tierbereich schneiden die Universitäten deutlich schlechter ab als die Fachhochschulen. Im Vergleich der Unis punkten vor allem Hohenheim („gute, junge Dozenten“) und München („gute Forschung“). Die Tierproduzenten in Gießen bilden das Schlusslicht. Hier klagen die Studenten über zu wenig Wahlmodule und eine schon lange unbesetzte Professorenstelle.


Am deutlichsten ist die Spannbreite aber in der Agrarökonomie. Hier bauen die Ökonomen in Göttingen ihren Spitzenplatz weiter aus und führen die Vergleichsliste nun deutlich an vor ihren Kollegen in Kiel und München. Die Uni Rostock verliert dagegen auch hier an Boden und landet auf dem letzten Platz. Es passt ins Bild, dass Rostock neben Berlin deutlich seltener weiterempfohlen wird als die Universitäten im Rest der Republik. Bei der Ursachensuche macht ein Student an der Uni-Berlin seinem Ärger Luft: „Es gibt schlicht zu wenig Geld für die Fakultät.“ Werden hier Standorte tot gespart?


Technik, die nicht begeistert:

Durchwachsener als in den anderen Kernbereichen ist das Bild in der Landtechnik (Übersichten 3 und 4, Seite 32). Während sich die meisten Fachhochschulen hier etwas verbessert haben, sind 7 von 10 Unis in der Gunst ihrer Studenten gesunken. Positive Ausnahmen bleiben die Unis Witzenhausen und Hohenheim. Die Studenten in Nordhessen loben ihren „Top-Dozenten“, der die Studenten abholt „wo sie stehen“. Andere schätzen die Werkstattausstattung und das Agrartechnikgelände. Ein völlig anderes Bild ergibt sich an der Uni Gießen. Hier ist die Professur für Landtechnik nach Aussagen der Studierenden seit Jahren nicht adäquat besetzt.


Bei den Fachhochschulen hat sich die Landtechnik-Professur in Nürtingen in den vergangenen Jahren kontinuierlich nach vorne gearbeitet. Weniger gut ist die Lage dagegen an der Fachhochschule Anhalt. Hier scheinen sich die Landtechnikveranstaltungen durch Gastdozenten von der Uni Halle nicht wirklich im Alltag zu bewähren.


Uni oder Fachhochschule?

Die Noten für die Lehrbereiche unterscheiden sich zwischen Uni und FH nur kaum. In anderen Punkten liegen dagegen Welten. Während sich 70 % der Uni-Studenten gut für einen Beruf in Wissenschaft und Forschung gewappnet sehen, gilt dies an den FHs nicht einmal für jeden Dritten (27 %). Dafür fühlen sich dort 66 % gut für die Position des landwirtschaftlichen Betriebsleiters vorbereitet. Dies behaupten an den Unis gerade einmal 39 % von sich. Entsprechend heterogen fallen die Aussagen zur Praxisnähe des Studiums aus. Hier sehen 73 % der Universitätsstudenten Verbesserungsbedarf. Bei den FHs sind es nur 34 %. Da passt es ins Bild, dass sich auch die Agrarstudenten an den Unis keineswegs als reine Theoretiker verstehen. Auf die Frage nach ihrem Lerntyp sehen sich gerade einmal 13 % als „Forscher“, während sich 43 % als „Praktiker“ bezeichnen würden. An den FHs ist der Zusammenhang mit 60 % Praktikern erwartungsgemäß noch eindeutiger.


Die Dozenten überzeugen:

Positiv fällt auf, die Studenten sind mit der Qualität der Lehre weitgehend zufrieden. Hier vergeben sowohl die FH- als auch die Uni-Studenten im Durchschnitt mit der Note 1,6 den Spitzenwert. Die schlechtesten Noten gibt es an den Unis für den Praxisbezug (2,6) und an den FHs für das Tutorienangebot (2,6).


Doch was ist unserem Agrarnachwuchs wirklich wichtig? Es sind die fachliche Qualifikation der Lehrkräfte, ein praxisnahes Studium und ein gutes Wahlfächerangebot (Übersicht 7). Ein breites Tutorienangebot, der Einsatz neuer Medien und ein gutes Verhältnis zu den Dozenten erscheinen unseren Entscheidern von Morgen dagegen zweitrangig.


Belastungserscheinungen und Stress sind auch in diesem Jahr ein Thema an den Hochschulen. Von einer systematischen Überforderung kann aber keine Rede sein:


  • 13 % der FH-Studenten beurteilen den Zeitaufwand für das Studium als zu hoch. Bei den Uni-Studenten sind es mit 14 % kaum mehr.
  • Über Stress klagen 21 % (Uni: 26 %)
  • Und zu starken Konkurrenzdruck sehen 11 % der FH- bzw. 17 % der Uni-Studenten.


Interessant an dieser Stelle: Ein hoher Zeitaufwand sagt noch nichts über die Zufriedenheit der Studenten aus: Die Studierenden an der FH Kiel schätzen ihren zeitlichen Aufwand fürs Studium beispielsweise deutlich höher ein als ihre Kollegen an anderen Hochschulen. Sie sind aber keineswegs unzufriedener (siehe auch Interview Seite 34).


Die Bachelor kommen:

Vereint sind die Agrarstudenten wieder mit ihrer Kritik an der Bologna-Reform. Gerade einmal 11 % aller Umfrageteilnehmer urteilen positiv über die Einführung der Bachelor- und Masterabschlüsse. 59 % sehen die Reform negativ, 30 % maßen sich kein Urteil an.


Aber was nützt alles hadern? Denn so eindeutig die Kritik von allen Seiten an der Bologna-Reform ist, zurück zum alten System will ernsthaft niemand. 84 % der Umfrageteilnehmer an den FHs geben an, einen Bachelor-Abschluss anzustreben. Viele wollen so schnell wie möglich auf ihren Betrieben durchstarten, die guten Aussichten am Arbeitsmarkt ziehen viele Absolventen in den Beruf. An den Universitäten wollen dagegen mehr als die Hälfte der Studenten auch noch ein Masterstudium draufsatteln, weil sie sich davon bessere Perspektiven für ihre Karriere versprechen (Übers. 5, S. 32).


Benedikt Ewigmann aus dem Münsterland ist trotz der guten Arbeitsmarktlage von seiner Entscheidung für den Master an der Uni Göttingen überzeugt. Warum er sich für diesen Weg entschieden hat und wie die Bachelor-Studentin Carola Riveros Rodriguez ihr Studium an der FH Nürtingen beurteilt, lesen Sie auf der nächsten Seite.

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