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„Wir brauchen keinestrengeren Bodengesetze!“

Lesezeit: 4 Minuten

Außerlandwirtschaftliche Investoren sorgen für frisches Kapital und stabile Agrarstrukturen. Die Politik sollte die Beteiligung Dritter nicht behindern, sondern für günstige Rahmenbedingungen sorgen.


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KTG agrar hat inzwischen 40 000 ha. Sind auch bei uns sehr große Agrar-Holdings auf dem Vormarsch?


Balmann: Nein, das sehe ich nicht. Die größeren ostdeutschen Agrarunternehmen werden aber auch bei uns wachsen – meist durch Übernahme ganzer Betriebe und weniger über Zupacht.


Warum haben wir in Ostdeutschland anders als in Russland und der Ukraine kaum Agrar-Holdings?


Balmann: In den neuen Ländern galt nach der Wende schnell westdeutsches Recht, es flossen erhebliche Fördermittel und gewaltige EU-Direktzahlungen bei relativ stabilen Preisen. Die Agrarpolitik war auf die Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtet. Dadurch sind erfolgreiche LPG-Nachfolgeunternehmen und leistungsfähige Neu- und Wiedereinrichter entstanden. Diese günstigen Bedingungen gab es anderswo nicht.


Auch bei uns investieren außerlandwirtschaftliche Kapitalanleger in Agrarbetriebe. Wie bewerten Sie das?


Balmann: Ich sehe das eher positiv. Moderne Landwirtschaft ist enorm kapitalintensiv. Zugleich gibt es erhebliche Preis- und Ertragsschwankungen. Das erfordert ausreichend Risikokapital, um stabil wirtschaften zu können. Das können sich die Unternehmen auf drei Wegen beschaffen: Entweder lassen die Alteigentümer ihre Anteile auch beim Generationswechsel im Betrieb oder die Unternehmen werden von anderen übernommen oder es finden sich Dritte, die Anteile erwerben.


Droht durch außerlandwirtschaftliche Investoren ein Ausbluten der betroffenen Regionen?


Balmann: Ich finde es schwierig, zwischen guten und schlechten Investoren zu unterscheiden. Das ist auch nicht das Problem: Viele ostdeutsche Großbetriebe haben sich auf die Tierhaltung spezialisiert. Das schafft vor Ort Wertschöpfung und sichert Arbeitsplätze. In jüngster Zeit ließ sich aber im Ackerbau und über die Bioenergie viel mehr Geld verdienen. Tierhaltende Betriebe, die neue Ställe bauen wollten, trafen dagegen häufig auf Widerstände in der Bevölkerung. Deshalb neigen Investoren bei Übernahmen dazu, wenig rentable und „schwierige“ Betriebszweige abzustoßen oder auslaufen zu lassen. Wenn die Politik das verhindern will, darf sie nicht die mögliche Beteiligung Dritter behindern, sondern muss bessere Perspektiven zum Beispiel für die Tierhaltung schaffen.


Können die Familienbetriebe auch in Zukunft im Wettbewerb bestehen?


Balmann: Der tendenziell zunehmende Strukturwandel hat nur indirekt etwas mit der Rechtsform zu tun. Größere Betriebe sind häufig einfach produktiver. Die Ferkelzahlen und Milchleistungen sind dort teilweise um 50 % höher als in Kleinbetrieben. Außerdem profitieren die großen Betriebe von der Arbeitsteilung. Ein Familienbetrieb mit Sauen oder Milchkühen muss von der Stallreinigung über die Tierbetreuung bis zur Bürotätigkeit alles machen und auch können. Das führt zu hohen Arbeitskosten im Vergleich zu einem Betrieb, der weniger anspruchsvolle Arbeiten an wenig qualifizierte und damit günstigere Arbeitskräfte auslagern kann.


Bund und Länder diskutieren darüber, wie sie die Landwirte am Bodenmarkt vor der Konkurrenz Dritter schützen können. Ist das notwendig?


Balmann: Es ist paradox, dass jetzt ausgerechnet im Osten, wo Betriebe mit über 1 000 ha fast die Hälfte der Produktion ausmachen, gefordert wird, dass die Landwirte vor externen Investoren geschützt werden müssen. Umgekehrt ist das Bodeneigentum in Ostdeutschland z.T. extrem zersplittert. Es gibt viele kleine Bodeneigentümer mit schlechter Verhandlungsposition. Statt Bodenpreise und Flächenkonzentration zu begrenzen, stellt sich eher die Frage, wie man die kleinen Bodeneigentümer besser beteiligen kann.


Sollten Bund und Länder das Grundstückverkehrsgesetz abschaffen?


Balmann: Nein. Das Grundstücksverkehrsgesetz soll die Zersplitterung von Flächen und eine lokale Konzentration in einer Hand verhindern. Das ist im Kern schlüssig und in der aktuellen Ausgestaltung auch ausreichend.


Wie werden sich die Bodenpreise in Zukunft entwickeln?


Balmann: Sie werden im Osten im Schnitt weiter steigen. Dort sind sie immer noch eher niedrig. Das gilt vor allem für die Erlöse der privaten Grundbesitzer. Ob die derzeitigen Pacht- und Kaufpreisspitzen von 1 000 bzw. 30 000 €/ha weiter ansteigen, hängt von den zukünftigen Agrarpreisen und Zinsen ab.-sp-

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