Den Sinn des Ökopunkte-Verfahrens stelle ich schon seit 1998 infrage. Grundsätzlich ist es richtig, für punktuell verursachte konkrete Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft auch einen ebenso konkreten ökologischen Ausgleich anzustreben. Um diesen zu erfassen, bedarf es keiner abstrakten Öko-punkte-Bewertungen.
Im Zuge von Bebauungsplänen werden gerne Ausgleichsmaßnahmen in die freie Natur und zulasten landwirtschaftlicher Flächen „outgesourct“. Dies erfolgt noch dazu in einer fatalen Kombination von Ökopunkt-Verfahren und mangelhaften Abwägungen aller relevanten Belange.
Das zeigt folgendes Beispiel: Wenn man eine Dorflinde neu pflanzt, entstehen dort keine Ökopunkte, sondern ein Baum mit einem ökologischen Potenzial, der sich positiv auf Stadtbild, Stadtklima und Wohnqualität auswirkt. Der Baum kann als schattiger Treffpunkt auch die soziale Kommunikation fördern und vieles mehr.
All das ist über Ökopunkte nicht darstellbar. Deshalb darf man die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung nicht abseits der genannten Gesamtabwägung isoliert umsetzen.
Tilman Kluge,
61352 Bad Homburg