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Zucker: Was kommt nach der Quote?

Lesezeit: 14 Minuten

Schon drei Jahre vor Ende der Zuckerquote befindet sich die deutsche Zuckerindustrie mitten in einem harten Konkurrenzkampf. Das werden auch die Rübenanbauer spüren.


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Ggerne hätten Rübenanbauer und Zuckerfabriken „ihre“ Quote noch behalten. Mit allem Nachdruck haben sie sich im vergangenen Jahr in Brüssel für einen Fortbestand der Zuckerquote eingesetzt. Zu stark waren die schmerzhaften Einschnitte nach der letzten Reform der Zuckermarktordnung von 2006 noch in Erinnerung.


In der Tat hat es in den vergangenen Jahren einen dramatischen Strukturwandel bei den rübenanbauenden Betrieben in Deutschland gegeben. In nur 8 Jahren haben mehr als 15 000 Betriebe den Anbau aufgegeben. Das sind weit mehr als 30 % aller deutschen Rübenanbauer. Kein Wunder, dass sich die Branche angesichts dieser Zahlen nicht auf eine neue Reform einlassen wollte.


Entsprechend groß war der Schock, als sich die EU-Kommission bei den Verhandlungen über die Neugestaltung der EU-Agrarpolitik auf die Seite der Süßwarenhersteller schlug und eine Abschaffung der Quote schon 2015 forderte. Verbissen kämpften die europäischen Rübenanbauer und -verarbeiter in der Folge um eine Quotenverlängerung wenigstens bis 2020. Man brauche die Zeit, um sich auf den freien Markt einzustellen, so ihr Argument. Am Ende haben ihnen Kommission, Agrarrat und Parlament statt fünf aber nur zwei zusätzliche Jahre zugestanden. 2017 ist endgültig Schluss mit der Zuckerquote.


Umso erstaunlicher ist jetzt der Elan, mit dem die Branche dem Quotenende geradezu entgegenfiebert. Der gepflegte Kuschelkurs, der die Branche in Deutschland geprägt hat, scheint Geschichte zu sein. Es wird in Zukunft ein Hauen und Stechen um Marktanteile und Kostenführerschaft geben.


Die Konkurrenz beschränkt sich nicht nur auf große Zuckerunternehmen. Wer demnächst wie viele Zuckerrüben zu welchem Preis anbauen kann, hängt von vielen Einflussfaktoren ab.


Konzern gegen Konzern:

Die großen Zuckerunternehmen erwarten einen offenen Kampf um den Rohstoff Zuckerrübe. „Wenn wir künftig mehr Rüben verarbeiten wollen, als ­unsere Lieferrechtsinhaber anfahren, werden wir ihnen zuerst die Möglichkeit anbieten, mehr Rüben anzubauen, bevor wir uns um neue Lie­feranten bemühen,“ so Dr. Hans-Jörg Gebhard, Aufsichtsratsvorsitzender der Südzucker und Chef des Verbands Süddeutscher Zuckerrüben­anbauer (VSZ). Insbesondere im Grenzgebiet zwischen den Regionen könnte ein verstärkter Wettbewerb entstehen.


Gebhard weiß, dass Südzucker seinen Anbauern ein attraktives Rübengeld bieten muss, um sie bei der Stange zu halten. Sonst könnten sie zur Konkurrenz abwandern. Das gilt insbesondere für den Großraum Ostwestfalen, Südniedersachsen und Nordhessen sowie für Sachsen-Anhalt (siehe Übersicht 1).


Das zeigt folgendes Beispiel: Wer seine Rüben dort bisher zu Pfeifer & Langen ins westfälische Lage gebracht hat, liegt auch nah genug am Nordzucker-Werk Nordstemmen oder an der Südzucker-Fabrik Warburg und umgekehrt. Ähnliches gilt für Sachsen-Anhalt, wo die Zuckerfabrik von Pfeifer & Langen in Könnern nicht so weit weg vom Nordzucker-Werk Klein?Wanzleben und der Südzucker-Fabrik Zeitz entfernt liegt.


Bei Nordzucker fasst man zusätz-lich zu den Produktionserweiterungen schon mal Kostensenkungen durch einen Stellenabbau an den Verwaltungsstandorten Braunschweig und Kopenhagen ins Auge. „Wir wollen die Verwaltungskosten auf sozialverträgliche Art und Weise senken,“ erteilt der Vorstandvorsitzende, Hartwig Fuchs, Personalentlassungen im großen Stil zwar vorsorglich eine Absage. Aber er gibt auch zu: „Das wird uns Schmerzen verursachen.“


Anbauer gegen Konzern:

Der zunehmende Wettbewerb betrifft aber nicht nur die wachsende Konkurrenz der Zuckerunternehmen untereinander. Er wird auch das Verhältnis zwischen den Rübenverarbeitern und seinen Anbauern verändern. Dabei ist gegenwärtig noch offen, wie die Zuckerunternehmen künftig mit den Anbauverbänden umgehen.


Klar ist inzwischen immerhin, dass die bisherigen Branchenvereinbarungen grundsätzlich erhalten bleiben. Laut EU-Zuckermarktordnung müssen Zuckerunternehmen und Anbauer auch nach 2017 Anbaumengen und -preise vorab vertraglich festlegen (siehe Kasten auf Seite 41).


„Brüssel wünscht eine enge Einbindung der Landwirte“, ist Bernhard Conzen, Vorsitzender des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes (RRV) überzeugt. Das sieht man auch bei Pfeifer & Langen so. Der Leiter der landwirtschaftlichen Abteilung der Zuckerfabrik Jülich, Dr. Willi Kremer-Schillings, wünscht sich sogar längere Laufzeiten von drei Jahren und mehr für die Rübenlieferverträge. „Ab 2017 wird es noch wichtiger, die Landwirte langfristig an uns zu binden“, ist Kremer-Schillings überzeugt.


Etwas weniger zimperlich scheint die Nordzucker mit den Rübenanbauern umgehen zu wollen. Der Vorstand sieht Veränderungen auf den Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer (DNZ) und die Rübenanbauerverbände zukommen, setzt aber weiterhin auf eine verlässliche Partnerschaft. „Wir brauchen auch in Zukunft starke Anbauverbände, die aber offen für neue Preis- und Vertragsmodelle sind“, so das Fazit von Fuchs.


Anbauer gegen Anbauer:

Doch selbst wenn es künftig kaum neue Anbauer geben sollte, werden sich die bisherigen Rübenanbauer schon genug Konkurrenz machen. Denn den neuen Kostendruck im freien Wettbewerb werden die Zuckerunternehmen auch an die Anbauer weitergeben müssen – und die Rüben von besonders günstig produzierenden Landwirten bevorzugen. Wer also auf schlechteren Böden oder weit entfernt von der nächsten Zuckerfabrik wirtschaftet, könnte von den Zuckerkonzernen dazu gedrängt werden, den Anbau einzustellen und seine Lieferrechte an effizientere Kollegen abzutreten.


Hartwig Fuchs sieht keinen anderen Weg als die Verlagerung des Rübenanbaus auf gute, werksnahe Böden. „Es wird Flächenarrondierungen geben“, ist er überzeugt. Südzücker-Aufsichtsratschef Gebhard glaubt das auch. Er setzt auf das Verständnis der Landwirte und ist überzeugt, dass man sich mit den Rübenanbauern in benachteiligten Gebieten einigen wird.


Das sei auch bei der letzten Reform gelungen. So hätten die südbadischen Landwirte nach den Quotenkürzungen von 2006 eingesehen, dass der weite Transport ihrer Rüben ins Südzucker-Werk Offenau dem Unternehmen nicht mehr zuzumuten war. Gegen eine angemessene Entschädigung, die damals aus dem Restrukturierungsfonds bezahlt werden konnte, seien sie seinerzeit aus dem Rübenanbau ausgestiegen. „Letztlich sind die Landwirte ja auch Anteilseigner und an einer stabilen Entwicklung des Unternehmens interessiert“, ist Gebhard überzeugt.


Rübe gegen Raps & Co:

Dabei muss der Gedanke an den Ausstieg aus dem Rübenanbau den Landwirten keine schlaflosen Nächte bereiten. Im Gegenteil: In einigen Regionen könnten Konkurrenzfrüchte wie Raps, Mais oder Weizen die Zuckerrübe bei entsprechenden Preisen leicht aus der Fruchtfolge drängen.


Zwar kann niemand die Preise für Rüben und alternative Kulturen nach 2017 exakt vorhersagen. Dennoch halten viele in der Branche einen Preiskorridor von 35 bis 40 €/t für Zucker-, Industrie- und Energierüben für vorstellbar. Wie realistisch das ist, wird sich zeigen. Klar zu sein scheint, dass die bisherige Preisdifferenzierung zwischen Quoten-, Industrie und Ethanolrüben wegfällt und sich eine Art Basispreis für Rübenzucker herausbilden wird.


Wenn dieser tatsächlich in dem genannten Korridor läge, könnte es für die Rüben insbesondere auf Grenzstandorten schon bei Weizen- und Maispreisen von gut 200 €/t sehr eng werden.


Während in Gunstregionen wie Südniedersachsen und Niederbayern die hohen Erträge der Rübe bessere Zukunftsaussichten bescheren, wird die Luft zum Beispiel in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sehr dünn. Dort gab es schon in der Vergangenheit einzelne Jahre (z.B. 2009), in denen der Raps höhere Deckungsbeiträge als die Zuckerrübe lieferte.


Eine solche Entwicklung würde die Verhandlungsposition der Anbauverbände stärken. Sie könnten den Zuckerunternehmen aufzeigen, dass die Landwirte ohne ein entsprechendes Rübengeld keine Rüben mehr liefern werden.


„Die Rübe muss wirtschaftlich gegen andere Feldfrüchte bestehen können. Wer einmal ein bis zwei Jahre keine Rüben mehr angebaut hat, der fängt so schnell nicht wieder damit an“, glaubt auch Gebhard. Zu aufwendig sei die Ernte- und Transportlogistik, um sie in Jahren ohne Rübenanbau weiter zu finanzieren.


Andererseits hätten die Landwirte aber auch eine Verantwortung für die Auslastung der Fabriken. „Wenn im Einzugsgebiet einer Fabrik der Rübenanbau 30 bis 40 % reduziert wird, dann muss dieses Werk die Verarbeitung einstellen“, beschreibt Gebhard den Druck auf den Sektor.


Transportkosten ein Thema:

Ob und wo sich der Anbau noch rechnet, hängt natürlich auch von den Transportkosten zur Zuckerfabrik ab und wer diese übernimmt. Nach der aktuell geltenden Zuckermarktordnung müssen die Zuckerunternehmen für die Quotenrüben die vollen Transportkosten übernehmen. Bei den anderen Rüben haben manche Unternehmen den Anbauern bereits heute einen Teil der Kosten aufs Auge gedrückt.


Hohe Kosten fallen vor allem in Teilen von Bayern, in Hessen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern an, wo die Entfernungen zur nächsten Zuckerfabrik zum Teil groß sind. Hier wird das Thema Transportkosten künftig sehr stark in den Vordergrund rücken (siehe Übersicht 1, Seite 39). Wie die Diskussionen aus­gehen, wird auch davon abhängen, ob sich die Anbauer untereinander zusammenraufen und auf welches Modell man sich verständigt. Anbauverbände mit höheren durchschnittlichen Entfernungen zum Werk dürften weiterhin für entfernungsabhängige Regelungen plädieren, während diejenigen, die näher an der Fabrik liegen, offen sind für Frachtpauschalen. Es wird sich zeigen, ob die verschiedenen Anbauverbände hier zu einer gemeinsamen Haltung gegenüber ihren Zuckerunternehmen finden.


Auch wenn man sich zurzeit noch nicht gerne in die Karten schauen lassen will, ist allen Beteiligten klar, dass es angesichts der neuen Rechtslage Veränderungen geben wird und die Transportkosten auch in Zukunft über den Zuckerpreis finanziert werden müssen. „Es ist logisch, dass sich die Kosten des Transports auf den Rübenpreis auswirken werden“, bringt es Kremer-Schillings von Pfeifer & Langen auf den Punkt. Im neuen EU-Recht sei vorgesehen, dass sich Anbauer und Zuckerfabriken die Kosten teilen. Das könne ein Modell für die kommenden Verhandlungen sein.


Die Südzucker will mit ihren Anbauerverbänden schon Anfang nächsten Jahres einen Konsens gefunden haben und diesen dann auf den Winterversammlungen 2015 vorstellen.


Bei der Nordzucker gibt man sich sich zum Thema noch sehr zugeknöpft. Diese sei Teil des Gesamtkonzepts heißt es in Braunschweig. Das bestätigt auch Dr. Heinrich-Hubertus Helmke, Geschäftsführer des DNZ in Hannover, erinnert aber zugleich daran, dass es unbefristete Zusagen der Nordzucker gebe, die Transportkosten zu übernehmen. Diese würden selbst dann gelten, wenn die rechtliche Verpflichtung über die Zuckermarktordnung nicht mehr bestehe. Darüber hinaus garantierten auch die Holdingesellschaften ihren Aktionären und Gesellschaften die vollständige Übernahme der Transportkosten. „Aus unserer Sicht gibt es daher keinen Anlass, das gegenwärtige System zu ändern“, betont Helmke.


Zucker gegen Isoglukose:

Für Nervosität in den Vorstandsetagen der Zucker­unternehmen sorgt auch ein Konkurrenzprodukt zum Rüben- und Rohrzucker, das ab 2017 in Europa ohne Men­genlimit produziert werden darf: Die Isoglukose. Dabei handelt es sich um ein aus Mais- oder Weizenstär­-ke hergestelltes Fructose-Glukose-­Ge­misch, dass vor allem in Softdrinks und Eiscreme den Zucker vollständig ersetzen könnte.


Bisher ist die EU-Produktion auf rund 5 % des Gesamtmarktes für Süßungsmittel gedeckelt. In Zukunft könnte dieser Anteil nach Wegfall der Quote auf 30 % ansteigen. Jedenfalls hält Dr. Yelto Zimmer vom Thünen-Institut das für technisch machbar.


Das sorgt in den Strategieabteilungen der Zuckerunternehmen für ernsthaftes Kopfzerbrechen. Dort ist man sich noch nicht sicher, wie man mit dem neuen „Konkurrenten“ umgehen soll. Müssen die Zuckerunternehmen vielleicht sogar selbst in die Isoglukose-Produktion einsteigen?


„Das sehe ich nicht!“, sagt Christian Kionka, Leiter Nordzucker-Unternehmenskommunikation. „Isoglukose hat – zu Recht – beim Verbraucher kein so gutes Image wie der natürlich gewonnene Rübenzucker. Außerdem ist der Körnermais in unseren Regionen nicht ausreichend wettbewerbsfähig.“


Das sieht der Norddeutsche Zuckerrübenaktionärsverein ganz anders: „Auf jeden Fall einsteigen!“, meint der Vorsitzende Hans-Heinrich Voigts. Er fürchtet, dass die Landwirte anderenfalls den Mais an andere Isoglukose-Produzenten verkaufen und die Nordzucker damit sowohl Anbauflächen als auch Absatzmärkte verliert.


Hans-Jörg Gebhard nennt außerdem strategische Gründe, warum alle Zu­cker­unternehmen den Einstieg in die Isoglukose-Produktion prüfen müssen. Wer als Süßungsmittelanbieter nur Zucker im Programm habe, der könne künftig schnell vom Markt gedrängt werden. „Nur Zucker aus Rüben geht nicht mehr“, ist Gebhard überzeugt.


Was macht der EU-Markt?

Bei allem Konkurrenzdenken und Taktieren in der deutschen Zuckerbranche – insgesamt kann sich Deutschland darauf einstellen, künftig einen größeren Anteil an der europäischen Zuckerproduktion zu übernehmen. Denn die Erzeugung wird sich nach der Quote in die mitteleuropäischen Gunstregionen verlagern, prognostiziert z. B. eine Studie der belgischen Universität Gent.


In der Branche spricht man auch vom „süßen Halbmond“. Damit sind jene Gebiete gemeint, in denen besonders günstige Bedingungen für den Anbau von Zuckerrüben vorherrschen (siehe Übersicht 2, Seite 40).


Zum schärfsten Konkurrenten für Deutschland könnte sich Frankreich entwickeln. „Die französischen Anbauer und Unternehmen haben schon angekündigt, nach 2017 den Rübenanbau auzuweiten. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass die französischen Rübenbauern mit weniger Rübengeld auskommen als die deutschen“, sagt Kremer-Schillings von Pfeifer & Langen. Da scheint etwas dran zu sein. Jedenfalls bereitet sich das französische Zuckerunternehmen Tereos schon jetzt mit einem aggressivem Marketing in Deutschland auf die neue Zeit vor.


Um so wichtiger könnte es werden, den deutschen Zucker international an den Mann zu bringen. „Wir müssen raus aus Europa!“, ist Nordzucker-Chef Hartwig Fuchs überzeugt.


EU-Zucker in die Welt:

Als Abnehmer hat Fuchs das EU-nahe Ausland in Osteuropa, Nordafrika und Arabien im Auge. Helmke widerspricht da nicht. Die EU habe schon vor der Zuckermarkt­reform von 2006 in diese Gebiete exportiert. Diese Kontakte gebe es noch.


Doch wer auf dem Weltmarkt unterwegs ist, der muss sich auch mit den günstigen Preisen anderer Produzenten wie Brasilien messen. Und mehr noch: Sollte der Weltmarktpreis in Zukunft wieder deutlich fallen, wird die Süßwarenindustrie Druck auf die EU machen, den Außenschutz abzuschaffen.


Der Importzoll für Zucker in die EU liegt gegenwärtig bei 419 €/t. Bislang hat die Kommission keine Signale gegeben, dem Druck der Wirtschaft stattzugeben und das Schutzniveau zu verändern. Das sieht man auch beim DNZ so. „Die Verbraucher legen Wert auf nachhaltig erzeugte Produkte aus heimischem Anbau“, beschreibt Geschäftsführer Helmke die Vorteile der Zuckerproduktion in Europa.


Eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich scheint ihm Recht zu geben: Die Schweizer Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass die niedrigen Preise des brasilianischen Zuckers auch auf mangelnden Umwelt- und Sozialstandards basieren. Schadstoffeinträge in Luft und Wasser, Ausbeutung der Feldarbeiter, Kinderarbeit und Rassendiskriminierung seien dort gang und gäbe.


Auch deshalb gibt Kionka Entwarnung. Die EU könne eine Abschaffung des Außenschutzes nicht ernsthaft ­wollen. Nicht nur, weil in Europa nach höheren Standards produziert wird als im Rest der Welt, sondern auch, weil alle anderen Zuckerproduzenten ebenfalls Schutz­mechanismen für ihre heimische Produktion hätten. „Es gibt kein Land auf der Welt, das seine Zuckerproduktion nicht in irgendeiner Art und Weise schützt oder subventioniert“, erklärt Christian Kionka.


Raus aus den Rüben?

Die Anbau­verbände raten ihren Mitgliedern, erst mal Ruhe zu bewahren und die Branchenvereinbarungen für den Anbau im Jahr 2017 – dem ersten Anbaujahr ohne Quote – abzuwarten. Bei Nordzucker soll diese Branchenvereinbarung rechtzeitig vor der Anbauplanung in 2016 stehen, bei Südzucker könnten sogar schon im kommenden Winter die wesentlichen Details festgelegt sein.


Selbst wenn sich Zuckerunternehmen und Anbauverbände derzeit nicht wirklich in die Karten schauen lassen wollen, scheint eines sicher: Es wird eine weitere Konzentration des Rübenanbaus weg von den Grenzstandorten, hin zu den Gunstregionen geben. Dies werde aber nicht abrupt geschehen und könnte durch entsprechende Anreize für ausscheidende Rübenanbauer befördert werden, skizziert Gebhard die mögliche Entwicklung.


Deswegen empfehlen die Vertreter der Anbauverbände den Landwirten den Rübenanbau nicht vorschnell aufzugeben. Gebhard zieht den Vergleich zur Reform von 2006. Damals hätten viele Landwirte die Rübe vorschnell aus der Fruchtfolge genommen. „Im Nachhinein war das falsch“, meint er.

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