In den 50er- und 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts zogen in Westdeutschland Agrarpolitiker übers Land und erzählten auf Bauernversammlungen: „Wer Bauer bleiben will, kann Bauer bleiben“. Die Entwicklung hat in der Zwischenzeit etwas anderes gezeigt. Das hat bei einer sehr großen Zahl von Landwirten nur falsche Hoffnungen geweckt und bei vielen ein schlechtes Gewissen entstehen lassen, wenn sie dann doch aufgeben mussten. Es sollten deshalb nicht immer wieder Leitbilder entwickelt werden, die unserem Wirtschaftssystem widersprechen.
Der weltweit bekannte US-Wirtschaftswissenschaftler John Kenneth Galbraith, ehemals Berater der US-Präsidenten Kennedy und Johnson, schreibt in seinem 2005 auf Deutsch erschienenem Buch „Die Ökonomie des unschuldigen Betrugs“: „Der landwirtschaftliche Familienbetrieb hat keine Chance gegen den modernen Agrarkonzern. Diese Kleinbetriebe können dem massiven Preis- und Kostendruck ihrer großen Konkurrenten nicht standhalten. Die fortdauernde Verklärung des Mittelstandes und landwirtschaftlicher Familienbetriebe in Politik und Gesellschaft ist somit so etwas wie eine fromme Lüge. Tradition und Nostalgie, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben“.
Dr. W. Günnemann, 34308 Bad Emstal