Wenn ich am späten Nachmittag durch unsere Schweineställe gehe und mit der Hand an die Buchtenwände klatsche, sind die Schweine meistens total aus dem Häuschen und versuchen, in ihrem begrenzten Lebensraum ,,die Sau rauszulassen‘‘. Das gelingt ihnen nicht wirklich, denn der Platz ist zu knapp und der Spaltenboden oft zu glatt! Richtig mit Spaß rennen können sie nur, wenn sie umgestallt werden oder zu ihrem letzten Transport einen langen, breiten und rutschfesten Gang benutzen dürfen, wobei sie möglichst keine Bekanntschaft mit einem elektrischen Viehtreiber machen sollten!
Den Spruch „die Sau rauslassen“ kennen die meisten Leute. Die wenigsten haben aber je gesehen, wie eine rausgelassene Sau über die Schweineweide flitzt. Wer es gesehen hat, fragt sich, warum wir unseren Nutztieren kein besseres Leben bieten? Die Möglichkeiten hätten wir. Wenn rund 40 % der weltweiten Lebensmittel nicht von Menschen benötigt werden, bedeutet das doch, dass 40 % der ,,Nutztiere“ nur gelebt haben, um am Ende „entsorgt“ zu werden! Wenn wir uns diesen Luxus leisten können, sollten wir uns auch den Luxus leisten, unseren Tieren so viel Platz zu bieten, dass sie ohne Verstümmelungen leben können.
Ich habe in den letzten 50 Jahren viele Haltungssysteme erlebt, die die Bedingungen für die Tiere verbessert haben. Klar ist mir inzwischen: Das Produzieren von Fleisch, Fisch, Eiern und Milch am Fließband ist nur industriegerecht, tiergerecht geht anders. Klein, aber fein und regional verteilt, das sollte die Richtschnur für zukünftige Landwirtschaft sein.