In unserem Landwirtschaftsprojekt habe ich viele Bauern kennengelernt, die mehr Tierwohl umsetzen wollen. Sie wissen, dass die konventionelle Haltung den angeborenen Bedürfnissen der Schweine nicht annähernd entgegenkommt, und sie haben kleine, bezahlbare Veränderungen in ihren Ställen vorgenommen und warten nur darauf, mit politischer Rückendeckung und Planbarkeit noch viel mehr Tierwohl umzusetzen.
Diese Bauern sind zukunftsfähig, weil sie dem gesellschaftlichen Wunsch nach einem guten Leben der Nutztiere entgegenkommen. Denn dieser Wunsch ist da, prägt den Markt und somit ihre Existenz.
Aber da gibt es auch die anderen, denen es schwerfällt umzudenken, neu zu denken. Diejenigen, die erst dann etwas ändern, wenn es gar nicht anders geht. Dadurch sind sie kaum zukunftsfähig. Das, wovor sie am meisten Angst haben, nämlich ihren Hof nicht mehr rentabel bewirtschaften zu können, brocken sie sich durch ihr Zaudern selbst ein. Das verzweifelte Festhalten an alten Zöpfen bringt sie nicht weiter. Wer seinen Hof an Kinder und Enkel weitergeben will, muss umdenken. Schon jetzt will kaum jemand noch Fleisch aus Haltungsstufe 1 und 2.
Die Angst, in etwas zu investieren das von einer neuen Regierung wieder gekippt wird, ist nachvollziehbar. Außerdem ist es mit guten Ideen und gutem Willen nicht getan, wenn die Baubehörden nicht mitspielen und der Lebensmitteleinzelhandel das Tierwohlfleisch nicht bevorzugt vermarktet. Planungssicherheit und Verbindlichkeit müssen sein.
Aber man kann auch ohne riesige Investitionen einiges in Sachen Tierwohl machen. Viele haben auf ihrem Hof die Möglichkeit, Türen zu öffnen, eine Wand durchzubrechen und einen Außenauslauf zu schaffen. Vielleicht sind die Kosten höher, dafür kann man aber deutlich mehr fürs Schwein bekommen, weil die Maßnahme die Haltungsform aufwertet.
Die neue Nutztierhaltungsverordnung verlangt in den nächsten Jahren erhebliche Veränderungen in Ferkelaufzucht und Mast. Ob man will oder nicht, Tierhalter und Landwirte müssen etwas tun! Veränderungen stehen ins Haus – daran führt kein Weg vorbei!
Also, liebe Zögerer und Bedenkenträger, nehmt Euer Schicksal selbst in die Hand! Überlegt schon heute, was ihr tun könnt. Wer jetzt etwas für die Tiere tut, sichert auch seine Existenz.
Ich möchte mit diesem Text aufrütteln, nicht anklagen. Denn wir wollen doch alle, dass unsere heimische Landwirtschaft gestärkt wird und nicht mehr und mehr aus dem Ausland kommt.