Mit einer ungewöhnlichen Aktion haben die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und Greenpeace heute in Berlin medienwirksam für den Erhalt der Weidewirtschaft getrommelt.
Die Verbände brachten eine Milchkuhherde aus dem Oderbruch auf eine provisorische Koppel vor dem Reichstag und ließen sie dort grasen. Die Rinder sollen stellvertretend für ihre Artgenossen zeigen, dass Milchkühe auf die Weide gehören und der Trend zur ganzjährigen Stallhaltung umgekehrt werden muss. Die Berliner Journalistengilde ließ sich das Ereignis nicht entgehen.
Özdemir muss Weidewirtschaft besser fördern
AbL und Greenpeace beklagen, dass der Anteil der Rinder mit Zugang zur Weide von 42 % im Jahr 2010 innerhalb von nur einer Dekade auf nur noch 31 % gesunken ist. Sie fordern deshalb von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, die Weidehaltung deutlich besser zu fördern als bisher. Landwirte müssten zudem die Möglichkeit haben, auf dem Milchmarkt „gerechte Preise“ zu erzielen.
Ilchmann: Milchmarkt funktioniert nicht
„Die aktuelle Politik treibt meine Milchkühe von der Weide in den Stall“, verdeutlichte der Landwirt und Milchsprecher der AbL, Ottmar Ilchmann. Er pocht auf die Einführung einer bundesweiten Förderung von Milchkühen auf der Weide und eine deutliche Verbesserung der Stellung der Milcherzeuger in der Wertschöpfungskette.
„Die vergleichsweise guten Milchpreise des letzten Jahres können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch immer keinen funktionierenden Milchmarkt gibt“, warnte Ilchmann. Von der bisherigen Arbeit des Landwirtschaftsministers ist er enttäuscht. Der habe seine bisherigen Möglichkeiten, die Weidehaltung besser zu stellen, einfach vorbeiziehen lassen.
Van Aken: Özdemir muss gegensteuern
„Die Kuh auf der Weide verkommt in Deutschland zur bedrohten Art. Immer weniger Kühe kommen immer seltener und immer kürzer auf die Weide”, so Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Lasse van Aken. Dabei sei die Weidehaltung besonders artgerecht, gesund für die Tiere und helfe beim Erhalt der Artenvielfalt. Zudem speichere beweidetes Grünland deutlich mehr klimawirksamen Kohlenstoff im Boden als Ackerpflanzen.
„Wenn die Weidekuh nicht auf die rote Liste gefährdeter Arten rutschen soll, muss Cem Özdemir jetzt mächtig gegensteuern und ein Weideförderprogramm auflegen“, verlangt van Aken. Das Geld dafür sei da.