Sie hatten es angekündigt: Nachdem sich der Deutsche Bauernverband, der Deutsche Raiffeisenverband sowie der Handelsverband Deutschland Anfang März auf die Einrichtung einer „Zentralen Koordination Handel Landwirtschaft“ verständigt hatten, zeigten sich die Teilnehmer des „Agrardialogs“ erstaunt bis verärgert. Und sie ließen sofort wissen, dass sie ihr Gesprächsformat fortsetzen. Am heutigen Montag ist es wieder soweit.
Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage vieler Landwirte sowie der zunehmenden Konflikte zwischen Landwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel hat sich der Agrardialog im Dezember 2020 als gemeinsame Plattform von Vertretern der Landwirtschaft und des Lebensmittelhandels gegründet.
Dazu gehören beispielsweise der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), Land schafft Verbindung Deutschland und der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter sowie Vertreter von Edeka, Aldi, Lidl, Rewe und Kaufland. Auch die Verarbeitungsstufe ist dabei, unter anderem über Vertreter als der Fleisch- und Milchbranche. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) ist für die unabhängige sowie unparteiische Moderation beauftragt.
Platz für DBV reserviert
Der Agrardialog untergliedert sich in vier Gremien: Den Lenkungskreis sowie die Arbeitsgruppen Milch, Schwein sowie Herkunft. Aus dem Entwurf der Geschäftsordnung geht folgende Besetzung hervor:
Lenkungskreis
- Handel und Landwirtschaft: etwa jeweils fünf Mitglieder und Stellvertreter
- Verarbeiter: Zwei Vertreter der Verbände
- BVLH nimmt als Gast teil
Arbeitsgruppen
- Handel und Landwirtschaft: jeweils fünf Mitglieder und Stellvertreter Landwirtschaft (3+3), das heißt: ein Sitz bleibt für den Deutschen Bauernverband (DBV) reserviert
- Verarbeiter: Fünf Mitglieder und Stellvertreter aus den Unternehmen
- BVLH nimmt als Gast teil
Darüber sprechen die Arbeitsgruppen
Erste Gesprächsergebnisse aus den Arbeitsgruppen:
- Milch: Verarbeiter einbinden, um schnelle finanzielle Hilfe auf die Höfe zu bekommen; mehr Transparenz bei Preisbildung für Kontrakte erwünscht; Landwirte wünschen neue Lieferbeziehung zu Molkereien; „Nämlichkeit“ sowie Mehrwertkonzepte für deutsche Milch
- Schwein: Landwirtschaft wünscht neue Beziehung zwischen Landwirtschaft, Erzeugergemeinschaften und Handel; Verträge über Menge, Qualität und Preis; Produktionskostenstruktur Landwirtschaft soll Grundlage für Preiskorridor sein
- Herkunft: Landwirte wünschen Kennzeichnung aller bzw. Hauptzutaten der Lebensmittel; Vorschlagsliste der Produkte für den Start der Herkunftskennzeichnung kommt in der 11. Kalenderwoche