Als "Ritterschlag für Bayerns Agrarminister Helmut Brunner" bezeichnet die Süddeutsche Zeitung den Plan von Bundesagrarministerin Ilse Aigner, im März eine eigene "Charta für Landwirtschaft und Verbraucher" zu starten. Dabei soll mit Vertretern von Umwelt- und Verbraucherorganisationen, Kirche, Wissenschaft und Berufsstand ein Leitbild für eine neue Agrarpolitik entwickelt werden. Brunner hat dies längst getan. Seine Zukunftskommission Landwirtschaft, gegründet 2009, hat ihr Leitbild bereits vorgelegt.
Das Besondere daran ist, dass die Interessen von Brunner und Aigner beim Thema Agrarreform 2013 eigentlich auseinander liegen, schreibt die Süddeutsche weiter. So ist Brunner überaus zufrieden mit den Plänen von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos. Er findet es richtig, dass der Kommissar Obergrenzen für die Förderung einführen will, damit die bisherige Bevorzugung von Großbetrieben ein Ende hat. Zumindest fordert Brunner eine degressive Förderung - dass also die Höhe der EU-Zahlungen mit der Größe des Betriebs abnimmt. Und natürlich unterstützt Brunner Ciolos Idee, kleine und mittlere Höfe künftig besonders zu unterstützen. Der CSU-Politiker befürchtet auch nicht, dass die 60 000 Nebenerwerbsbauern in Bayern Benachteiligungen erfahren werden, wie dies DBV-Präsident Sonnleitner vorhersieht. Sogar die Ökologisierung der Landwirtschaft, die Ciolos anstrebt, hält Brunner nicht von vorneherein für einen Nachteil. Seine einzige Bedingung: Die Reform darf nicht zu noch mehr Bürokratie führen. Demgegenüber stehen Ministerin Aigner und der Deutsche Bauernverband. Obergrenzen oder eine besondere Förderung kleiner und mittlerer Betriebe lehnen sie ab und wollen an 'bewährten Strukturen' festhalten. Laut der Zeitung zeige sich Aigner allein bei der Ökologisierung gesprächsbereit.