Vor dem Hintergrund zunehmender Resistenzen von Krankheitserregern gegenüber Antibiotika muss der Einsatz dieser Medikamente auch in der Nutztierhaltung verringert werden. Darin waren sich die Referenten beim Workshop „Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung - aktuelle Risikobewertung und zukünftige Minimierungsstrategie“ einig, der am vergangenen Donnerstag im Universitätsclub Bonn stattfand.
Der Intensivmediziner und Infektologe Dr. Peter Walger erklärte, zwar bestehe hauptsächlich noch immer ein Krankenhausproblem; die Resistenzen klinisch relevanter Infektionserreger entstünden aber nur zum Teil als Folge des antibiotischen Selektionsdrucks in der Humanmedizin. Der Antibiotikaeinsatz in den Nutztierbeständen habe dazu geführt, dass auch Lebensmittel und berufliche Kontakte zu erkrankten oder besiedelten Tieren zu Quellen potentieller Übertragungen multiresistenter Erreger auf den Menschen geworden seien.
Dr. Annemarie Käsbohrer vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wies darauf hin, dass es in Deutschland „keine guten Zahlen“ über den Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung gebe. Hier seien die Niederlande wesentlich weiter. Untersuchungen dort hätten gezeigt, dass Antibiotika vor allem in der Schweine-, Geflügel- und Kälbermast eingesetzt werde. Käsbohrer plädierte dafür, die Antibiotikaleitlinien verpflichtend zu machen.
Peter Knitsch vom Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium hieb in dieselbe Kerbe. Er forderte, dass die Diskussion um den Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung in eine Debatte darüber eingebettet werde, wie es mit der Landwirtschaft grundsätzlich weitergehen solle.
Nach Ansicht von Prof. Walther Honscha von der Universität Leipzig kann das Ziel einer Minimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung nur in gemeinsamer Verantwortung von Tiermedizinern, Landwirten und Überwachung erreicht werden. Notwendig sei eine risikoorientierte Kontrolle der Betriebe, ein Ampelsystem mit fortlaufender Überwachung und Bewertung. (AgE)