Am Vortag des EU-China-Gipfels in Brüssel macht sich Ernüchterung über die Zukunft der Handelsbeziehungen der Europäischen Union (EU) mit der Volksrepublik China nicht nur bei Stahl und Industriegütern breit.
Auch der umfangreiche Agrar- und Lebensmittelhandel könnte zwischen den globalen Exportweltmeistern im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) Schaden nehmen, erfuhr top agrar aus der EU-Kommission. Hauptstreitpunkte im EU-Chinahandel stellen der Entwurf des chinesischen Investitionsschutzgesetzes, die Subventionspraxis auch von Agrarerzeugnissen in China sowie die Uneinigkeit über die Reform der WTO für freie Welthandelsregeln dar.
Der Besuch des chinesischen Premierministers Li Keqiang droht am Dienstag ergebnislos zu verlaufen, weil im Vorfeld keine Einigung über ein Abschlusskommuniqué erzielt wurde.
„Es kommt nicht überraschend, dass China eine gemeinsame Erklärung platzen lässt. Dies war in den letzten vier Jahren bereits drei Mal der Fall“, erklärte ein ranghoher EU-Diplomat gegenüber top agrar.
Der EU-Agrarhandel erreichte im Jahre 2017 einen neuen Rekord mit einem Gesamtwarenwert von 255 Milliarden Euro. 138 Milliarden Euro entfielen davon auf Exporte und 117 Milliarden Euro auf Importe. Der Handelsbilanzüberschuss der EU betrug 21 Milliarden Euro. Nach den USA stellt China der zweitwichtigste Handelspartner für EU für Agrar- und Lebensmittelexporte dar. China war im Jahr 2017 Empfängerland für 8,7 Prozent des EU-Agrar- und Lebensmittelhandels. Damit stieg China erstmals seit 2007 zum zweitgrößten Handelspartner der europäischen Agrar- und Lebensmittelproduzenten auf.
„Der Erfolg des weltweiten Agrarhandels de EU ist verknüpft mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die den EU-Produzenten einen wettbewerbsfähigen Zugang zu den Weltmärkten vor allem im asiatisch-pazifischen Raum verschafft“, erklärte EU-Agrarkommissar Phil Hogan.
So importiert China vor allem Rohmaterialien wie Tierhäute und Felle aus der EU für den Einsatz in der Woll- und Seidenindustrie und ist ein großer Abnehmer von einem Viertel des EU-Schweinefleischexports sowie Innereien. Bei der Kindernahrung werden rund 33 Prozent von Frischmilchprodukten und 33Prozent an Milchpulver und 15 Prozent Molkeprodukte nach China exportiert.