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topplus Kommentar

Auch wenn alle provozieren: Ein nüchterner Blick lohnt sich

Der Eindruck: Politiker und Prominente geben Landwirten die Schuld an Umweltproblemen. Doch durchzuatmen lohnt sich. Denn Chancen gehen in der Empörungswelle unter.

Lesezeit: 3 Minuten

Dieser Kommentar von Wochenblatt-Chefredakteur Patrick Liste ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Landwirte dachten zuletzt, sie wären im falschen Film: Tagsüber werfen ihnen Politiker vor, sie würden den Artenschwund und die Klimakrise verschärfen. Abends im Fernsehen belehren Schauspieler die Bauern, wie sie ihren Job machen sollen. Vor allem in den sozialen Medien brach der Ärger darüber aus – und schaukelte sich nach oben. Im Herbst nach den Bauernprotesten drängt sich die Frage auf: Geht’s wieder los und alle „prügeln“ verbal aufeinander ein?

Von der Leyen spricht von "Plünderung"

Den aktuellen Anstoß gab EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU). Sie zeichnete ein düsteres Bild der Umwelt sowie Artenvielfalt – jetzt, und noch mehr in Zukunft. Schuld sei auch die Art der Landwirtschaft. Zur Verdeutlichung nutzte sie Begriffe wie „Plünderung“ in der teils zugespitzten Rede Mitte September in München. Zum Veranstalterteam der Konferenz gehörte die Schauspielerin Maria Furtwängler.

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Spannender Zufall oder nicht: Genau diese Maria Furtwängler war vergangene Woche in der ARD zur besten Sendezeit zu sehen – allerdings nicht wie sonst als „Tatort-Kommissarin“, sondern als Hauptdarstellerin der Dokumentation „Erlebnis Erde: Das Ende der Insekten?“ Die Schauspielerin wollte den Rückgang der Artenvielfalt ergründen. Sie sprach mit Forschern, Industrievertretern und Bauern. Am Ende wirkte die konventionelle Landwirtschaft als Sündenbock. Als dann noch die Ankündigung kam, dass Hannes Jaenicke – er hat Ende 2022 die Milchviehhaltung verunglimpft – im ZDF eine Sendung zum Boden macht, war die Empörung unter den Landwirten perfekt. Viele fühlten sich öffentlich vorgeführt.

Nüchterner Blick ist angeraten

Doch es lohnt sich, durchzuatmen und die Dinge nüchtern zu analysieren. In der Rede von Ursula von der Leyen steckte auch Anerkennung für die Landwirte. Sowie das Angebot von „Naturgutschriften“, mit denen Landwirte Geld verdienen sollen. Im Fernsehen kam deutlicher als sonst heraus, wie stark Landwirte unter Druck stehen und wie sehr sie auf Biodiversität achten. Klar ist aber: Beim Thema Artenvielfalt hat die Landwirtschaft als größter Landnutzer eine herausragende Rolle. Dem muss sich die Branche stellen. Das bestätigt der neue wissenschaftliche „Faktencheck Artenvielfalt“. Er zeigt aber auch: In der Landnutzung liegt der Hebel für Erholung. Landwirte sind somit ein wichtiger Schlüssel für mehr Artenschutz sowie Artenvielfalt. Das ist positiv und eine Chance für die Landwirtschaft.

Doch diese geht in der Empörungswelle unter. Das ist schade. Daher sind alle gefordert:

  • Politiker und Prominente dürfen beim Artenschutz rhetorisch nicht polarisieren. Wer kons­truktiven Dialog möchte, nutzt gemäßigte Worte.

  • Landwirte sollten nicht über jedes Stöckchen springen, das irgendwer hinhält – und sich nicht in den sozialen Medien verrückt machen. Wenn sie Kritik erwidern, dann klar und mit Fakten.

  • Was zudem deutlich auffällt: Der Bauernverband muss sich fragen, warum die positive Aufmerksamkeit der Proteste verpufft ist und die Branche wieder in der Defensive wirkt. Warum ist es nicht gelungen, mit dem großen Zuspruch der Bevölkerung bei Megathemen wie Klima oder Artenschutz offensiv Akzente zu setzen? Praxisbeispiele und Argumente dafür gibt es genug. Vielleicht würde dann schon längst der richtige Film laufen.

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