„Unsere Bäuerinnen und Bauern gehen mit einem gesunden Selbstbewusstsein in das Jahr 2012 hinein.“ Diese Aussage traf DBV-Präsident Gerd Sonnleitner heute anlässlich der bevorstehenden Eröffnung der 77. Internationalen Grünen Woche in Berlin.
„Zusammen mit der Ernährungswirtschaft stellen wir fest, dass der Lebensmittel-Einzelhandel unsere guten Qualitätsprodukte nicht mehr verschleudert.“ Alle Beteiligten von der Agrar- bis zur Lebensmittelwirtschaft hätten gelernt, die Produkte auch an Abnehmer in anderen EU-Ländern, in Russland oder in China zu verkaufen und nicht nur an die Discounter in Deutschland.
Mit dem Umsatz wachse inzwischen auch die Zahl der Beschäftigten, so Sonnleitner. Er betonte besonders, dass die Branche den tiefen Einbruch der Banken- und Schuldenkrise äußerst stabil durchstanden habe und sich jetzt auf einem soliden Wachstumskurs befinde. Die positive Einschätzung würde gegenwärtig besonders auf die Milchviehhalter und die Ackerbaubetriebe zutreffen. Mit größeren Schwierigkeiten hätten gegenwärtig die Schweinemäster zu kämpfen. Auch hätten sich viele Gemüse- und Obstbaubetriebe bis heute nicht wirklich von der EHEC-Krise erholt.
Neben der wirtschaftlichen Entwicklung gebe es aber eine Reihe drängender Fragen, denen sich unsere Landwirte stellen müssen, so Sonnleitner weiter. Hier sehe er speziell die Diskussion über die Haltung von Nutztieren in unseren Ställen und den Einsatz von Tierarzneimitteln, insbesondere Antibiotika. „Wir haben nichts zu verbergen und haben selbst das allergrößte Interesse daran, Resistenzen bei Keimen zu verhindern, schon allein deshalb, weil nur wenige Antibiotika für unsere Tiere zugelassen sind. Aber eines muss auch klar sein: Wenn unsere Tiere erkranken, müssen wir gemeinsam mit dem Tierarzt handeln können“, stellte Sonnleitner heraus und sicherte Bund und Ländern volle Unterstützung beim Aufbau eines Monitoringsystems zu.
Eingriffe am Tier sollten nach Möglichkeit ganz unterbleiben, das ginge aber nicht von heute auf morgen, führte Sonnleitner zur aktuellen Tierschutzdebatte aus. Er mahnte aber, die Wettbewerbssituation der Branche nicht aus dem Auge zu verlieren, um europäische Gleichstellung zu halten. Nicht akzeptabel sei, dass in zwölf Mitgliedstaaten der EU nach wie vor Batteriekäfige bei Legehennen genutzt werden, während in Deutschland sogar die tierschutzfreundlichere Kleingruppenhaltung verboten sei. Hier müsse die EU-Kommmission rasch und konsequent durchgreifen.
Kritik übte Sonnleitner an der wieder entflammten Diskussion um Agrarexporte in Entwicklungsländer. Der Bauernpräsident machte deutlich, dass derzeit kaum Exporterstattungen gezahlt würden. Er kündigte an, dass er zusammen mit Ministerin Aigner und Minister Niebel auf der Grünen Woche das vollständige Aussetzen der Exporthilfen durch die Europäische Union einfordern werde. (ad)