Am 11. September wird das Europaparlament über die EU-Biokraftstoffpolitik abstimmen. Dabei soll auch der Anteil von Biokraftstoffen aus Raps, Zuckerrüben oder Getreide begrenzt werden. „Das Straßburger Parlament entscheidet damit nicht nur über die Zukunft der Biokraftstofferzeugung, sondern auch über die Versorgung mit Eiweißfutter für ganz Europa“, sagt Franz Kustner, Präsident BBV-Oberpfalz und Vorsitzender des Fachausschusses für Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien.
„Wenn Kraftstoff aus Raps, Zuckerrüben oder Getreide gewonnen wird, werden auch immer hochwertige Eiweißfuttermittel erzeugt. So reduziert sich quasi nebenbei der Import von Sojaschrot.“ Damit ist die Erzeugung von heimischen Eiweißfuttermitteln und Biokraftstoffen in Deutschland und Europa untrennbar miteinander verbunden. „Fehlt das Eiweißfutter als Nebenprodukt aus der Kraftstoffproduktion, muss wesentlich mehr Soja importiert werden.“
Doch das EU-Parlament will nun nicht nur die Beimischung von Biokraftstoffen im Verkehrssektor begrenzen, sondern den Anbau von Raps, Mais, Getreide oder Zuckerrüben in Bayern auch durch sogenannte iLUC-Faktoren (indirekte Landnutzung) für das Abholzen des Regenwaldes verantwortlich machen. Nach den Brüsseler Vorstellungen würden heimische Biokraftstoffe somit komplett aus dem Markt gedrängt – das Aus für die Erzeugung von Eiweißfutter in Bayern. „Die Energiewende im Bereich Mobilität und die europäische Eiweißstrategie werden so gegen die Wand gefahren“, so Kustner. „Das geht zu Lasten von regionalen Kreisläufen und der heimischen Landwirtschaft. Statt heimische Biokraftstoffe auf unwissenschaftliche Art und Weise künstlich schlecht zu rechnen, muss endlich die Doppelnutzung angerechnet werden!“
In Deutschland wurden in diesem Jahr 5,7 Mio. t Rapssaaten geerntet. Das entspricht 2,3 Mio. t Rapsöl und 3,4 Mio. t Rapsschrot bzw. Rapskuchen. „Alleine durch die Verarbeitung von Raps zu Biokraftstoffen werden 2 Mio. t Sojaimporte überflüssig, in der EU sind es über 15 Mio. t“, sagt Kustner. Ein weiteres Beispiel sei die Erzeugung von Bioethanol aus Getreide oder Zuckerrüben: „Wird ein Hektar Weizen zu Bioethanol verarbeitet, ernten Bauern gleichzeitig auch Futtermittel, die einer Anbaufläche von 1,3 ha Sojabohnen entsprechen.“
In Deutschland besteht der Markt für Eiweißfutter so mittlerweile zu einem Drittel aus heimischem Rapsschrot oder heimischer Trockenschlempe, die als Nebenprodukt bei der Herstellung von Bioethanol entsteht. „Die Bedeutung des Eiweißfutters als Koppelprodukt der heimischen Biokraftstoffproduktion muss von den Europaabgeordneten unbedingt berücksicht werden!“, fordert Kustner. (ad)
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