Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) hat in einer Pressemitteilung sein Unverständnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass der Deutsche Bauernverband und die Milchindustrie die Einführung eines freiwilligen Produktionsverzichts gegen Ausfallentschädigung nicht unterstützen wollen. Dies würde doch in erster Linie den Milcherzeugern zu Gute kommen, könnte aber auch für die Molkereien positive Effekte haben, heißt es.
Aus Sicht des BDM können jedoch die bisher vorhandenen Kriseninstrumente die Krisen allenfalls abmildern, aber nicht wirksam bekämpfen. Das führt aus Sicht des BDM-Vorsitzenden Romuald Schaber regelmäßig zu massiven wirtschaftlichen Schäden bei den Milchviehhaltern. „Wir fordern daher die Abgeordneten des EU-Parlaments auf, die Entscheidung des Agrarausschusses zu bestätigen“, so der Milchbauer.
Dass mit dem freiwilligen Produktionsverzicht die Bedienung einer steigenden weltweiten Lebensmittelnachfrage ausgeschlossen sei, ist laut Schaber schlicht falsch. Schließlich komme ein Produktionsverzicht als Kriseninstrument ja nur zeitlich begrenzt im Krisenfall zum Einsatz - das heißt, in einer Situation, in der das Angebot die Nachfrage übersteigt und Abnehmer für die Milch allenfalls zu Dumpingpreisen zu finden wären, so der Bayer.
Niedriger Milchpreis, Marktkrisen und fehlende Perspektive
„Es ist sicher nicht der freiwillige Produktionsverzicht, der zu einem vermehrten Ausstieg aus der Milchproduktion in benachteiligten Gebieten und zu einer Beschleunigung des Strukturwandels führt“, erteilt der Vorsitzende der Argumentation des Bauernverbandes eine Absage. „Im Gegenteil. Was die Milcherzeuger zur Aufgabe zwingt, sind die zu niedrigen Milchpreise, die Zunahme der Marktkrisen und die fehlende Perspektive eines stabilen Einkommens nach dem Quotenausstieg 2015. Wer sich gegen ein Marktkriseninstrument stellt, das hier ein wenig gegensteuern könnte, leistet den Milchviehhaltern einen Bärendienst.“
Wie dringend dieses Kriseninstrument benötigt wird, zeigen laut Schaber auch die Prognosen führender Molkereivertreter, die von einem jährlichen Wachstum der Milchmenge um 2 % nach 2015 ausgehen. Man wisse aber noch nicht, wo die Milch dann abgesetzt werden könne, zitiert er die Worte von Dr. Joseph Schwaiger, Geschäftsführer des DMK, letzte Woche auf den Agrarunternehmertagen Münster.
„Wenn immer mehr Milch aus Europa auf dem hart umkämpften Weltmarkt untergebracht werden muss, kann es schnell passieren, dass es zu unvorhergesehen Angebotsüberhängen kommt“, erklärt Schaber. „Schon jetzt gibt es immer wieder Handelshemmnisse, weil einige Länder politisch und finanziell instabil sind oder Importstopps verhängt werden. Darauf müssen die Milcherzeuger flexibel reagieren können, um sich die Preise nicht völlig zu verderben.“ (ad)