Die Glaubwürdigkeit der Evangelischen Kirche in der Öffentlichkeit wird auch an ihrer Verpachtungspraxis von Kirchenland gemessen. Ökonomische Interessen dürfen dabei nicht im Vordergrund stehen, mahnt der Evangelische Dienst auf dem Land (EDL). Seiner Meinung nach sind bei der Verpachtung Zielkonflikte zwischen den sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und theologischen Anliegen der Kirche sorgfältig abzuwägen.
Im Besitz der Evangelischen Kirche befinden sich bundesweit ca. 325.000 ha Fläche. Überwiegend landwirtschaftliche Nutzfläche, die von den Kirchengemeinden als Eigentümer an Landwirte verpachtet wird. Diese Besitzverhältnisse bedeuten, dass die Landeskirchen nur Rahmen für die Verpachtungsregeln setzen können und Empfehlungen aussprechen. Zunehmend werden Kriterien vorgeschlagen, die den Gemeinden und Pächtern helfen sollen, sachgerechte Entscheidungen zu fällen. Beachtet werden sollen z.B. „ordnungsgemäßes Wirtschaften“, langfristige Pachtbindungen, Ortsansässigkeit des Pächters, Kirchenzugehörigkeit, Verbot von Gentechnik und Klärschlamm.
Der EDL empfiehlt den Gemeinden darum, in Zweifelsfällen die Fachberatung der Kirchenkreisämter oder des EDL anzufragen. Offene Kommunikation der gewählten Kriterien und Besuche auf den Höfen sowie Gespräche mit den Pächtern oder Pachtinteressenten helfen allen Beteiligten, gemeinsame Lösungen zu finden.
„Nur mit dem erklärten Willen und einer gemeinsamen transparenten Strategie auf allen Ebenen der Evangelischen Kirche können die unterschiedlichen Interessenslagen von Pächtern und Verpächtern angemessen berücksichtigt werden", erklärt der EDL-Vorsitzende Superintendent Marcus Harke. Die sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und kirchlichen Anliegen der Landbesitzerin Kirche müssten in eine verantwortungsvolle Verpachtungspraxis münden. "Dabei muss die Vision vom Erhalt einer mittelständischen Landwirtschaft die Richtung vorgeben!“