Agrarstaatssekretär Ernst-Wilhelm Rabius vom Landwirtschaftsministerium Schleswig-Holstein bedauert, dass sich insbesondere erfolgreiche Landwirte zunehmend mit Kritik durch Verbraucher, Medien oder Bürgerinitiativen konfrontiert sehen. „Leider spielen beim Thema Landwirtschaft oft Emotionen, Halbwissen und auch Eigeninteressen eine Rolle“, sagte Rabius beim Besuch der DBV-Ortsverbände Bordesholm und Nortorf.
Ein betriebliches Wachstum werde oft als negativ gewertet und mit Begriffen wie "Agrarfabrik" oder "industrielle Massentierhaltung" belegt. Landwirte würden als "Umweltverschmutzer", "Tierquäler" oder "Lebensmittelvergifter" bezeichnet, zugleich staatliche Transferzahlungen kritisiert. Die Erhaltung der Kulturlandschaft werde hingegen zum "Nulltarif" erwartet, umriss der Staatssekretär das Spannungsfeld. „Viele Verbraucher wünschen sich eine Landwirtschaft von gestern mit den Preisen von heute und den Anforderungen von morgen. Eine solche Landwirtschaft kann es aber nicht geben", stellte Rabius fest.
Vor diesem Hintergrund müsse sich moderne Agrarpolitik auch als Mittler zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft verstehen. Und gerade bei emotional besetzten Themen sei es notwendig, auf Sorgen und Ängste der Bürger und Verbraucher einzugehen. Für die Landwirtschaft wie auch für die Politik müsse dabei gelten:
Selbstkritisch bleiben, das eigene Tun immer wieder erklären, die Ziele dabei aber nicht aus den Augen verlieren. Rabius forderte den Berufsstand auf, seine Stärken noch offensiver in die Öffentlichkeit zu tragen. Ein hervorragendes Beispiel sei der "Tag des offenen Hofes". Aber auch bei der Planung einer Stallanlage sollte frühzeitig der Dialog mit den Nachbarn mit an vorderster Stelle stehen. Letztlich führe kein Weg an intensiver Aufklärungsarbeit vorbei.
Aus Anlass der zunehmenden Kritik an der modernen Landwirtschaft hat top agrar in der aktuellen Ausgabe 3/2012 dem Thema einen Schwerpunkt gewidmet: „Tierhaltung im Brennpunkt“. (ad)
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