In Brasilien laufen derzeit Gespräche zwischen Agrarverbänden und Regierung, gegen die Hilfszahlungen der USA an heimische Sojaerzeuger vor der Welthandelsorganisation (WTO) zu klagen. Stein des Anstoßes ist die Einnahmenversicherung, die vor etwa einem Jahr durch die neue Agrargesetzgebung der USA - die sogenannte „Farm Bill“ - als Ersatz für die zuvor geleisteten Direktzahlungen eingeführt wurde.
Die Versicherung zahlt einen Ausgleich an die Sojaproduzenten, wenn die Sojapreise im Durchschnitt eines Vermarktungsjahres unter einen bestimmten Wert sinken. Brasiliens Sojawirtschaft, allen voran der Anbauverband Aprosoja, wirft Washington vor, mit den Zahlungen den US-Sojaexport künstlich zu fördern und auf diesem Weg den Weltmarktpreis zu drücken.
Berechnungen des Consultingunternehmens Agroicone zeigten, dass ohne die Versicherung der Weltmarktpreis für Soja fast 3 % höher läge, bei einem um 7 % gesunkenen US-Sojaexport, berichtete Aprosoja. Daraus ergäbe sich aktuell ein jährlicher Schaden für Brasiliens Sojabranche von umgerechnet durchschnittlich 1,1 Mrd Euro durch die Versicherung.
Bisher sei hinsichtlich eines Gangs vor die WTO „keine endgültige Entscheidung“ gefallen, erklärte Aprosoja. Man sei aber in ernsthaften Verhandlungen mit weiteren Branchenvertretern und der Regierung in Brasília.
Deutlich weiter sind dem Vernehmen nach dagegen die Vorbereitungen für eine WTO-Klage Brasiliens gegen die Zuckerpolitik von Thailand. Der brasilianische Zuckerverband Unica geht davon aus, dass die brasilianische Regierung in dieser Woche wegen des thailändischen Mindestpreises für Zucker und der Unterstützungszahlungen für die dortigen Zuckerrohrproduzenten die WTO anrufen wird. Die Hilfszahlungen führten dazu, dass Thailands Zuckerproduktion zu Lasten der Reiserzeugung zunehme und der Export wachse, worunter der Weltmarktpreis leide.