Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) hat überraschend eine Debatte über Obergrenzen in der Massentierhaltung gefordert. „Tiere gehören für mich zur Schöpfung und müssen akzeptabel untergebracht werden“, sagte Haseloff der Deutschen Presse-Agentur. Hintergrund sind offensichtlichen Tierschutzprobleme in Betrieben der Firma Straathof.
Nach Ansicht des Bauernverbandes Sachsen-Anhalts haben Obergrenzen in der Tierhaltung dagegen keine zusätzlichen positiven Effekte für das Wohl der Tiere. "Die Beachtung von Tierwohl und Ethik hat nichts mit Tierzahlen an Standorten zu tun", sagte der Präsident des Landesbauernverbandes Frank Zedler am Freitag in Magdeburg. Tierwohl sei vielmehr eine Frage des guten Managements, der Qualifikation des Halters und des Engagements der Mitarbeiter.
Wenn es dem einzelnen Tier gute gehe, sei die Gesamtzahl der Tiere zweitrangig, so Zedler. Die bestehenden Gesetze würden regelmäßig dem Wohl der Tiere angepasst. Verstöße müssten konsequent geahndet werden.
Bauernbund: Es zählt nicht nur der wirtschaftliche Aspekt
Der bäuerliche Konkurrenzverband "Bauernbund Sachsen-Anhalt" begrüßt dagegen den Vorschlag des Ministerpräsidenten. Seiner Meinung nach hätten die zuständigen Veterinäre eher einschreiten müssen. Nun sei wieder einmal der ordentlich arbeitende bäuerliche Berufsstand mit in Misskredit geraten. „Ganz offensichtlich ist die Bevölkerung nicht mehr willens, agrarindustrielle Massentierhaltungsanlagen in den bisherigen Ausmaßen zu akzeptieren“, so der Bauernbund in einer Presseinformation. Vor den Betrieben steht seiner Meinung nach nicht nur die Aufgabe, wirtschaftliche Aspekte in ihr Handeln einfließen zu lassen, sondern auch ethisch-moralische Prinzipien zur Grundlage einer artgerechten Tierhaltung zu machen.
Daher setze man sich für die Einführung einer absoluten Bestandsobergrenze in der Tierhaltung ein, gerade auch aus dem Tierschutz- und Akzeptanzproblemen für die einzelnen Regionen. Bisher habe sich das zuständige Landwirtschaftsressorts aber nicht dieser Forderung des bäuerlichen Berufsstandes anschließen können.