Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) steht nach wie vor wegen seiner Geschäftspraktiken in der Kritik. Im Bundestag bezeichnete der Deutsche Bauernverband (DBV) die Landwirte als die größten Verlierer in der Produktionskette, die bei ihrer Arbeit ohne angemessene Entlohnung höchsten Qualitätsanforderungen gerecht würden, berichtet Agra Europe.
Unfaire Einkaufspraktiken sieht der DBV, wenn beispielsweise der Erstabschluss durch Aldi unverzüglich von allen anderen LEH-Unternehmen unverändert übernommen werde. Quersubventionen gebe es insbesondere bei den Eigenmarken des Handels. Der Preis scheine im deutschen Lebensmittelmarkt das entscheidende Kaufkriterium zu sein, konstatierte der DBV und warnte vor neuen, bereits angekündigten Preissenkungsrunden.
Der Lebensmitteleinzelhandel müsse in seiner Wirkung auf Molkereien, Schlachthöfe und den Großhandel für Obst und Gemüse effektiver kontrolliert werden, fordert der DBV. Zu schaffen macht den Marktpartnern nach seiner Einschätzung der hohe Marktanteil der Discounter von mehr als 50 %. Überall dort, wo es nationalen Behörden gelinge, den Discount-Anteil niedrig zu halten, herrschten verlässlichere Marktbedingungen in der Produktionskette. Ein Unternehmensberater vertrat hingegen die Auffassung, die Konzentration im deutschen LEH sei im EU-Vergleich eher mäßig.
Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) als Repräsentant der Supermarktketten monierte, das Thema Angebots- und Nachfragemacht werde einseitig auf den Einzelhandel bezogen und der Situation auf den Konsumgütermärkten nicht gerecht. Große Herstellerunternehmen, Lieferanten von Pflicht-Produkten im Sortiment und die Verbraucher verfügten über eine ebenso starke Marktposition. Trotz der vermeintlich hohen Konzentration sei der deutsche Einzelhandel durch einen funktionierenden Wettbewerb gekennzeichnet. Die Verbraucher profitierten von Angebotsvielfalt und einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis.