Die Bundesnetzagentur schlägt Alarm. Wegen der Energiewende und anhaltenden Verzögerungen beim Ausbau befindet sich das deutsche Stromnetz in einer kritischen Lage. Wie die Agentur zusammen mit dem Bundeskartellamt in ihrem aktuellen Bericht feststellt, hat die Anzahl der angespannten Netzsituationen 2011 stark zugenommen und mehr Gebiete betroffen als in den Vorjahren. Zwar sei die Versorgungsqualität weiterhin hoch, aber die Zahl kurzfristiger Abschaltungen und Eingriffe in das Netz habe sich stark erhöht, zitiert die WELT aus dem Papier.
Grund für die Probleme im Netz ist demnach die Energiewende, die die Stromnetzbetreiber vor große Herausforderungen stellt, heißt es weiter. Der Anteil von Wind- und Sonnenstrom sei deutlich gestiegen. Wie viel davon eingespeist werden kann, unterscheide sich aber je nach Witterung stark. Phasen, wo ein Überschuss an erneuerbaren Energien vorhanden ist, wechselten sich mit Flauten ab. Zugleich wurden im vergangenen Jahr Atom- und Kohlekraftwerke abgeschaltet. Die Netzbetreiber müssten nun die Schwankungen ausgleichen.
Das sei allerdings nicht einfach, da der Netzausbau den Plänen weit hinterher hinkt. Von geplanten 1834 km Leitungen seien erst 214 km (12 %) fertig. 2012 kämen lediglich 35 km hinzu. Spekulationen über einen drohenden „Blackout“ in diesem Winterweist die Bundesnetzagentur allerdings zurück. Die Netzbetreiber hätten sich ausreichend Reservekapazitäten gesichert.
Netzausbau erfordert mehr Rücksichtnahme auf die Landwirtschaft
Der Deutsche Bauernverband (DBV) kritisiert, dass der von der Bundesnetzagentur vorgelegte Netzentwicklungsplan 2012 und der begleitende Umweltbericht die Anliegen der Grundeigentümer sowie Land- und Forstwirte völlig unzureichend berücksichtigt. Dies gelte im besonderen Maße für die Fragen der Berücksichtigung agrarstruktureller Belange und die Anpassung der Kompensationsregelung für Eingriffe in die Natur und das Landschaftsbild beim Bau von Höchstspannungsleitungen.
Für den mit dem Netzentwicklungsplan festgestellten Ausbaubedarf der Stromnetze in den nächsten 10 Jahren ist gerade die Akzeptanz der Grundeigentümer sowie der Land- und Forstwirte als den von Netzausbau direkt in ihrem Eigentum und der Bewirtschaftung betroffenen Personengruppen unerlässlich, betont der DBV. Durchschneidungen landwirtschaftlicher Flächen und Betriebe müssten vermieden werden.
Für die notwendige Akzeptanz der betroffenen Eigentümer seien außerdem modernisierte Entschädigungsgrundsätze und wiederkehrende Nutzungsvergütungen für die Inanspruchnahme ihrer land- und forstwirtschaftlichen Flächen für Stromstrassen unverzichtbar, fordert der Verband weiter. In Anbetracht der dauerhaften Einschränkung der Entwicklungsmöglichkeiten land- und forstwirtschaftlicher Betriebe zugunsten der gewinnorientierten wirtschaftlichen Tätigkeit der Netzbetreiber fänden die seit Jahrzehnten nach den so genannten Aufopferungsgrundsätzen bestimmten einmaligen Entschädigungen in Höhe von 10 – 20 Prozent des Verkehrswertes bei den Betroffenen keine Akzeptanz mehr. (ad)
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