In den Jahren 2015 bis 2017, also wenn die Milchquote abgeschafft ist, könnte in Europa wesentlich mehr Milch auf den Markt kommen, als die OECD mit ihrem erwarteten Plus von 0,5 % vorhergesagt hat. Das hat der Chef der Molkerei Deutsches Milchkontor (DMK), Dr. Josef Schwaiger, kürzlich auf einem Unternehmergespräch in Münster gesagt.
Dies bereite ihm Bauchschmerzen, denn die Mehrmenge an Rohstoff müsse nicht nur verarbeitet, sondern auch vermarktet werden, mahnte der Molkereimanager laut dem Wochenblatt Westfalen-Lippe. Die Milchwerke müssten daher wachsen und neue Märkte erschließen. Investitionen in neue Trocknungsanlagen seien zwar notwendig, um weit entfernte Länder mit Milchprodukten bedienen zu können. Aber gleichzeitig gelte es, in der Milchbranche miteinander statt gegeneinander zu arbeiten. Überkapazitäten in der Verarbeitung schadeten letztlich allen.
Schwaiger stellte klar, dass nach dem Auslaufen der Milchquote die DMK-Mitglieder so viel liefern können, wie sie wollen, sofern die Molkerei informiert sei. Gegebenenfalls würden Verträge mit Liefergemeinschaften gekündigt, um die Milch der Genossenschaftsmitglieder sicher verarbeiten und vermarkten zu können, so der Vorsitzende.
Unterstützung bekam er dabei laut dem Wochenblatt von DBV-Milchpräsident Udo Folgart. Er stellte zur Diskussion, dass es in Deutschland neben den Privatmolkereien eigentlich nicht mehr als ein genossenschaftlich organisiertes Verarbeitungsunternehmen geben müsse, ähnlich wie es in anderen Ländern schon der Fall sei. So ein Großunternehmen könne am Markt ganz andere Zeichen setzen als mehrere, die ständig miteinander im Wettbewerb stehen.
Folgart stellte in diesem Zusammenhang noch einmal klar, dass der Bauernverband nach wie vor eine staatliche Mengenregulierung ablehnt. (ad)
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