Die Groß- und Einzelhandelsverbände der EU lehnen eine Regulierung der Lieferbeziehungen in der Lebensmittelkette strikt ab. Eurocommerce-Generaldirektor Christian Verschueren forderte in einem Brief an die EU-Agrarminister Strukturreformen, die „eine nachhaltige Landwirtschaft“ ermöglichten.
Die EU-Politiker würden den hart arbeitenden Landwirten einen schlechten Dienst erweisen, wenn sie sich auf „legislative Gesten“ konzentrierten, anstatt diesen zu helfen, die strukturellen Probleme zu lösen, erklärte Verschueren. Die Einzelhändler hätten kaum direkte Verträge mit den Landwirten. Ihre Möglichkeiten, die Agrarmärkte zu beeinflussen, blieben daher begrenzt. In den Regalen stünden normalerweise Produkte, die bereits eine oder mehrere Stufen der Verarbeitung hinter sich hätten, gab der Eurocommerce-Generaldirektor zu bedenken. Der Preis für das landwirtschaftliche Produkt mache nur einen kleinen Teil der gesamten Kosten des Endproduktes aus.
Als Beispiel für eine aus seiner Sicht falsch laufende Debatte führte Verschueren die Diskussion über den Verkaufspreis von Trinkmilch an. Weniger als ein Fünftel der gesamten Rohmilchproduktion würden als Flüssigmilch verkauft. Die restlichen 80 % gingen in die Verarbeitung oder in den Export.
Der Eurocommerce-Generaldirektor warnte davor, eine Regulierung der Handelspraktiken oder anderer Aspekte in der Lieferkette als Heilmittel zur Lösung der Probleme der Landwirte anzusehen. Bereits im Juli hatte Eurocommerce mit einem Positionspapier zur Milchpreiskrise Stellung bezogen. Unter anderem sprachen sich die Verbände dabei gegen eine gesetzlich erzwungene Preistransparenz und „andere Formen der Intervention bei der Verteilung der Wertschöpfung“ aus, da sie ihrer Meinung nach auch nicht hälfen, die Position der Landwirte in der Lieferkette zu stärken. Vertrags- und Verhandlungfreiheit sollten ein zentrales Prinzip in Business-to-Business-Beziehungen bleiben, fordert Eurocommerce.